Die Computer-Simulation zeigt, wie die Teststrecke des Prüf- und Technologiezentrums der Daimler AG in Immendingen aussehen wird. Foto: Daimler Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: GPS-Technik ermöglicht millimetergenaues Arbeiten / In Immendingen wird Mobilität der Zukunft entwickelt

Es ist beileibe kein alltäglicher Auftrag für das Bauunternehmen Morof. "Das muss ich bauen", entfuhr es dem Technischen Leiter Martin Isola, als er Pläne und Ausschreibung für das Prüf- und Technologiezentrum der Daimler AG in Immendingen gesehen hat.

Althengstett/Immendingen/Stuttgart. Im August 2016 war Baubeginn. Seither ist die Begeisterung von Isola für dieses Objekt nicht gewichen. Besonders freut sich der Bautechniker, dass der Weltkonzern Daimler zwei mittelständische Bauunternehmen aus Baden-Württemberg zum Zug kommen ließ. Die Otto Morof Tief- und Straßenbau GmbH, Althengstett, bildet mit der Gebr. Stumpp GmbH & Co. KG, Balingen, eine Arbeitsgemeinschaft.

Beide Baufirmen haben in Immendingen einschließlich Subunternehmen pro Tag rund 120 Mitarbeiter im Einsatz, die 50 Großgeräte wie Bagger, Raupen und Walzen bewegen. Von Morof sind 35 bis 40 der insgesamt 226 Beschäftigten dabei. Für diejenigen, die nicht täglich pendeln wollen, hat das Unternehmen Ferienwohnungen angemietet.

Auf den Millimeter genau

Die Bauarbeiten stützen sich auf die GPS-Technik, so Isola. Digitale 3D-Geländemodelle geben die fertige Oberfläche vor. 24 Messeinheiten verteilen sich auf dem 520 Hektar großen Gelände. Zum Einsatz kommt ein Hochleistungsscanner, der 26 000 Punkte pro Minute in Millimetergenauigkeit misst und das Gelände fotografisch erfasst. Es gibt nur drei solcher Scanner in Deutschland, der einzige in Baden-Württemberg steht in Immendingen. Die Ausführungsplanung wird digital auf den Bagger übertragen. Durch Einsatz von GPS-Systemen wird dadurch ein millimetergenaues Arbeiten möglich. Man kann sich das wie ein Auto-GPS vorstellen, das in Lage und Höhe zentimetergenau arbeitet.

Stolz auf Mitarbeiter

Das erfordert, so Isola weiter, neben einem modernen Fuhrpark motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter, die mit dieser modernen Technik auch umgehen können. "Ich bin stolz auf meine Leute", bekennt der Technik-Chef von Morof, "ohne die würde nichts gehen."

Isola macht kein Hehl daraus, dass dieser Auftrag dem Renommee des Unternehmens gut tun wird. Auch für Daimler ist die Teststrecke auf dem ehemaligen Standortübungsplatz der Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne, die 2016 geschlossen worden war, von besonderer Bedeutung. Denn die Automobilindustrie steht vor einer der größten Umwälzungen ihrer Geschichte.

Die zunehmenden Umweltprobleme, die durch Verbrennungsmotoren mitverursacht werden, könnten zum Durchbruch des Elektroautos führen. "An der grundsätzlichen Notwendigkeit einer solchen Wende hin zu sauberer und vernetzter Mobilität zweifelt heute kaum noch jemand", schreibt der Grünen-Politiker Matthias Gastel in einem Beitrag für "Die Zeit". Aber auch anderen alternativen Antrieben soll zum Durchbruch verholfen werden. So arbeiten Daimler und BMW nach einem Bericht des Manager Magazins mit Nachdruck am Wasserstoff-Auto.

Das alles und noch mehr soll auf der Strecke des Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen getestet werden. Denn den Verbrennungsmotor hat Daimler keineswegs aufgegeben und arbeitet an Verbesserungen. Weitere Topthemen der Automobilbranche sind das autonome Fahren und die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen. Der schwäbische Automobilhersteller fasst das in einem Satz zusammen: "In Immendingen wird die Mobilität der Zukunft entwickelt."

Region wird gestärkt

Deshalb werden in der Gemeinde im Kreis Tuttlingen nach Angaben des Unternehmens 200 Millionen Euro investiert. Dadurch entstehen 300 Arbeitsplätze. Weiter heißt es bei Daimler: "Das Prüf- und Technologiezentrum stärkt die regionale Wirtschaft. Immendingen wird zum Standort der Automobil- und Zulieferindustrie."

Natur und Technik in Einklang zu bringen ist heute nicht einfach. Das scheint gelungen. Man befinde sich im konstruktiv-kritischen Dialog mit den Naturschutzverbänden.

Diese seien, so heißt es in einer Daimler-Mitteilung, von der Kartierung von Flora und Fauna bis zur Festlegung naturschutzrechtlicher Ausgleichsmaßnahmen eng eingebunden gewesen. Als Beispiel nennt Lothar Ulsamer, Leiter föderale und kommunale Projekte, eine Wildtierpassage, die das gesamte Gelände durchquert.