Die Pisa-Vergleichsstudie war eines von zahlreichen Themen beim siebten Gäudialog. Foto: Kirchengemeinde Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Siebter Gäudialog zu stark wechselnden Anforderungen an Schüler und Lehrer gut besucht

"Experimente auf dem Rücken unserer Kinder - Was soll Schulpolitik heute leisten?" war Thema des gut besuchten, sieben Gäudialogs. Die von den Pfarrern Martin Schoch und Ulrich Büttner geleitete Veranstaltung begann mit kurzen Einführungen der vier Podiumsteilnehmer.

Althengstett. Saskia Esken, SPD-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats, warb unter dem Aspekt der Chancengerechtigkeit für die Ganztagsschule. Diese biete Schülern eine deutlich bessere individuelle Förderung als Halbtagsschulen. Die Gemeinschaftsschule hätte bessere Förderangebote.

Zu starke Differenzierung

Bernd Hertenstein, Gesamtelternvertreter des Stammheimer Maria von Linden-Gymnasium, meinte zur Weiterentwicklung des Schulsystems, dass dieses grundsätzlich übersichtlich bleiben müsse. Ein zu stark differenziertes System zwinge Kinder zu früh zur Wahl einer geeigneten Schule und Jugendliche zur Spezialisierung in der Oberstufe. Wichtiger als eine frühe Spezialisierung sei, Schülern ein breites Basiswissen sowie die Fähigkeit zum selbstständigen Lernen zu vermitteln.

Schuldekan Thorsten Trautwein sprach sich für eine möglichst politikunabhängige, fachlich gesteuerte Schulpolitik aus. Kontinuität sei wichtiger als rasch aufeinander folgende Optimierungskonzepte. Die Lehrer und insbesondere die Rektoren seien ohnehin beruflich stark gefordert. Von den 70 Schulen seines Bezirks hätten neun derzeit keine Schulleitung. Eine Verbesserung der Personalausstattung sei dringend geboten.

Hartmut Weber, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Althengstett, brachte seine Erfahrung aus 40 Dienstjahren, davon 20 als Schulleiter, ein: "Schule ist kein Rundum-sorglos-Paket. Eltern, Lehrer und Schüler sind gleichermaßen angesprochen. Es gilt, gute Schüler zu fordern und schlechtere Schüler zu fördern." Schularten dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Eine angemessene Personal- und Sachmittel-Ausstattung für alle sei wichtig.

Schlechtes Selbstbild

Die eingangs skizzierten Themen wurden ausführlich erörtert. Aspekte wie Methodenvielfalt, Lerntypen, Anforderungen an Schulen durch schnelllebigen Wandel, Fortbildungs- und Veränderungsbereitschaft der Lehrerschaft, Elternversagen bei der Erziehung, digitale Bildung, selbstorganisiertes Lernen, Grundschulempfehlung, Vergleichsstudien wie Pisa und mehr prägten die Aussprache.

Das Selbstbild der Lehrerschaft sei eher schlechter als das tatsächliche Sozialprestige. Dazu sagte der Althengstetter Bürgermeister Clemens Götz für den Nachbarschaftsschulverband: "Vertrauen in unsere Lehrer ist gerechtfertigt, unsere Schulen sind nicht schlecht. Änderungen und Konzeptwechsel brauchen aber Zeit zur Umsetzung und dann auch zur vergleichenden Bewertung."

Mit einem geistlichen "Wort auf den Weg", in dem er die Aufforderung der Bibel an alle Christen zu lebenslangem Lernen hervorhob, beschloss Pfarrer i.R. Klaus Dietrich Wachlin den Abend.