Die Fahrradboxen an der Bus-Haltestellte "Bundesstraße" können jetzt genutzt werden. Gisela Volz (links) und Gerhard Dietz (rechts) inspizieren die Neuanschaffung. Zweiradfahrer Clemens Götz macht derweil die Probe aufs Exempel. Foto: Mikulcic Foto: Schwarzwälder-Bote

Fahrradboxen an der B 295 bei Neuhengstett aufgestellt / Gemeinde und Busunternehmen als Partner

Von Marija Mikulcic

Althengstett-Neuhengstett. Pendler hierzulande bedienen sich in der Regel eines Autos. Die Alternativen der Hartgesottenen sind nicht jedermanns Sache. Nun lässt sich an der Bundesstraße 295 mit einem Zugewinn an Komfort autofrei pendeln.

Fünf Fahrradboxen wurden gestern Vormittag in Betrieb genommen. Fünf Euro kostet der Monat. Für 50 Euro ist dem Drahtesel ein einjähriges Unterstandsrecht erkauft. Schlüssel und Informationen hält die Ortsverwaltung Neuhengstett bereit. Die Partner Neuhengstetts bei der Stärkung des umweltfreundlichen Verkehrs sind die Gemeinde Althengstett und das Busunternehmen Volz. Das Datum war mit Bedacht gewählt, schließlich wird in vielen Nationen am 5. Juni der "Tag der Umwelt" begangen. "Natur ganz nah – gut leben in der Stadt", heißt das Motto des diesjährigen "Umwelt-Verschnauf-Tages".

Die Probleme von Großstädten, die täglich zwischen Chaos und Katastrophe balancieren, hat man im Gäu nicht. Wer die Ausdauer aufbringt, sich einen Tag an der Bundesstraße zu postieren und für jedes vorbeifahrende Auto ein Strichlein auf ein Blatt zu setzen, der wird entweder frühzeitig die Nase voll oder am Abend einen vor Strichen überquellenden Blätterhaufen neben sich haben. Der Individualverkehr hat im flächig besiedelten ländlichen Raum aus ersichtlichem Grund einen festen Platz. Und doch: Innehalten tut Not. Umweltschutz ist in Zeiten zunehmend spürbarer Klima-Kapriolen kein Luxus-Anliegen.

In Althengstett macht’s der Bürgermeister vor. Auch zum Termin an der Bundesstraße erscheint Clemens Götz mit Helm auf seinem dunkelblauen Trekkingrad. Der Kurs vom Verwaltungschef ist ein starkes Signal: Für kurze Strecken ist das Rad ideal.

"Ich freue mich riesig über die Radboxen", zeigt sich Gisela Volz über diesen weiteren Schritt auf dem "Calwer Weg" zufrieden. Diese freiwillige Vereinbarung zwischen Landkreis und ortsansässigen Verkehrsunternehmen sieht vor, den Öffentlichen Personnennahverkehr (ÖPNV) im Kreis insgesamt voranzubringen. Die Fahrradboxen sind der jüngste Coup. Eine neue Spätbusverbindung am Wochenende (wir berichteten) wird seit Anfang April bereits gut angenommen.

"Wir haben aber auch den Mut, Sachen wieder einzustellen", betont der Neuhengstetter Ortsvorsteher Gerhard Dietz die Flexibilität der Partner. Schließlich solle nichts übergestülpt, sondern sollten vor allen Dingen Anregungen aus der Bevölkerung aufgegriffen und neue Anreize zum "Umsteigen" geschaffen werden.

Die Hengstetter links und rechts der B 295 nehmen in Sachen "intelligente Mobilität" – zu Deutsch: Es geht auch ohne Auto – mit der Installierung der abschließbaren Boxen eine Vorreiterrolle ein. "Das könnte schon so ein Leuchtturmprojekt sein", wünscht und prognostiziert die Dame im Bunde.

Noch ist der robuste Drahteselstall ein Unikum in der Umgebung. Volz kann sich aber vorstellen, dass es, beispielsweise im vergleichbar liegenden Monakam, bald Nachahmer geben könnte. Diese wären, da sind sich Dietz, Götz und Volz einig, durchaus erwünscht.