Das Interesse an der jüngsten Bürgerversammlung zum Thema Nahwärmenetz war erneut groß. Es ging um die Frage der Gründung einer Bürgergenossenschaft. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerversammlung weist Weg Richtung Genossenschaft für geplantes Neuhengstetter Nahwärmenetz

Von Annette Selter-Gehring

Althengstett-Neuhengstett. Dagmar Eisenbach aus Bittelbronn bei Haigerloch stellte im Rahmen einer Bürgerversammlung in der Neuhengstetter Festhalle die Chancen und Möglichkeiten der Gründung einer Bürgergenossenschaft auf dem Weg zu einem eigenen Nahwärmenetz vor.

Die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft ist in den vergangenen Jahren im Zusammenhang mit der Realisierung von dezentralen Projekten zur Gewinnung und Nutzung erneuerbarer Energien auf dem Vormarsch.

Im Vorfeld der Ausführungen von Eisenbach stellte Ortsvorsteher Gerhard Dietz klar, dass es an diesem Abend nicht um technische Fakten, Fragen zu Kosten, Finanzierung und Rendite oder notwendige Anschlussbereitschaft gehe. Wer sich darüber weiter informieren wolle, könne das ausführliche Gutachten der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH einsehen, das im September an selber Stelle vorgestellt wurde und bei der Gemeindeverwaltung erhältlich sei. Die aktuelle Veranstaltung solle zur Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft in Neuhengstett ermutigen, deren Aufgabe es dann sei, das Nahwärmenetz in Eigenregie zu konzipieren, zu planen, aufzubauen und zu betreiben.

Bürgermeister Clemens Götz sieht in einer Bürgergenossenschaft zahlreiche Vorteile. Nicht zuletzt die Überzeugungskraft engagierter Bürger, weitere potentielle Nutzer zu gewinnen, hob er hervor: "Es wäre eine gute Sache, wenn hier heute Abend der Funke zündet".

In Bittelbronn wurde die Idee zu einem eigenen Nahwärmenetz 2009 konkret und 2010 die Bürgergenossenschaft "BioEnergie Bittelbronn e.G." gegründet. Von Beginn an engagierte sich Eisenbach in der Genossenschaft ihres Heimatdorfes. "Ich sage nicht, dass es ein einfacher Weg ist und dass es nicht auch Rückschläge zu verkraften gibt, aber es lohnt sich", sagte die Referentin, die darauf hinwies, dass diesen "Sprung ins kalte Wasser" in den vergangenen Jahren in Deutschland viele gewagt haben. Baden-Württemberg gilt zusammen mit Bayern als Hochburg.

Maßgeblich für das Gelingen eines solchen Projekts sind das persönliche Engagement, der Sachverstand und die unterschiedlichen Fähigkeiten Einzelner, vom Handwerker bis hin zum Finanzierungsexperten, die sich in der Bürgergenossenschaft einbringen. "Begeisterte Leute vor Ort, die bereit sind, Zeit für die Sache zu investieren, Beharrlichkeit, eine offene und breit angelegte Kommunikation und die Einbeziehung möglichst neutraler Experten", nannte Eisenbach als Erfolgsfaktoren und fügte hinzu: "Vor allem brauchen Sie Menschen mit einem unerschütterlichen Optimismus." Wer nur auf hohe Renditen schiele, sei bei einer Bürgergenossenschaft am falschen Platz.

Nach dem Vortrag forderte Moderator Jochen Häussermann-Schuler, der durch den Abend führte, dazu auf, in den Tischgruppen über die Frage "Und? Machst du mit?" zu diskutieren.