Reformationsjubiläum: Mitreißendes Singspiel beleuchtet in sechs Szenen das Leben von Martin Luther

Das Jubiläumsjahr der Reformation schreitet fort und rückt mit vielen Veranstaltungen Martin Luther sowie die durch ihn angestoßenen Reformation immer mehr ins Bewusstsein nicht nur der evangelischen Christen.

Althengstett. So haben sich auch in Althengstett Kinder und Jugendliche der Gemeinschaftsschule sowie aus der evangelischen Kirchengemeinde des großen Reformators und seines Lebens angenommen. In einem Singspiel beleuchteten sie in sechs Szenen das Leben des ehemaligen Mönchs und stellten Bezüge zu ihrer heutigen Welt her. Pfarrer Martin Schoch schrieb die Szenentexte rund um die Lieder von Frank Wiedmann.

Seit März probten die Protagonisten eifrig und brachten eine beeindruckende Vorführung auf die Bühne der Althengstetter Festhalle. Es ist der 31. Oktober. Eine lautstarke Kindertruppe zieht durch die Straßen des kleinen Städtchens. "Süßes oder Saures!" rufen sie, denn es ist Halloween. Da kommen sie vor eine geheimnisvolle mittelalterliche Tür und klopfen zögernd. Der fremde Mann, der öffnet, ist überrascht über das seltsame Treiben in der Stadt. Es ist Martin Luther, der die Kinder mitnimmt auf eine spannende Zeitreise und ihnen seine damalige Welt eröffnet.

"Martin Luther und seine Angst" ist die erste Szene überschrieben. Die Kinder erzählen von ihren Ängsten, der Angst, nicht gut genug zu sein und vor dem Versagen in der Schule. Martin macht deutlich, wie die Menschen seiner Zeit Angst vor einem übermächtigen strafenden Gott hatten und versuchten, sich seine Gnade mit Beichte sowie Ablasszahlungen zu erkaufen, was nicht wirklich frei machte.

Sicherer Auftritt

Jede Szene unterstrich der Chor mit einem lebhaften, rhythmisch ausdrucksstarken Lied, das die Kinder sicher präsentierten. So wie nach der zweiten Szene, die Martin und sein Gelübde zum Thema hatte: "Das schlägt ein wie ein Blitz, knallt glutheiß durch alle Poren..."

Um Glaube und Gerechtigkeit drehte sich die dritte Szene. Mutig war Martin Luther, als er seine Thesen nicht widerrief, sondern standhaft aufs Evangelium baute. Er war sicher, dass er auch im Tod nicht verlieren kann, weil er in Gottes Hand geborgen ist. Die Kinder illustrierten die Szene mit einer Demo für eine Kirchenmitarbeiterin, die entlassen wurde. Dafür zogen sie laut skandierend mit Transparenten durch die Halle.

Eine Schulszene – herrlich authentisch dargestellt von den Kindern, die über Schulbänke tobten, bis die Lehrerin kam – machte deutlich, wie wertvoll es ist, das Wort Gottes in der eigenen Sprache lesen und damit auch verstehen zu können. In der letzten Szene kam auch noch Luthers Frau Katharina auf die Bühne. "Luther und die Liebe" war die Szene überschrieben. "Du bist doch ein Mönch und ein Pfarrer, ihr dürft doch gar nicht heiraten?", wunderten sich die Kinder. "Seit meiner Zeit dürfen Pfarrer heiraten und seither gibt es auch Pfarrerskinder", klärte der Reformator auf. Das letzte Lied des Singspiels war denn auch für Katharina. "Wohin die Liebe fällt, da wackelt die Welt", sangen die jungen Choristen noch einmal voller Herzblut und mit herrlich lebendiger Gestik. Sie wurden am Klavier begleitet von Sabine Bürkle, die auch die musikalische Leitung des Singspiels innehatte. Angela Hartnagel (Gitarre), Hubert Herdter (Schlagzeug) und Sarah-Maria Wolf mit der Querflöte steuerten als Band den passenden Sound bei. Großer Applaus des begeisterten Publikums in der vollen Festhalle belohnte die Akteure, die um eine Zugabe nicht herum kamen.