Meterhoch haben sich bei den Unwettern in Bosnien Geröll und Schlamm aufgehäuft. Der Wiederaufbau kostet die Menschen viel Kraft. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Gechinger Hilfstransport ins bosnische Hochwassergebiet

Von Marion Selent-Witowski

Gechingen. Menschen in größter Not wieder Hoffnung zu geben, kann eine unvergessliche Erfahrung und persönliche Bereicherung sein. So erlebte es jedenfalls eine Gruppe Gechinger Helfer, die ins Hochwassergebiet nach Bosnien fuhr.

Was Naturgewalten anrichten können, wissen die Gechinger seit dem 15. Mai 2009 nur allzu gut. Damals war vor allem der Ortskern nach heftigen Regenfällen innerhalb kürzester Zeit überflutet worden. Auch wenn die Auswirkungen dieses Unwetters im Vergleich zu denen in Südosteuropa sich in Grenzen hielten, kann Nina Osmanlic nachfühlen, wie es den Menschen auf dem Balkan ergeht. Sie ist mit einem Bosnier verheiratet und lebt mit ihrer Familie in der Gäugemeinde. "Wir waren 2009 selbst vom Hochwasser betroffen und wollten unbedingt etwas tun", sagt die Gechingerin.

Gemeinsam mit Farrokh Fajazi, die vor Jahren die Internationale Frauengruppe ins Leben gerufen hat, wurde ein Hilfstransport ins Katastrophengebiet organisiert (wir berichteten). Fast eine Million Einwohner sind in Bosnien und Herzegowina, Kroatien sowie Serbien vom Hochwasser betroffen. Durch die schlimmste Flutkatastrophe auf dem Balkan seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sind bereits Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die, die es geschafft haben, den Fluten und Erdrutschen zu trotzen, stehen zum Großteil ohne Hab und Gut da. Das Hochwasser und dessen Folgen haben die Länder auf dem Balkan weiter fest im Griff.

Am dringendsten benötigte Dinge des täglichen Lebens wie Babynahrung, Windeln, Flaschen, Schnuller, Kleidung für Säuglinge und Kinder, Socken, Unterwäsche, Gummistiefel, Schaufeln, Arbeitshandschuhe, Schlafsäcke, Decken und Kissen brachte die Helfergruppe um Farrokh Fajazi und Edvin Osmanlic nach Bosnien. Dort wurden die Hilfsgüter mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes weiterverteilt.

"Man kann sich kaum vorstellen, wie es dort aussieht. Wie schlimm die Lage ist, begreift man erst, wenn man die großen Schäden und Unmengen an Schlamm und Geröll selbst gesehen hat", berichtet die 56-jährige Farrokh Fajazi. Sich fortzubewegen, sei teils sehr schwierig gewesen, da viele Straßen zerstört sind. Deshalb sei man oft mit einem Traktor unterwegs gewesen.

Am meisten beeindruckt hat die Gechingerin, wie die Betroffenen mit der Situation umgehen: "Ich habe niemanden getroffen, der mir sein Leid geklagt und gejammert hat. Alle versuchen, das Beste aus der Lage zu machen und packen gemeinsam für den Wiederaufbau an. Die Menschen sind völlig verzweifelt, sind uns aber immer mit einem Lächeln begegnet". Außerdem seien die Flutopfer auch in der größten Not äußerst gastfreundlich: "Eine Familie hat sich entschuldigt, dass sie uns keinen Kaffee anbieten kann und wollte uns von ihrem derzeit mehr als kostbaren Trinkwasser abgeben."

Mit einem haben die beiden Frauen nicht gerechnet: der großen Spendenbereitschaft in Gechingen und den umliegenden Gäugemeinden. Dankbar sind die Helfer auch der Firma Sehon, die die Transportfahrzeuge zur Verfügung gestellt hat, und Petra Nehring, die den Gechinger Rewe-Markt betreibt. Auch sie war 2009 mit ihrem damaligen Ladengeschäft in Gechingen vom Hochwasser betroffen und nun sofort dazu bereit, Lebensmittel für den Transport zu spenden. Außerdem hat der Arbeitskreis Heimatgeschichte Räume zum Zwischenlagern der Spenden zur Verfügung gestellt.