Im Zuge der Wiedereröffnung der Bahnstrecke Calw-Weil der Stadt soll der Haltepunkt Bahnhof in Richtung Schulzentrum verlegt werden. Foto: Bausch

Heftige Auseinandersetzung um neueste Kostenberechnung: Althengstett müsste vier Millionen Euro Baukosten schultern. 

Althengstett - "Ich gebe zu, wir haben immer wieder gesagt, die Bahn kommt. Nach wie vor halten wir deshalb auch an unserem Ziel fest", unterstrich der Dezernent für Umwelt und Ordnung vom Calwer Landratsamt, Joachim Bley, bei der Vorstellung des Stands des Bahnprojekts.

Bis spät in die Nacht stritten die Althengstetter Gemeinderäte dann um die erheblichen Kosten, die jetzt im Zuge der angestrebten Bahnverbindung Calw-Weil der Stadt- Renningen auf die Kommune zukommen könnten. "Wir hätten rund vier Millionen Euro an Baukosten zu schultern", gab Bürgermeister Clemens Götz die neueste Kostenberechnung bekannt. Nach der Fertigstellung der Bahn kämen dann noch die Beteiligung an den Betriebskosten hinzu.

Der große Anstieg der zu erwarteten Kosten resultiere daraus, dass das Land überraschend den Zuschuss für Projekte dieser Art von 75 auf 50 Prozent abgesenkt habe. Dennoch sei das S-Bahn-Projekt aus seiner Sicht das derzeit wichtigste Infrastrukturprojekt der Gemeinde. Die Siedlungs-und Wirtschaftsentwicklung verlaufe entlang von Verkehrsverbindungen. Durch eine Anbindung an die Metropolregion Stuttgart werde die Attraktivität der Gemeinde Althengstett gesteigert und ihre Zukunftsfähigkeit für lange Zeit gesichert, so Götz.

Die Gemeinderäte Rainer Kömpf und Alwin Pross vermuteten, dass die vom Landratsamt vorgelegten Zahlen "schön gerechnet" seien. Früher sei man von einer Gesamt- summe von 66 Millionen Euro ausgegangen, jetzt seien es plötzlich nur noch 48 Millionen, da könne doch etwas nicht stimmen. Pross äußerte den Verdacht, dass bestimmte Kosten in der Rechnung gar nicht enthalten seien und warnte vor einem "Stuttgart 21-Effekt".

"Was passiert, wenn plötzlich deutlich höhere Mehrkosten entstehen", wollte Rainer Kömpf wissen. Die übernehme dann der Landkreis, wurde ihm von Vertretern des Calwer Landratsamtes zugesichert.

Bis Ende des Jahres 2012 habe die Gemeinde Althengstett 128.000 Euro für Planungskosten ausgegeben, informierte Kämmerer Klaus Reichert.

Mehrere anwesende Anwohner der zu reaktivierenden Bahnlinie äußerten sich sehr besorgt hinsichtlich der zu erwartenden Lärmbelästigung. "Rund 200 Wohneinheiten entlang der Trasse werden massiv abgewertet", schimpfte ein wütender Anwohner. Nur Vorteile gebe es nicht, hielt Bürgermeister Clemens Götz ihm entgegen. Insgesamt dürften mit einem S-Bahnanschluss die Grundstückpreise und damit der Wert der eigenen Immobilie in Althengstett steigen, unterstrich Götz.

Gemeinderat Kömpf wollte von Gerüchten gehört haben, dass die Reaktivierung der Bahn hauptsächlich wegen der in Calw ansässigen Eliteeinheit (KSK) der Bundeswehr geschaffen werde, um der Graf-Zeppelin-Kaserne einen Gleisanschluss zu verschaffen.

Allmählich lagen die Nerven einiger Gemeinderäte blank, die Diskussion wurde immer hitziger geführt. Ein Antrag von Alwin Pross, die Entscheidung über das finanzielle Engagement der Gemeinde zu verschieben, wurde mehrheitlich abgelehnt. Die große Mehrheit der Räte stimmten schließlich dafür, wegen der Aufteilung der Investitions- und Betriebskosten mit dem Landkreis zu verhandeln.