Umweltminister Franz Untersteller (links) unterstützt den Landtagskandidaten Johannes Schwarz (Grüne) im Wahlkampf. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Parteien: Umweltminister stellt in Althengstett Position bei Energiewende dar

Von Bettina Bausch

Althengstett. Das kommt nicht alle Tage vor. Bei dem Gedankenaustausch energiebewusster Bürger mit dem grünen baden-württembergischen Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Franz Untersteller im Althengstetter Rathaus kochte Bürgermeister Clemens Götz dem Politiker eigens Kaffee.

Auf den Minister warteten nämlich anschließend schon weitere Termine. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, sich den Fragen einiger Teilnehmer zu stellen und Land- tagskandidat Johannes Schwarz den Rücken zu stärken.

"Die Energiewende steht auf vielen Beinen und braucht auf vielen Ebenen Aktivitäten", hob Schwarz bei seiner Begrüßung hervor. Minister Untersteller hat den umwelt- politischen Kurs der baden-württembergischen Grünen entscheidend mitgeprägt. Sein Fachwissen hat er sich in jahrelanger Mitarbeit beim Ökoinstitut Freiburg erworben.

"Die Windkraft ist ein wichtiges Standbein für die Energiewende", sagt Untersteller. Die Effizienz der Windkraftanlagen sei inzwischen so gut vorangekommen, dass man mit deutlich weniger Anlagen auskomme, als ursprünglich angenommen wurde.

Untersteller: Gegner haben kein Konzept

Bis zum Jahr 2020 sollen im Land zehn Prozent des benötigten Stroms aus der Windkraft kommen, so das erklärte Ziel der Grünen. Im vergangen Jahr sind nach Unterstellers Angaben 50 Windenergieanlagen ans Netz gegangen, für 100 weitere wurden Genehmigungen erteilt und weitere 100 Anlagen befinden sich derzeit im Bau. Wenn diese alle realisiert sind, gebe es im Land 450 derartige Anlagen. Natürlich würde auch der Vogelschutz in die Planungen miteinfließen. Die Gegner der notwendigen Klimaschutzmaßnahmen seien eben häufig einfach nur dagegen. Sie hätten jedoch kein schlüssiges Gegenkonzept, meint der Minister.

Untersteller hatte auch gute Nachrichten mitgebracht. Er verwies auf das Klimaschutzgesetz, das manches erleichtere und ein bedeutender Schritt nach vorne sei. Das Land werde den Investoren in den Gemeinden mit Fördermitteln von zehn Millionen Euro unter die Arme greifen. Die neue Aktion "Klimaschutz mit System" ermögliche es Kommunen und Unternehmen bis zum 6. Mai 2016 ideenreiche Konzepte vorzulegen und so im Rahmen dieses Wettbewerbs zu Fördergeldern zu kommen. Lokale Klimaschutzkonzepte seien ebenso wichtig wie effiziente Energieeinsparungen der Bürger und Unternehmen, so Untersteller. Wichtig sei die Beratung vor Ort durch Energieberatungsstellen in den Landkreisen. Auf die Frage, ob umweltfreundliche Energieanlagen besser in jedem Haus oder zentral eingerichtet werden sollten, antwortete der Minister: "Ich bin für eine Bündelung in gemeinschaftlichen Anlagen." Wasserkraftanlagen an Flüssen hält der Minister aus Umweltgründen für problematisch.

Landtagskandidat Schwarz hat im Hinblick auf die lokale Umsetzung energieeinsparender Maßnahmen drei Visionen: Das Nahwärmekonzept in Neuhengstett solle man mit dem neuen Förderprogramm doch noch einmal anpacken. Auch die Pläne für die Windenergie im Gäu sollte man wieder aus der Schublade holen. Und schließlich wünsche er sich eine "gemeinsame Finanzierung solcher Projekte in einer Bürgergenossenschaft im Gäu oder sogar auf Kreisebene, um damit die Akzeptanz zu steigern", unterstreicht Schwarz.

Bei der Besichtigung eines neuen Althengstetter Sonnenhauses zeigte sich Untersteller sichtlich beeindruckt. Ein Planungs- und Beratungsbüro hat dort eine beispielhafte Energieversorgung in sein neues Gebäude eingebaut, wie sie weit und breit einmalig ist. Mit guter Dämmung, einer Solaranlage an der Südseite und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Hauses wird Energie eingespart und mehr Strom erzeugt als das Haus benötigt.