Das "Duo Camillo" bei seinem Auftritt in Althengstett. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: "Duo Camillo" präsentiert "Luther bei die Fische!" in Althengstett / Auch mal politisch unkorrekt

"Luther bei die Fische!" hieß es am Donnerstagabend im evangelischen Gemeindehaus in Althengstett.

Althengstett. Rund 200 Gäste erlebten das neue Reformationsprogramm von "Duo Camillo", "ein begnadetes Musikkabarett", das, so freute sich Pfarrer Martin Schoch, in Althengstett zu sehen sei, bevor es in wenigen Wochen auf dem Kirchentag in Berlin gezeigt werde.

Das "Duo Camillo" steht für Kabarett mit Tiefgang, Kalauer mit Hintersinn und mitreißende, optimistische Songs, die klar machen: Das Leben hat viel mehr zu bieten als Alltag, schlechtes Wetter und die Weisheit "das haben wir schon immer so gemacht, das bleibt auch so".

Passend zur 500. Wiederkehr der Reformation haben die beiden Hessen Fabian Vogt und Martin Schultheiß, die seit 27 Jahren als "Duo Camillo" unterwegs sind, einen Volltreffer gelandet. Was Vogt, Schriftsteller, Musiker und Theologe, sowie Schulheiß, Physiker und Verleger, auf die Bühne brachten, hatte das Zeug für eine Neuauflage der Reformation: "Es ist eine Sünde, wenn das Evangelium langweilig präsentiert wird", so Vogt, der kein Hehl daraus machte, dass er denkt, dass "es mal wieder Zeit wird für eine Reformation". Auch wenn "nicht alles gut war", was Luther gesagt habe, bleibe im Kern bestehen, was dem Reformator damals wichtig gewesen war und auch heute Bestand habe: "Immer genau hinsehen."

Plädoyer für Vielfalt

Und dieses genaue Hinsehen war mit "Duo Camillo" und "Luther bei die Fische!" für das Publikum in Althengstett ein großes Vergnügen. Und eben gar nicht langweilig, sondern wild und lustvoll und laut und begeisternd und gerne auch mal politisch unkorrekt. Ob im Schnelldurchgang beim Crash-Kurs durch Luthers Leben und Lehre, beim Entlarven des Ehrenamtes als moderne Sklaverei oder einem Plädoyer für mehr Vielfalt und Gottesdienste, in denen getanzt, gelacht und leidenschaftlich gefeiert wird.

Schneller Wortwitz

Dass dabei Tiefgang, Ernsthaftigkeit und auch Würde nicht verloren gehen, und Lebensfreude neuen Raum gewinnt, dafür war das Kirchenkabarett von "Duo Camillo" das beste Beispiel. Kritisch, humorvoll und mit schnellem Wortwitz rücken sie mit ihren Lieder und Texten Kirche, Glauben und irdischem Alltag zu Leibe. Sie klärten so ganz nebenbei den Nachwuchs darüber auf, dass Gugelhupf nicht etwa eine hüpfende Internetsuchmaschine ist und der Messias keineswegs jemand, der sein Zimmer nicht ordentlich aufräumen kann.

So mancher fragte sich, wie wohl die Hirnwindungen der beiden Künstler aussehen müssen. Wer kommt schon auf die schräge Idee, eine Käse-Religion zu gründen – und das dann auch noch mit Schaumstoffhüten in Form und Farbe von Käseecken auf dem Kopf vorzustellen? Verblüffend auch, wie das kongeniale Duo mal eben so aus dem Stegreif mit willkürlich aus dem Publikum gesammelten Begriffen wie Schäfchen, Eisenbahn, Pfarrplan, Quantenchromodynamik und Götterfunken die "Althengstetter Zukunftshymne" kreierte, die dann auch noch Sinn machte!

Zwischen neu-reformatorischem Gedankengut, das auf offene Ohren stieß, gelang es den beiden mit der Ballade vom Gaukler, dem Song "Ich will wissen ob du tanzen kannst", und dem Lied über Luthers Apfelbäumchen Mut zu machen, gegen den Strom zu schwimmen, zu hinterfragen und sich berühren zu lassen. Musikalisch überzeugten Vogt und Schultheiß virtuos und gekonnt. Während Vogt Gitarre, Saxofon und Gong bediente, brachte Schultheiß das Althengstetter Gemeindeklavier zum Glühen.