Die Präsentationstechnik schreitet fort.Das Tablet kann bei Vorträgen guteDienste leisten. Foto: StN

Die handlichen Computer helfen Rednern, allerdings ersetzt die Technik weder den Inhalt der Präsentation noch die Präsenz des Vortragenden.

Tablets sind auf dem Siegeszug. 2013 werden sie voraussichtlich Smartphones bei den mobilen Internetzugriffen überholen. Im Beruf unterstützen sie auch Vorträge, Präsentationen und Gespräche. 'Verstecken sollte man sich hinter seiner Technik aber nicht', rät Peter Flume zum sinnvollen Einsatz der neuen Flexibilität. Der Rhetoriktrainer legt Tablet-Besitzern ans Herz, vor dem Einsatz im Vortragsraum nützliche Anwendungen der flachen Multitalente einzuüben. 'Hektisches Wechseln gezeigter Inhalte oder ratloses Herumtippen kommen auch beim Tablet nicht gut.' Gekonnt bedient, ermöglichen die Rechner im Magazin-Format den spielerischen Umgang mit vorbereiteten Präsentationen. 'Ich muss nicht eine Folie nach der anderen zeigen oder bei Zeitnot vor den Augen des Publikums hektisch durchklicken', erklärt Flume. Rückfragen der Zuhörer bringen die geplante Präsentation nicht mehr durcheinander. Im Vorfeld zusammengestellte Hintergrundinformationen - auch Internet-Links - unterstreichen die Antworten. Weniger wichtige Folien ruft der Redner stattdessen einfach nicht auf. Die Zuhörer merken nicht, dass ursprünglich eine andere Reihenfolge vorgesehen war.

Keine Zeitverzögerungen mehr bei großen Datenmengen

Denn die verschiedenen Inhalte sind ausgebreitet auf dem handlichen Flatscreen - das Publikum sieht nur, was der Vortragende per Fingertipp zum Beamer schickt. Das Präsentationskonzept Grid für iPads bindet Videos, Musik, Bilder oder Texte und Tabellen in den Vortrag ein. Die Multimediadateien werden beim Abrufen direkt eingespielt - ohne die vorherige Fummelei, unterschiedliche Datenformate wie bei Powerpoint mühsam zu integrieren. 'Der Charme dabei ist, dass es keine Zeitverzögerungen mehr gibt bei großen Datenmengen wie etwa Videos oder Musik', sagt der Nürtinger Rhetorikprofi. Zuhörer würden es schätzen, dass der Redner nicht mehr zum Laptop läuft oder ihnen gar den Rücken zuwendet, um zu sehen, was gerade für alle sichtbar ist. 'Der Redner muss seinen Kontakt zum Publikum nicht mehr unterbrechen, sondern hat es sozusagen stets im Auge', sagt Flume. Der 47-Jährige findet es zudem wichtig, dass der Vortragende vor dem Wechsel des projizierten Inhalts weiß, was als Nächstes kommt: 'Ein Blick auf den Bildschirm in der Hand zeigt mir die nächste Folie, meine Notizen und optionale Begleitinformationen.'

Mit den entsprechenden Anwendungen - kurz Apps - bestückt, können die handlichen Computer noch mehr: Teleprompt+ beispielsweise verwandelt sie in Teleprompter. Die vorbereitete Rede läuft in großer Schrift und frei wählbarem Tempo über den Bildschirm. Ein Verfahren, das seit langem in Fernsehstudios eingesetzt wird, wo Moderatoren und Nachrichtensprecher ihre Texte von einem Bildschirm ablesen. Mit Teleprompt+ haben auch Redner ihren Spickzettel, die verbliebene Redezeit und das Publikum gleichzeitig im Blick. Flume rät aber davon ab, die App ohne Übung einzusetzen. Denn man muss ausprobiert haben, welche Schriftgröße die richtige ist oder welches Tempo dem eigenen Redefluss entspricht. Und der Teleprompter sei immer die zweite Wahl hinter dem freien Vortrag. Wer sich schon x-fach geärgert hat über ausgetrocknete Filzstifte, kann entspannen. Die App Jot! Whiteboard macht handschriftliche Notizen in unterschiedlichen Farben auch dem Publikum sichtbar. Sie spart Flipchart oder Tafel, weil sie Geschriebenes direkt per Beamer an die Wand wirft.

'Die beschreibbare Fläche eines Tablets ist kleiner als beim Flipchart'

Flume weiß, dass die Freude über das Ende eingetrockneter Stifte einen Wermutstropfen enthält: 'Die beschreibbare Fläche eines Tablets ist kleiner als beim Flipchart.' Auch zum Aufzeichnungsgerät taugen die flachen Alleskönner, etwa um Schulungen zu dokumentieren. Allerdings ersetzen sämtliche technischen Helferlein es nicht, eine Präsentation gut vorzubereiten. Und auch nicht, den Kontakt zum Publikum zu schaffen. Der Rhetoriktrainer betont, dass alle Medien, die mit dem Tablet präsentiert werden, zum Ziel des Vortrags passen müssen. Das legt der Redner im Vorfeld fest und damit auch den roten Faden, über den er seine Botschaft transportiert und dem die vorgesehenen Informationen zugeordnet werden. Für die Anbindung des Tablet an den Beamer braucht man hingegen keinen 'Faden' mehr. Bluetooth oder WLAN ermöglichen es, sich ungebunden von lästiger Verkabelung frei zu bewegen. Bei aller Begeisterung für die mobilen Screen-Rechner weist Flume darauf hin, dass ihre technischen Möglichkeiten nicht überstrapaziert werden dürfen: 'Wenn die Tatsache, wie der Redner sein iPad handhabt, mehr fasziniert als der Vortrag selbst, dann läuft etwas falsch.'

Und zu viele Medieneinspielungen ermüden. Ihr sparsames, gezieltes Aufrufen hingegen lockert die Präsentation auf. Auf keinen Fall seien die elektronischen Alleskönner Ersatz für fehlenden sprachlichen und körpersprachlichen Ausdruck beim Vortrag. Wer sein Publikum begeistert, obwohl er nur ein paar Karteikarten während der Darbietung in der Hand hält, könne ruhig dabei bleiben. 'Richtig eingesetzt bereichern und erleichtern Tablets jedoch die Präsentation komplexer Inhalte', fasst der Rhetorikexperte das Potenzial der jungen Technik zusammen.