Auch die SSB muss pro Jahr zwischen 30 und 50 Busfahrer ersetzten. Sie sind im Schichtdienst im Einsatz Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

In Deutschland zählt auch die Spezies Busfahrer zu den Mangelberufen. Dem Fehlen von Fachkräften mit Flüchtlingen abzuhelfen sei aber kurzfristig nicht möglich, sagten Experten beim Branchentreff in der Schleyerhalle.

Stuttgart - Den Ansturm von Flüchtlingen als Chance gegen den grassierenden Fahrermangel im Busverkehr zu sehen hält Klaus Sedelmeier für keine zielführende Überlegung. Er selbst mache zwar im Betrieb gute Erfahrungen mit zwei 25 und 28 Jahre alten Flüchtlingen aus Gambia und Ghana, die als Reinigungskräfte eingesetzt würden. „Aber die schulische Ausbildung ist mangelhaft, es wird Jahre dauern, bis diese als Fachkräfte für unsere Branche zur Verfügung stehen“, sagte der wiedergewählt Vorsitzende des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) am Freitag bei einer Pressekonferenz in der Schleyerhalle.

Nach einer Hochrechnung der Gütegemeinschaft Buskomfort werden jährlich 14 500 neue Chauffeure gebraucht, denn die Männer und Frauen drehen schon länger am Lenkrad. 70 Prozent der Fahrer sind älter als 45 Jahre, 16 Prozent älter als 61. „Das Thema hat das eine oder andere Mitgliedsunternehmen eingeholt“, sagt Sedelmeier. Fahrer würden daher aus Spanien, Portugal, Griechenland oder Rumänien rekrutiert. Länder, mit hoher Jugendarbeitslosigkeit.

Früher lieferte die Bundeswehr den Nachwuchs

Viele Jahre lieferte die Bundeswehr den Betrieben Nachwuchs. Der hatte den Lkw- oder Bus-Führerschein kostenlos in Uniform erworben. Seit Deutschland auf eine Freiwilligenarmee baut, ist die Quelle versiegt. Dazu kommt der steigende Bedarf durch erfolgreiche Fernreisebus-Unternehmen und, ein Spezialfall, das Abwerben von Fahrern durch Schweizer Betriebe. „Sie erhalten dort umgerechnet 6000 Euro“, sagt WBO-Geschäftsführer Witgar Weber.

Ein Busführerschein kostet rund 10 000 Euro. 140 Fahrsunden sind vorgeschrieben. Mit Auszubildenden dürfe nicht vereinbart werden, dass diese im Betrieb bleiben müssten, wenn der den Führerschein zahlt, sagt Weber. Das gehe nur bei Quereinsteigern.

Bei den Stuttgarter Straßenbahnen, die bei 650 Fahrern einen jährlichen Bedarf von 40 bis 50 Chauffeuren haben, wird diese Regelung angewandt. „Wer bei uns die 14 Wochen dauernde Ausbildung macht, den möchten wir eine gewisse Zeit bei uns wissen“, sagt eine Sprecherin. In diesem Jahr wurden 48 Fahrer ausgebildet, 2016 sollen es mindestens 24 sein. Das Entgelt liegt bei 2613 Euro, plus Zuschlägen. Voraussetzung sind neben der Bereitschaft zum Schichtdienst „angemessene Deutschkenntnisse“.

Ohne gute Deutschkenntnisse geht es nicht

Die Busfahrer müssen nicht nur ein 18,75 Meter langes Gefährt berührungsfrei durch den Großstadtdschungel lenken, „sie müssen auch die Tarife kennen und gut Deutsch sprechen, um Auskunft zu geben, sich mit den Passagieren zu unterhalten“, sagt ein Sprecher der Bahn-Tochter Regiobus Stuttgart. Sie hat für ihre 300 eigenen Busse 470 Fahrer verpflichtet – und eine Stellenanzeige im Netz stehen. „Wir freuen uns über jeden Bewerber“, sagt der Sprecher. Anfragen von Flüchtlingen gebe es bisher keine. Selbst solche aus Syrien, die eine gute Schulbindung genossen hätten, seien mit der Sprachhürde überfordert, sagt Weber. Was aber auch für manchen Deutschen gelte, der in die Eidgenossenschaft wolle. „Wer dort kein klares, gutes Deutsch spricht, wird nach der ersten Vorstellung nicht mehr eingeladen“, sagt Sedelmeier.