Bernd Rinser begeisterte sein Ottenbronner Publikum. Foto: Mikulcic Foto: Schwarzwälder-Bote

Blueskünstler Bernd Rinser ist bei Auftritt im Schwarzen Schaf mit acht Gitarren für jeden Song gerüstet

Von Marija Mikulcic Althengstett-Ottenbronn. Townes Van Zandt trank ein Leben lang zu viel. Hank Williams senior ging schon mit 29 Jahren und einer strapazierten Leber in die Reihen der jenseitigen Musiklegenden ein. Der Blues ist voller gebrochener Gestalten, die ihrer zu Lebzeiten drückenden Pein mit dem Dasein eine Menge Gefühl für ihre Musik abzuringen verstanden.

Ihnen fühlt sich Bernd Rinser verpflichtet. Der Musiker gastierte im "Schwarzen Schaf" in Ottenbronn. An die 30 Zuhörer lauschten den ausdrucksstarken Erzählungen des Blues-Barden. Allein die Ausrüstung, mit der er angereist war, ließ auf die Ernsthaftigkeit schließen, mit der Rinser sein Handwerk betreibt. Acht Gitarrenhälse reckten sich während seines Auftritt gen Holzdecke. Wobei bei aller technischen Expertise und Multitasking-Fähigkeit des Künstlers jeweils die Saiten nur eines Klangkörpers geschlagen werden konnten.

Bei der Eigenkomposition "Mississippi-Disco" ließ Rinser seine Gitarre Schwerstarbeit verrichten. "Das ist mein Mississippi Workhorse", stellt Rinser vor dem Losrocken seinen klingenden Kaltblüter vor. Das treue Arbeitspferd gibt brav all die Intensität wieder, die Rinser in sein Spiel steckt. Die Bass-Drum steuert mit größter Zuverlässigkeit ihre Schläge bei. Das Leben muss unglaublich monoton gewesen sein im amerikanischen Süden. Selbst "Disko" klingt dort wie aus der Gebetsmühle. Akkordfolgen und Zeilen kehren endlos wieder. In diesem Song hält Rinser das Herz des alten Musik-Südens in der Hand. Wer mitgehen will, kann für einige Augenblicke in einer Trance schwelgen, die sich schwer, berauschend und leidenschaftlich zugleich anfühlt. Nach der Nummer herrscht im Kopf ein seliges Schwindelgefühl. Unter Umständen braucht man einen Moment, um sich wieder seines Namens zu besinnen.

Man sitzt nach wie vor an wuchtigen Holztischen. Erstaunlich. Manch einen hätte man unmittelbar nach dem Lied sicher zur Bestätigung der Aussage verleiten können, man sitze gerade in einem "Honky-Tonk" in Nashville zu Tische. Rinser jedenfalls will in den selbst geschriebenen seiner Lieder genau bei dem Gefühl ansetzen, das seine Vorbilder ihm beim Hören injiziert haben. Damit die Sprache seiner Lieder authentisch nach "Amerika" klingt, pflegt der Wahl-Franke Umgang mit so genannten "native speakers", Menschen, die das Amerikanisch des Südens mit der Muttermilch aufgesogen haben. Die Übertragung scheint zu funktionieren. Wie ein Schamane belegt Rinser die Zuhörer mit einem Bann. Man kann nicht gehen, ohne zu spüren, dass mächtige Magier Rinser das Zaubern gelehrt haben.