Heimatbuch: Empfänger hat Wurzeln im Schwarzwald und ist Templer aus Palästina
Neuweiler-Zwerenberg/Althengstett/Bayswater. Horst Blaich aus Bayswater in Australien hat das Heimatbuch "Zwerenberger Jubiläen 2011" bestellt.
Es ist mit 20 Euro erschwinglich, aber das 2070 Gramm schwere Werk würde bei Postversand mehr als das Doppelte seines Kaufpreises an Porto kosten (wir berichteten). Die Lösung ist gefunden: Eine Reisende aus Althengstett nimmt es nach Australien mit.
Martin Seeger, an den der Kaufwunsch herangetragen wurde, mailt: "Mein Vetter Hansjörg Seeger... hat unser Jubiläumsbuch, versandfertig im Schutzkarton mit Horst Blaichs australischer Anschrift abgeholt, um es nach Althengstett zu bringen, damit seine Schwägerin Margot Herbert (eine geborene Höschle aus Neuweiler) es am 7. September auf ihre Reise nach Australien mitnimmt, um es dann in Sydney bei der lokalen australischen Post aufzugeben, denn nach Melbourne wird sie erst im zweiten Monat ihrer dreimonatigen Reise gelangen."
Wahrscheinlich war bei Martin Seegers Anregung zu dieser Transportart zuerst an die Reise eines Templers gedacht, deren Gemeinschaft Horst Blaich angehört. Denn die religiöse Gruppierung bildet sowohl in Australien um Melbourne wie auch um Stuttgart – wo es neben Filderstadt eine von zwei Gemeinden in Deutschland gibt – einen Zweig des gemeinsamem Verbunds. Dieser hat 700 Mitglieder in Deutschland. In Australien sind es 1300 in fünf Gemeinden.
Pietistische Bewegung
Entstanden sind diese Templer – die nichts mit dem Ritterorden zu tun haben, der so genannt wird – aus einer pietistischen Bewegung heraus Mitte des 19. Jahrhunderts im Königreich Württemberg mit erheblichem Zulauf auch aus dem Schwarzwald. Sie gründeten verschiedene Siedlungen in Palästina.
Vor allem die Entwicklung der Hafenstadt Haifa beeinflussten sie, wo der aus Neuweiler stammende Vizekonsul Friedrich Keller – von Beruf eigentlich ursprünglich Metzger – die Besiedelung des Karmel gegen den Widerstand der osmanischen Behörden und französischer Mönche durchsetzten konnte.
Nach Internierung in Palästina mussten nach dem Zweiten Weltkrieg die Templer das Land und damit die von ihren Vorfahren aufgebauten Siedlungen verlassen. Eine große Zahl von Ihnen wurde nach Australien verfrachtet. Darunter waren auch Horst Blaich mit familiären Wurzeln in längst vergangenen Tagen in Hofstett sowie seine Frau Irene, deren Vorfahren ebenfalls aus dem Schwarzwald stammten.