Nach der Schießerei in einer High School im US-Staat Washington mit zwei Toten und vier Schwerverletzten wird über das Motiv gerätselt. Foto: EPA

Die Nachrichten, die der jugendliche Amokläufer kurz vor seiner Tat an einer Highschool im US-Staat Washington auf Twitter veröffentlicht hat, könnten Hinweise auf ein mögliches Motiv geben.

Seattle - Nach der Schießerei in einer High School im US-Staat Washington mit zwei Toten und vier Schwerverletzten wird über das Motiv gerätselt. Ein möglicher Auslöser könnte Liebeskummer sein, darauf deuten Einträge des Schützen beim Kurznachrichtendienst Twitter hin. Drei der Opfer, alle 14 Jahre alt, schwebten am Wochenende in Lebensgefahr. Zwei von ihnen sind Cousins des Täters, der sich nach der Bluttat selbst erschossen hatte.

Der 14-Jährige hatte am Freitag in einer Cafeteria der Marysville Pilchuck High School bei Seattle plötzlich das Feuer eröffnet. Ein ebenfalls 14 Jahre altes Mädchen war sofort tot, die vier weiteren Mitschüler wurden im Kopf getroffen. Zwei der Verletzten seien Cousins des Schützen gewesen, zitierten die „Seattle Times“ und der Sender CNN den Großvater der Beiden. Augenzeugen berichteten, der Neuntklässler habe nicht willkürlich um sich geschossen, sondern gezielt Mitschüler an einem Tisch ins Visier genommen.

Die Polizei äußerte sich zunächst nicht zum möglichen Tatmotiv. Schulkameraden zufolge war der Schütze an der High School nördlich von Seattle alles andere als ein Außenseiter: Er sei vielmehr äußerst beliebt gewesen. So spielte er im Football-Team der Schule und war erst kürzlich zum Vertreter seiner Klasse gekürt worden. „Niemand hätte so etwas von ihm erwartet“, meinte ein Klassenkamerad nach der Tat. Eine andere Mitschülerin sagte: „Er war ein wirklich netter Junge.“ Twitter-Äußerungen des Schützen Jaylen Fryberg deuten indessen darauf hin, dass ihn in den Tagen vor der Tat etwas quälte. Mitschüler schilderten, dass er über die Zurückweisung durch ein Mädchen und durch angebliche rassistische Beschimpfungen während eines Fußballtrainings aufgebracht gewesen sei. Fryberg war Mitglied einer prominenten Familie des örtlichen Tulalip-Indianerstammes. Seine Twitter-Seite zeigt ihn in Stammeskleidung mit Federkopfschmuck.

"Ich hasse es, dass ich nicht ohne Dich leben kann"

Am Tag vor der Schießerei schrieb der Teenager: „Es wird nicht andauern... Es wird niemals andauern...“ Eine andere Botschaft lautete: „Ich hätte auf Dich hören sollen. Du hattest recht.“ Am vergangenen Dienstag twitterte der Junge: „Es zerbricht mich... Es tut es wirklich...“ Und einen Monat zuvor: „Ich hasse es, dass ich nicht ohne Dich leben kann.“ Die Bluttat ereignete sich am Freitagvormittag (Ortszeit), als zahlreiche Schüler zum Lunch in die Cafeteria strömten. Der Teenager sei plötzlich aufgestanden, zu einem Tisch gegangen und habe zu schießen begonnen, schilderte Mitschüler Jordan Luton dem Sender CNN. „Er kam von hinten“, sagte er. „Sie waren seine Freunde, es war kein Zufall.“ Auch Augenzeuge Zach Yarbrough schilderte in der „Seattle Times“, wie der Schütze „seinen Arm ausstreckte und drei bis vier Mal schoss“. Ein weiterer Teenager berichtete: „Ich sah drei Schüler unter den Tisch fallen... Ich habe mich dann selbst unter dem Tisch versteckt.“ Dann habe der Schütze nachladen müssen. „Da bin ich weggerannt.“

Die Polizei bestätigte, dass sich der Täter dann selbst erschossen habe. CNN zufolge richtete er die Waffe gegen sich selbst, als eine Lehrerin ihn am Arm fasste, um ihn zu stoppen. In den USA kommt es immer wieder zu Schulschießereien. Die bisher schlimmste ereignete sich Ende 2012 an einer Grundschule in Newtown in Connecticut: Ein ehemaliger Schüler tötete 20 Kinder sowie 6 Erwachsene und sich selbst. Vorstöße der Regierung von Präsident Barack Obama zu schärferen Waffengesetzen sind bisher stets am Widerstand der Waffenlobby gescheitert.

In Nordkalifornien erschoss unterdessen ein 34-Jähriger zwei Polizisten und verletzte zwei weitere Menschen. Der erste Beamte wurde getötet, als er sich in Sacramento dem Fahrzeug des Mannes näherte, der zweite später während einer dramatischen Verfolgungsjagd. Der Täter ergab sich schließlich nach sechs Stunden, nachdem er sich in einem Haus verbarrikadiert und die Polizei Tränengas eingesetzt hatte.