Sportverein Althengstett bereitet seinem Publikum mit Kabarettisten vergnüglichen Abend / Odenwäldlerisches Idiom als Markenzeichen

Von Jeanette Tröger

Althengstett. "Er weiß nicht, was er sagt, aber er meint es genau so!" Kein Geringerer als Ottfried Fischer, Gastgeber in "Ottis Schlachthof", der Kabarett- und Kleinkunstsendung des Bayerischen Rundfunks, hat den Odenwälder Rolf Miller treffend so charakterisiert. Mit seinem neuen Programm "Alles andere ist primär" gastierte der aus Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis stammende Kabarettist Miller, der dort sein Abitur auf der Frankenlandschule machte und als Fußballer der örtlichen Fortuna seiner wirkungsvollen Grätschen wegen gefürchtet war, in der Althengstetter Festhalle.

Nur einen Stuhl und eine Wasserflasche braucht‘s auf einer ansonsten leeren Bühne, um dem "Dings", der namenlosen prolligen Kunstfigur Millers Raum für ihren in Halbsätzen und Satzpausen sich ergießenden gesunden Menschenverstand zu geben. Achim und Jürgen sind dabei, Frauen, klar, sind auch Thema (dr Apparat und die Sirene). "Wer sich an die 80er noch erinnern kann, hat sie nicht erlebt!", macht er einen Ausflug in seine Jugendzeit mit Miami Vice und Atzdatz (AC/DC). "80er, das war’s, da hat’s nix gebbe … und des hat g’reicht." Statistiken über zwischenmenschliche Beziehungen helfen ihm, diese einzuordnen. "Statistisch g‘sehe halte die Beziehunge am längste, wo beide in feste Partnerschafte sin. Der Mensch is eefach gschaffe für die Frau … des merksch." Und Menschen in Beziehungen lebten nicht länger, sagt die Statistik, aber es komme ihnen so vor.

Nicht nur das odenwäldlerische Idiom Millers macht es für manchen etwas schwer, seinen Gedankensprüngen und verstümmelten Halbsätzen zu folgen. Hinterhältig und indirekt treffen seine Wahrheiten und nicht ausgesprochenen Pointen dann doch und die Erkenntnis wehrt sich mit lautem Lachen. Aber klar, "..man muss au mol über Humor lache könne!" Und "es gibt immer solche, wo Realitäte un‘ Wirklichkeit verwechsle".

Zum Beispiel sind Putin und Dieter Bohlen schwul, weiß Miller, "Schwul un‘ trotzdem blöd… geht au". Er komme praktisch aus den Slums, gesteht er, sein Vater war ein einfacher Banker, der am Schalter "Falschgeld"– das Geld anderer Leute – gezählt und ihm gesagt hat: "Bub, guck, dass de…. no kannscht." Edward Snowdon sei eine "ferngesteuerte Luftpumpe", die – oh Wunder – nach zwei Jahren Arbeit für die "NSU" merkt: Wir spionieren. "Ne, versteh mi falsch, ich will jetzt niemand unnötig beruhige! Warum wird denn abgehört? Weil’s geht!"

Was im normalen Alltag nicht als komisch oder als tragikomisch auffällt, erkennt man erst auf der Bühne, erzählte Miller mal in einem Interview. "Im Grunde entsteht bei mir schon allein aus der Figur, die ich spiele, die Satire, nicht unbedingt aus dem, was die Figur sagt." Sein Alter Ego sei eine Alltagsfigur, die selbst gar nicht merkt, was sie darstellt, wie komisch sie ist. "Und es gilt die alte Weisheit: Das Leben nachzuspielen ist komisch genug, da braucht es keine Witze", so des Komikers Erkenntnis. Die "Soduku"-Manie seiner Ex, das Zahlen sortieren, dass keine doppelt ist," ist Kreuzworträtsel für Leute, wo nix wisse oder solche, die beim Tetris s’Quadrat drehe, bis es passt." Auch der derzeitige Hype um richtige Ernährung verwundert den "Dings": "Ernährung hat’s bei uns früher net gebbe … mir henn gesse, was da war un‘ des hat g’langt!"

Da blieb dem begeistert applaudierenden Publikum nach zwei Stunden erfrischend-entlarvender Komik und Satire nur festzustellen: Einwandfrei! Und mit diesem Lieblingsstatement des "Dings" darf auch die Tatsache gewürdigt werden, dass der Sportverein Althengstett seinem Publikum mit Rolf Miller wieder ein Veranstaltungshighlight präsentiert hat.