Inzwischen auch als DVD für das Filmabenteuer zu Hause zu haben: Anfy Serkis' Gollum in Peter Jacksons Tolkien-Verfilmung "Der Hobbit" Foto: Warner

Andy Serkis hat Gollum in „Der Herr der Ringe“ (2001) seinen Körper geliehen und dem Riesengorilla in „King Kong“ (2005). In „Planet der Affen“ (2011) gibt Andy Serkis dem Schimpansen Caesar Gesten und Mimik. Am Mittwoch gab Serkis bei der Fachmesse FMX Einblicke in seine Arbeit.

„Performance Capture“ nennt Serkis seine Profession: Er trägt mit Sensoren gespickte Anzüge und Kopfbedeckungen, anhand derer ein Computerprogramm seine Bewegungen und Regungen exakt einfangen kann. Die Technik entwickelt sich rasant. „Beim ,Herrn der Ringe’ war ich die ganze Zeit am Set und habe Gollum tatsächlich gespielt, musste jede Szene aber im Studio mit Anzug wiederholen – heute können wir direkt am Set mit Anzug drehen.“ Trotzdem war Gollum für ihn ein guter Einstieg: „Er ist eine gespaltene Persönlichkeit, die ständig Selbstgespräche führt, deshalb war er leicht zu greifen“, sagt Serkis am Mittwoch in Stuttgart. Als Stargast der Fachkonferenz FMX gibt er Einblicke in seine Arbeit.

Vor allem in Sachen Mimik hat sich seit dem Ringen um Mittelerde in „Der Herr der der Ringe“ einiges getan. „Gollums Gesicht wurde hinterher stark animiert“, sagt Serkis, „bei King Kong habe wir erstmals auch mein Gesicht aufgezeichnet, ich hatte im ganzen Gesicht Marker. Und wenn ich Caesar anschaue, dann sehe ich wirklich mich selbst.“ Caesar ist der Anführer einer Gruppe Menschenaffen, die im ersten Teil der Neuauflage von „Planet der Affen“ aus einem Gehege ausbricht, während unter den Menschen eine Pandemie ausbricht, die sie auszurotten droht.

Im zweiten Teil, der zehn Jahre später spielt und in diesem in die Kinos kommt, hat sich eine friedliche Affenkolonie entwickelt, der überlebende Menschen ins Gehege kommen. Serkis macht aus Caesar einen reflektierten Affen-Anführer, der Hitzköpfe bremst, über Entscheidungen brütet, alle Menschenaffen-Dialekte versteht, eine allgemeinverständliche Zeichensprache für alle eingeführt hat und sogar die menschliche Sprache beherrscht. Gedreht wurde nahezu vollständig im Freien, in Wäldern bei Vancouver und New Orleans.

Es gab eine Probenphase vorab, um aus den Affen mit ihren unterschiedlichen Charakteren eine echte soziale Gemeinschaft zu formen. „Vor jedem Dreh mussten wir uns erstmal in Stimmung bringen, die Verwandlung zum Affen geht nicht auf Knopfdruck“, sagt Serkis. Die Gefahr einer Vermenschlichung von Tieren stellt sich ihm nicht: „Wir haben es verlernt, mit Tieren zu kommunizieren, und wenn ich ihnen menschliche Züge gebe, spreche ich die animalische Seite in uns Menschen an.“ Als Bedrohung für seinen Berufsstand sieht er die neue Technik nicht – sondern als Bereicherung: „Die Technik ist für uns Schauspieler unglaublich befreiend, denn wir brauchen keine Maske. Die Kollegen, die 1968 die Affen gespielt haben, konnten unter ihrer Affenmaske kaum Mimik zeigen.“

Als Gollum war Serkis ein Pionier unter den Bewegungsmodellen, inzwischen ist deren Einsatz fester Bestandteil vieler Filmproduktionen. 2011 hat Serkis in London die Firma The Imaginarium gegründet, ein auf Peformance-Capture spezialisiertes Studio. „Es ist eher Labor, eine Werkstatt, ein Ort, an dem die Vorstellungskraft sich austoben kann“, sagt er. „Wir lassen hier Menschen alles mögliche spielen – und den nicht-humanoiden Charakteren gehört die Zukunft.“

An zwei entsprechenden Projekten arbeitet Serkis derzeit. Beim „Hobbit“ (2012), in dem er erneut den Gollum spielte, vertraute ihm Regisseur Peter Jackson schon den Posten des Regisseurs der Second Unit an – nun soll er für Warner Rudyard Kiplings „Das Dschungelbuch“ neu inszenieren. Außerdem möchte er auf eigene Faust Aldous Huxleys „Animal Farm“ auf die Leinwand bringen. „Wir haben viel Zeit auf dem Bauernhof verbracht und eine Weile daran getüftelt, wie Schauspieler Vierbeiner und Hühner darstellen können“, sagt Serkis, „auf jeden Fall werden alle Tiere von Menschen gespielt“. Ob er selbst in Schwein, Pferd oder Huhn schlüpfen wird, verrät er am Mittwoch in Stuttgart noch nicht.