Reinhold Rau vom Landratsamt Calw (von links), Dieter Laquai vom Arbeitskreis Calw des Landesnaturschutzverbandes, Bezirksfischerei-Vorsitzender Jürgen Gaul und Regine Einfeld sowie rechts am Bildrand Grünen-Kreisrat Philipp Jourdan beim Ortstermin am Althengstetter Tunnel. Foto: Kunert

Wenig Erhellendes bei Ortstermin zum Thema Fledermäuse in Hesse-Bahn-Tunneln. Echte Fakten gibt es am 30. Mai.

Althengstett - Ortstermin der Naturschutzverbände am Forsttunnel bei Althengstett. Es geht natürlich um die Hermann-Hesse-Bahn. Und um die Fledermäuse, die im Tunnel ihr Winterquartier haben. Wirklich Neues gibt es aber nicht zu vermelden.

Vielmehr geht es Regine Einfeld und Dieter Laquai vom Arbeitskreis Calw des Landesnaturschutzverbandes noch einmal darum, den wirklich herausragenden und einzigartigen Wert nicht nur des Forsttunnels, sondern auch des Hirsauer Tunnels für die Fledermaus-Population im Land herauszustellen. Rund 7000 der kleinen Flattermänner werden in den beiden historischen, seit dem Ende der Württembergischen Schwarzwaldbahn in den 1980er-Jahren ungenutzten Tunneln vermutet.

Das Besondere: Die hiesige Population verteilt sich auf insgesamt 13 verschiedene Fledermaus-Arten, darunter solche, die vom Aussterben akut bedroht seien – wie die Bechsteinfledermaus oder die Mopsfledermaus. Letztere errang zuletzt regionale Berühmtheit, weil sie als Anwohner der Tunnel der Sauschwänzlebahn im Südschwarzwald dort ein gerichtlich verhängtes Winterfahrverbot durchzusetzen verhalf.

Das ist auch das Horrorszenario für die Befürworter der Hermann-Hesse-Bahn. Und die scheinen unter den knapp zwei Dutzend Teilnehmern dieses Ortstermins vor dem Forsttunnel in der Mehrzahl zu sein. Einzige anwesende politische Vertreter: Grünen-Kreisvorsitzender Andreas Kubesch und sein Vorgänger und Kreisrat Philipp Jourdan. Ihr Standpunkt ist klar: Die ökologischen Vorteile der Schienenanbindung des Kreises Calw an den Großraum Stuttgart überwiegen in diesem "Dilemma" die bisher nur vermuteten Nachteile für die Fledermäuse. Zumal – und das wird an diesem Nachmittag schnell deutlich – eigentlich immer noch keine wirklich verlässlichen Fakten zur Fledermaus-Population in den Hesse-Bahn-Tunneln vorliegen.

Die ganze Diskussion mit den vermeintlich exakten Zahlen beruht bisher nur auf Schätzungen und Hochrechnungen, die der Fledermaus-Experte Karl Kugelschafter auf den ersten Ergebnissen von sogenannten Netzfängen im letzten September aufbaute. Seitdem aber ist Kugelschafter im Auftrag des Landkreises Calw dabei, mit automatisierten Verfahren sämtliche Flugbewegungen in den Tunneln über ein ganzes Jahr lang zu ermitteln. Diese als exakt geltende Zählung läuft noch bis zum nächsten September. Erste Zwischenergebnisse aber will Kugelschafter auf einer Veranstaltung des Landkreises am 30. Mai auch den Naturschutzverbänden vorstellen. Weshalb Reinhold Rau, beim Landkreis Calw unter anderem auch für den Umweltschutz zuständig, mit dem Ortstermin der Naturschutzverbände keine zwei Wochen vor dieser Präsentation "einigermaßen unglücklich" ist, wie er sagt.

Rau opfert als Privatmann seinen Samstagnachmittag, um bei diesen Ortstermin dabei zu sein. Ganz offensichtlich möchte er die Argumente der angereisten Naturschützer nicht einfach so im Raum stehen lassen. Schon gar nicht, wenn sie nur Stimmung machen sollten gegen das derzeit wichtigste Infrastrukturprojekt für den Kreis Calw – weil es irgendwie in solchen Diskussionen auch immer "ums Prinzip" geht für die Naturschutzverbände. Um die Bedeutung, die die Gesellschaft dem Naturschutz wirklich einräumen will.

Aber die Hesse-Bahn will irgendwie nicht als Kampfgebiet für diese ideologisch wirkende Auseinandersetzung taugen – wenn sie, wie an dieser Stelle, ohne eben echte neue Fakten gefochten werden soll.

Rau wirbt für Vertrauen in Verwaltungsprozedere

So ist es irgendwie symptomatisch, dass ausgerechnet Regine Einfeld die erste ist, die – wegen Nachfolgeterminen in Karlsruhe, wo sie ihren Sitz habe – den Ortstermin wieder verlässt.

Und Reinhold Rau eher ungewollt Kern für die weiteren Diskussionswünsche der übrigen Teilnehmer wird. Rau wirbt dafür, Vertrauen ins Verwaltungsprozedere zu haben, das das Problem mit den Fledermäusen ja nicht einfach übergehe. Sondern sehr ernst nehme. Ein siebenstelliger Betrag sei in den Planungen für Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz eingestellt. Aber es sei Sache der zugezogenen Experten, hier die tatsächlich relevanten Lösungen zu erarbeiten – auf Basis echter Fakten; wenn sie denn einmal vorliegen.