Bereits bei der Gründungsversammlung wurden die möglichen Transportwege für das Auffüllmaterial erläutert. Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerinitiative für umweltgerechte Sanierung der Tälesbach-Deponien zieht Bilanz / Weitere Infoveranstaltung am 20. März in Hirsau

Von Marion Selent-Witowski

Althengstett. Keinen Grund für große Euphorie hat die Bürgerinitiative Tälesbach-Deponien, die sich seit Mai 2010 für eine umweltgerechte Sanierung der Anlage einsetzt. Es gibt aber auch keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen. Die Mitglieder zogen am Donnerstag Bilanz über ihre bisherigen Bemühungen.

Fast zwei Jahre ist es her, dass besorgte Bürger aus Calw und der näheren Umgebung die Initiative gründeten, um das Sanierungsprojekt kritisch zu begleiten und dafür zu sorgen, dass dies für Mensch und Natur so verträglich wie möglich geschieht. Wie mehrfach berichtet, sind die Altablagerungen an der nördlichen Flanke (Im Besitz der Deutschen Bahn AG) und im südlichen Bereich (Eigentum der Stadt Calw) des Fuchsloches am Tälesbach in Hirsau sind rutschgefährdet. Momentan gibt es nur minimale Bewegungen. Sollte es Starkregenmengen wie im Mai 2009 in Gechingen geben, droht eine Katastrophe. Die Böschungen sind zu steil aufgeschüttet worden und drohen deshalb abzurutschen. Der mit Erde abdeckte Müll könnte freigelegt und Tälesbach sowie Nagold verunreinigt werden.

Auch die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) verkennen diese Gefahr nicht, hegen aber starke Zweifel daran, ob der geplante Bau eines Erdstützkörpers diese bannen kann. "Dieses Sanierungsverfahren birgt selbst die Gefahr einer Rutschung, die durch Erdbewegungen ausgelöst werden könnte", sagte Saskia Esken, Mitbegründerin der Initiative, am Donnerstagabend im Althengstetter Rathaus. Dort zog sie gemeinsam mit weiteren Mitglieder Bilanz und diskutierte mit ihnen die weitere Vorgehensweise. Dabei wurde deutlich, dass Esken und ihre Mitstreiter zwar in Zeitnot sind, deswegen aber nicht locker lassen wollen.

Bislang zieht das Ingenieurbüro Arcadis, das im Auftrag der Sanierungspflichtigen, also der Stadt Calw und der Deutschen Bahn AG, einen Sanierungsplan erarbeitet hat, als einziges technisch und wirtschaftlich vertretbares Verfahren den Aufbau eines Stützkörpers in Betracht. In diesem Fall müssten 500 000 Kubikmeter Erdaushub zur Deponieanlage transportiert werden, was nicht nur Monate, sondern Jahre dauern kann und Mensch sowie Umwelt an der Transportstrecke belasten wird. "Laut Sanierungsplan ist der Bau eines Stützkörpers durch die teilweise Umlagerung der Erdabdeckschichten aber ebenfalls geeignet und kostet ebenso viel", sagte Esken.

Die Initiative fordere deshalb die Umweltbehörde im Landratsamt auf, die teilweise Umlagerung ernsthaft zu prüfen, um die Belastungen durch die Anlieferung von fremden Erdaushub zumindest zu verringern. Für beide Varianten müsse geklärt werden, welche Risiken auftauchen können, wenn oberflächlich oder tiefer in die Deponie eingegriffen und kontaminiertes Material ans Tageslicht geholt wird. Arcadis führt in diesem Punkt das Kostenrisiko an, bis 70 000 Kubikmeter Müll entsorgen zu müssen. Die Verbrennung des Materials als einzige Alternative koste 240 Euro pro Kubikmeter.

Die Initiative macht sich nach wie vor für eine Anlieferung des Verfüllmaterials auf der Schiene stark, die bislang aber als zu teuer bewertet wird. Die Mitglieder fordern die Sanierungspflichtigen und den Landkreis Calw auf, den Transport nicht nur betriebswirtschaftlich zu betrachten und einen Schienentransport zu ermöglichen. Die Umweltbehörde habe zum Transportmittel keine Meinung, wohl aber der Landkreis, so Esken. Dieser fürchte zum einen die Kosten für die Herstellung der Schiene, zum anderen aber vor allem die Beeinträchtigung des Projekts S-Bahn Weil der Stadt-Calw. "Viele Kreisräte wollen mit dem Thema nichts zu tun haben und halten das für eine Sache der Stadt Calw sowie der Behörde", sagte Esken und fügte hinzu: "Es gibt die Aussage eines führenden Kreisrats, man solle sich hüten, aus der Sache eine kreispolitische Angelegenheit zu machen".

Die Initiative hat zu den von der Deponie ausgehenden Gefahren, zum Sanierungsverfahren sowie zur Menge und Qualität des anzuliefernden Erdaushubs Stellung genommen. Außerdem zum anzuliefernden Erdaushub sowie zu den An- und Abfahrtswegen für den Straßentransport. Die Einwendungen, auch der Umweltverbände, hatten laut Esken allerdings keine Änderung der Sanierungsplans zur Folge. "Die Umweltbehörde hat uns aber zugesagt, dass Bürgerinitiative und BUND weiterhin eng in den Vorgang eingebunden werden", erklärte die Mitbegründerin. Solche Projekte kritisch zu begleiten, lohne sich auf alle Fälle. Die Umweltbehörde schaue durch die Arbeit der BI inzwischen genauer hin und sei bereit, Auskünfte zu geben. Für die Deutsche Bahn AG dagegen sei Bürgerbeteiligung ein Fremdwort.

Ziel der BI bleibt es laut Esken, den Antransport von riesigen Erdmassen nach Möglichkeit zu verhindern oder wenigstens zu verringern, auch wenn die Notwendigkeit der Sanierung anerkannt werde, sowie das unvermeidliche Heranschaffen von Auffüllmaterial möglichst auf die Schiene zu bekommen.

Bevor das Landratsamt den Sanierungsplan einschließlich entsprechender Auflagen als verbindlich erklärt, wird die Öffentlichkeit am Dienstag, 20. März, ab 18 Uhr im Hirsauer Kursaal über den aktuellen Stand informiert. Dazu laden die Deutsche Bahn AG, die Bürgerinitiative, der BUND und die Stadt Calw ein. Esken wird in Hirsau zu Wort kommen und die bisherigen und weiteren Schritte der BI erläutern. Wie die BI-Mitglieder am Donnerstag betonten, gehe es neben einer Unterschriftenaktion vor allem darum, die Nachbarkommunen von Calw und Althengstett nochmals verstärkt auf die Deponiesanierung sowie ihre Folgen aufmerksam zu machen.