Die Ludwigsburger Antiquariatsmesse in der Musikhalle Foto: promo

An diesem Donnerstag eröffnet zum 30. Mal die Antiquaria in der Ludwigsburger Musikhalle ihre Pforten. Mit 53 Ausstellern ist die Messe ausgebucht. Die Eintrittskarte ist auch gültig für die Stuttgarter Antiquariatsmesse.

Ludwigsburg - „Kruschtelig“ ist ein Wort, das Petra Bewer gerne verwendet, um die Antiquaria, die Antiquariatsmesse Ludwigsburg, zu charakterisieren, die sie in diesem Jahr zum 30. Mal organisiert. Dahinter steckt viel gewachsenes historisches Selbstbewusstsein einer Messe, die einige Jahre im Schatten der zeitnah stattfindenden Stuttgarter Antiquariatsmesse in der Ludwigsburger Musikhalle ihre Pforten öffnete. Viele Jahre überwog der Konkurrenzgedanke zwischen Stuttgart und Ludwigsburg: Spitzenexemplare zu Spitzenpreisen im noblen Kunstgebäude am Schlossplatz, Sammelwertes für den kleineren Geldbeutel in Ludwigsburg.

Vieles davon ist Geschichte. Die Antiquaria ist längst nicht mehr ein Hort jener, die sich gerne unter Sammelbegriffen wie alternativ, Sponti oder links einordnen lassen, auch wenn sich noch einige Eigenheiten aus jenen früheren Tagen bewahrt haben. Die Antiquaria Ludwigsburg ist eine Veranstaltung, die sich längst im nationalen Messekalender eigenständig behauptet: 53 Aussteller kommen auch 2016 – damit ist die Musikhalle schon seit Jahren ausgebucht. Und sie können wie in den vergangenen Jahren auf etwa 2000 interessierte Besucher hoffen.

Ausgezeichnetes Fotobuch

Statt einiger Spitzenexemplare in den Kategorien Preis und Seltenheit wird in Ludwigsburg jährlich ein Thema in den Mittelpunkt gerückt, in diesem Jahr die Musik. Und zum Thema Nachhaltigkeit wird jährlich der Antiquaria-Preis verliehen, mit dem neue Aspekte des antiquarischen Sammelns aufgegriffen werden. So geht es in diesem Jahr mit der Verleihung an den Designer Manfred Heiting und den Kunstwissenschaftler Roland Jaeger erstmals um Fotobücher, die im antiquarischen Handel immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Zum Thema Musik bietet das Antiquariat Kleemann die Partituren der Mozart-Opern „Zauberflöte“ und „Hochzeit des Figaro“ als deutsche Erstdrucke der Jahre 1814 und 1819 für 3500 beziehungsweise 3000 Euro. Teurer sind die „Geystlichen Lieder“ aus einem Gesangbuch von 1545 für 42 000 Euro (Antiquariat Krüger). Am teuersten dürfte – ganz unmusikalisch – „der Hexenhammer“ sein, eine komplexe Anleitung zur Verfolgung von Hexen für 175 000 Euro (Antiquariat Inlibris/Kotte) von 1487 und damit das älteste Exemplar in Ludwigsburg.

Handliche Liederbücher

Doch solche Superlative sind nicht das Hauptanliegen der Antiquaria, und so bietet Sander (Dresden) handliche Liederbücher für Gastwirt-Gehilfen (150 Euro), Schiedsrichter und Fußballspieler (700 Euro), deutsche Motorradfahrer (700 Euro) oder für die Angestellten der Großen Berliner Straßenbahn (200 Euro), alle herausgegeben Anfang des 20. Jahrhunderts. „Viele Stände bieten auch noch Bücher für unter 100 Euro an, die nicht im Katalog stehen“, so Bewer. Günstige antiquarische Angebote gibt es freilich ebenso im Internet. Bewer ist da um Abgrenzung bemüht: „Es ist keinem Aussteller geholfen, wenn er Ramschware anbietet.“

Diese Fürsorge kommt gut an. Regina Kurz aus Oberaudorf ist von Anfang an mit dabei: „Bewer ist offen für Veränderungen, das kommt gut an. Wir könnten auch in Stuttgart ausstellen, aber Ludwigsburg passt besser zu uns. Peter Truppe aus Wien kommt zum ersten Mal nach Ludwigsburg, war wie Kurz früher bei den Antiquariatsmessen in Leipzig oder Frankfurt/Main präsent, stellt jetzt aber fest: „Die wurden zu teuer und zu aufwendig, werden auch immer weniger beachtet. An Ludwigsburg gefällt mir die enge Verknüpfung zu Stuttgart. Inzwischen sind sechs Wiener Kollegen in Ludwigsburg präsent. Sie sind voller Lob.“