Edda Kanzleiter (rechts) sowie Helga Eichler stricken jede Menge Socken. Mit dem Verkaufserlös helfen sie benachteiligten Menschen in Äthiopien. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehemalige Nachbarinnen Edda Kanzleiter und Helga Eichler stricken Socken für Ausbildung behinderter Afrikaner

Von Steffi Stocker

Althengstett-Neuhengstett. Jetzt im Herbst, wenn die Dunkelheit schon in den frühen Abendstunden hereinbricht, klappern in Neuhengstett die Stricknadeln. Im Duett machen Edda Kanzleiter und Helga Eichler für einen guten Zweck Wollknäuel zu Socken.

Das genießen die Freundinnen im Moment, zumal sie sich nur ein oder zwei Mal jährlich sehen. Eichler wohnt seit Jahrzehnten bei Kassel. "Unsere Freundschaft besteht seit 50 Jahren", erzählt die Besucherin, die früher ebenfalls in Neuhengstett wohnte.

In der einstigen Nachbarschaft liegen die Wurzel für das gemeinsame Engagement für Äthiopien. Schon zu Zeiten des Ostermarktes in der Kirchengemeinde strickten beide wie die Weltmeister. "Der fand vor sechs Jahren nach dem Tod meines Mannes allerdings zum letzten Mal statt, da ich alleine es nicht schaffe", sagt Edda Kanzleiter. Weder ihr Hobby, noch den Einsatz für die Ausbildung behinderter Menschen in dem afrikanischen Land wollten die Seniorinnen aber aufgeben. Deshalb lassen sie ihre Nadeln nach wie vor heißlaufen.

Vor allem Socken sind es, die dann an einem Stand im nahen Mühlenladen verkauft werden. Zwar ist Eichler nur für wenige Tage zu Besuch, doch im Reisegepäck hatte sie jüngst 50 Paar der selbst hergestellten Fußwärmer, die sie vorwiegend in ihrem schwedischen Sommersitz strickte. Übers Jahr entstehen durchschnittlich 100 Paar der immer beliebter werdenden Socken. Der Besuch der Freundin dient auch dem Auffüllen des Wollevorrats, den die beiden Strickerinnen selbst finanzieren. Je Sockenpaar werden dafür etwa 100 Gramm gebraucht. "Jedes Paar für sich ist ein Unikat, und aus den Resten entstehen sogar Designer-Socken", erzählen die Handarbeiterinnen lachend, zumal sie um diverse Vorlieben mancher Zeitgenossen für untypische Farbzusammenstellungen wissen.

Die überschüssige Wolle eines Knäuels eigne sich für Kinder- und Jugendsocken. Der Trend, selbst gestrickte Socken zu tragen, nehme zu, wie der Absatz zeige. Darüber hinaus werde deutlich, dass die jüngere Generation gar nicht mehr gelernt habe, wie man Socken strickt. "Vor allem an der Ferse scheitern immer wieder die Versuche, wenn man es nicht erklärt bekommt", weiß Eichler.

"Es macht viel Freude, sich mit den eigenen Fähigkeiten zu engagieren", verweist Edda Kanzleiter auf ihre Haltung. Dienen, nicht verdienen sei ihr wichtig. Und so helfen die Ergebnisse der Handarbeiten in mehrfacher Hinsicht. Nämlich den beiden Freundinnen, ihr Hobby zu pflegen, den Nutzern sowie dem Verein Signum Vitae in der Schweiz. "Mit diesem arbeiten wir seit Mitte der 90er-Jahre zusammen", erzählt Kanzleiter. Dieser erhalte den Erlös, mit dem neben der Ausbildung auch Geräte für die Menschen in Äthiopien finanziert würden. "Sie geben nur das Material weiter, das sie selber beschaffen, und so konnte schon eine Augenklinik aufgebaut werden", berichtet die Netzwerkerin von der Verwendung der finanziellen Zuwendungen. Die Strickerinnen selbst freuen sich jederzeit über Wollespenden.