Auf Wohncontainer für Flüchtlinge wie in der Simmozheimer Hauffstraße soll in Althengstett nach dem Willen des Gemeinderats möglichst verzichtet und andere Bauweisen bevorzugt werden. Foto: Archiv

Räte fordern transparente Informationspolitik. Weitere 70 Personen bis Jahresende erwartet.

Althengstett - Kaum ein anderes Thema beschäftigt auch die Althengstetter Bevölkerung derzeit so sehr wie die Unterbringung von Flüchtlingen und das künftige Zusammenleben mit den Asylsuchenden. Das zeigte am Mittwochabend die Zahl der Zuhörer, die die Diskussion über die eventuelle Schaffung einer Gemeinschaftsunterkunft in der Gäugemeinde mitverfolgten.

Der Landkreis Calw rechnet derzeit mit weiteren 2000 Menschen bis Jahresende, wobei diese Zahl immer wieder nach oben korrigiert werden muss. Bis dahin werden rund 600 Plätze zur Unterbringung benötigt, die der Kreis jedoch in der Kürze der Zeit nicht bereitstellen kann. Deshalb bot die Gemeindeverwaltung nun ihre Hilfe an. Das Ratsgremium stimmte der Schaffung einer Flüchtlingsgemeinschaftsunterkunft durch den Landkreis grundsätzlich zu – die Anrechnung der untergebrachten Personen auf die gemeindliche Quote der Anschlussunterbringung und das Einverständnis der Kommune zum Standort vorausgesetzt. Ins Gespräch gebracht wurde am Mittwochabend das Bahnhofsareal, weitere Optionen wurden nichtöffentlich diskutiert.

Gemeinderat und Verwaltung fordern eine transparente Informationspolitik, mit der die Einwohner zu den Planungen für die Gemeinschaftsunterkunft stets auf dem Laufenden gehalten wird und sich nicht wie andernorts überrumpelt fühlt, wie Ratsmitglied Thomas Schmid betonte. Gemeint war damit die Nachbarkommune Gechingen. Dort hatte die Bevölkerung erst zu einem sehr späten Zeitpunkt von der geplanten Gemeinschaftsunterbringung erfahren. "Transparenz nimmt der Bevölkerung ihre Ängste", so Schmid.

Derweil ist die Verwaltung dabei, weiteren Wohnraum für die genannten weiteren 70 Personen zu schaffen. Im gemeindeeigenen Gebäude Waldenserstraße 16 in Neuhengstett sollten ursprünglich altersgerechte Wohnungen entstehen. Nun wird das Haus als Flüchtlingsunterkunft benötigt. Das ursprüngliche Vorhaben sei damit aber nicht vom Tisch, wie Bürgermeister Clemens Götz auf eine entsprechende Nachfrage eines Anwohners betonte. Wie lange die Räume für Asylbewerber gebraucht würden, könne freilich nicht vorhergesagt werden.

Zudem werden die Planungen für den Umbau der Ottenbronner Ortsverwaltung vorangetrieben, und die Verhandlungen mit Privateigentümern wegen der Anmietung von Räumen gehen weiter. Diese Maßnahmen reichen laut Verwaltung voraussichtlich aus, um die für dieses Jahr angekündigten Flüchtlinge zu beherbergen. Anders wird es wohl 2016 aussehen. Deshalb beauftragte das Ratsgremium die Verwaltung damit, eine Lösung über Systembauten "in geeigneter Bauweise" in Angriff zu nehmen. Im Beschlussvorschlag war die Rede von Wohncontainern in Modulbauweise, einige Gemeinderäte brachten am Mittwoch die Holzständerbauweise ins Gespräch. Als Standort ist das Bahnhofsgelände vorgesehen.

Für die Module hatte die Verwaltung bereits Preisangebote eingeholt. Die frühestens im März lieferbaren Elemente (ausreichend für 70 Personen) würden rund eine Million Euro kosten. Im vergangenen Jahr hatte die Kostenschätzung noch bei 600 000 Euro gelegen.

(msw). Bislang sind in Althengstett 34 Asylbewerber untergebracht: neun Inder in der Friedhofstraße 24, neun kosovarische Staatsangehörige in der Bahnhofstraße 19 sowie elf Pakistani in der Hirsauer Straße 4 in Ottenbronn. Vier Bosnier wurden vor Kurzem abgeschoben (wir berichteten). Für die Gäugemeinde werden nach Angaben der Verwaltung für dieses Jahr 105 Menschen prognostiziert, die untergebracht werden müssen, was einen Zugang von 70 Personen bedeutet. Ursprünglich war mit der Zahl 50 plus x und höchstens 100 geplant worden.