Die Grünen-Europaabgeordnete Maria Heubuch, ehemalige Milchbäuerin aus Leutkirch im Allgäu, beim Gespräch mit Johannes Schwarz in Althengstett. Foto: Volle Foto: Schwarzwälder-Bote

Grünen-Europaabgeordnete prangert Massenproduktion an

Calw/Althengstett. Vom Wegfall der Milchquote profitiert ausschließlich die Milchindustrie. Mit dieser Aussage führte die Grünen-Europaabgeordnete Maria Heubuch ihre Ausführungen zur aktuellen Situation in der Landwirtschaft ein. Johannes Schwarz, Landtagskandidat für Bündnis 90/Die Grünen, hatte die ehemalige Milchbäuerin aus Leutkirch im Allgäu zum Gedankenaustausch mit Interessierten in das neue Bio-Laden-Bistro nach Althengstett eingeladen.

Wer sich in den vergangenen Jahren mit der Situation der Landwirtschaft beschäftigt habe, konnte nach Ansicht Heubuchs nicht wirklich überrascht sein über deren aktuelle Entwicklung. Schon seit 2005 sei die Quote zurückgenommen worden mit dem Ziel, dass sich die Milchproduzenten an den Weltmarkt gewöhnen. "Aber an Preise, die nicht kostendeckend sind, kann man sich nicht gewöhnen", konterte sie. In der Landwirtschaft überleben könne nur, wer auf Masse produziere. Kämen dann allerdings Absatzschwierigkeiten hinzu, wie beispielsweise durch den Einbruch des Milchmarktes in China und eine deutliche Mehrproduktion von Milch in den USA, dann folge darauf zwangsläufig der Preisverfall, dessen Auswirkungen derzeit die gesamteuropäische Agrarwirtschaft zu spüren bekomme.

Einen weiteren Fehler machte Heubuch im Umgang mit diesem Milchpreisverfall aus. Anstatt, wie in der Wirtschaft üblich, das Überangebot herunterzufahren, versuche man verzweifelt, die Nachfrage nach Milch zu verstärken. "Da wird massenweise Milch produziert und erst dann nach einem Absatzmarkt gesucht, das ist die falsche Reihenfolge", prangerte Heubuch an, "davon profitiert einzig und allein die Milchindustrie".

Erklärtes Ziel der Milchindustrie sei es, sich am Weltmarkt zu platzieren, was bislang durch die Milchquote nicht möglich gewesen sei. Die Landwirtschaft entwickle sich immer mehr in Richtung Industrialisierung. Ihr würden eine nachhaltige, ökologisch sinnvolle und sozial verträgliche Landwirtschaft leichtfertig geopfert. Aus dieser Misere heraus führt nach Ansicht der Europaabgeordneten nur die verstärkte Hinwendung zu einer auf die gesunden Kreisläufe der Natur ausgerichteten Landwirtschaft. Das hätte zur Folge, dass sich Probleme wie ein zu hoher Nitratgehalt im Boden, Absatzschwierigkeiten und nicht zuletzt die permanenten Existenznöte der Landwirte von selber lösen.

In Baden-Württemberg gehe die Grün-Rote Landesregierung mit gutem Beispiel voran, indem sie gerade die kleinen bäuerlichen Familienbetriebe verstärkt fördere und damit dem Trend zur Industrialisierung entgegenwirke. Ihren Zuhörern legte Maria Heubuch abschließend ans Herz, die Macht des Verbrauchers zu nutzen: "Achten Sie beim Einkauf darauf, dass die Lebensmittel möglichst aus der Region kommen."