Phillip Thomas, Johannes Zipperle, Ruben Hartenstein und Yannik Michaletz (von links) sind ebenso wie Lehrer Uwe Bönisch gespannt, ob ihre Autorennbahntechnik bei der Jury des Artur Fischer Erfinderpreises gut ankommt. Foto: Selent-Witowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Realschüler für Artur Fischer Erfinderpreis nominiert / Autorennbahn mit alternativem Stromantrieb

Von Marion Selent-Witowski

Althengstett. Der schwäbische Begriff "Käpsele" bezeichnet einen sehr schlauen Menschen. Gleich eine ganze Reihe heller Köpfe machte jetzt an der Althengstetter Realschule auf sich aufmerksam: Die dortige Technik AG hat mit alternativen Stromquellen für die Autorennbahn Chancen auf den Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg (siehe "Info").

Der Unternehmer Artur Fischer aus Waldachtal-Tumlingen im Kreis Freudenstadt erfand ein Blitzlichtgerät für Fotoapparate, den Fischer-Dübel aus Nylon, das Fischertechnik-Baukastensystem, Dübel zum Fixieren von Knochenbrüchen, kompostierbares Kinderspielzeug aus Kartoffelstärke und noch vieles mehr. Der Tüftler hatte bis Ende 2013 insgesamt 1136 Patente und Gebrauchsmuster angemeldet. Er gilt als einer der erfolgreichsten Erfinder weltweit.

Diesem Genie eifern jetzt Althengstetter Realschüler in der Technik AG nach. Mit ihrer Erfindung sorgen sie dafür, dass der Strom für die Rennbahn im Kleinformat nicht mehr aus der Streckdose kommt, sondern durch eine umgebaute Dynamo-Taschenlampe oder per Hometrainer erzeugt wird. Damit machen sich die Spieler vom öffentlichen Netz unabhängig. Zusätzlich ist Geschicklichkeit gefragt, denn es soll genau so viel Strom erzeugt werden, dass das Auto nicht in hohem Bogen aus der Kurve fliegt. Obendrein lassen sich mit dieser pfiffigen Erfindung Rennbahnen aus Holz selber äußerst kostengünstig herstellen. Die Tüftler haben bis ins kleinste Detail gedacht und dafür gesorgt, dass die Dynamo-Taschenlampe sowohl von Rechts- als auch von Linkshändern bedient und kräftig in beide Richtungen gekurbelt werden kann.

Johannes Zipperle, Phillip Thomas, Ruben Hartenstein und Yannik Michaletz gehören zu den pfiffigen Erfindern des alternativen Antriebs, der über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren in der Technik AG entwickelt wurde. In der Gruppe legen Schüler der Klassen 5 bis 9 jede Menge Elan und Ideenreichtum an den Tag. Gemeinsam mit ihrem Lehrer Uwe Bönisch sind alle nun gespannt auf die AFE-Preisverleihung am kommenden Dienstag im Haus der Wirtschaft in Stuttgart.

Beim Projekt Autorennbahn ging es nicht nur um die Antriebstechnik und elektrische Verbindungen, die im Übrigen auf jeder Carrera- und auch auf sonstigen Bahnen funktioniert. "Wir fräsen die Bahnen auch selbst und bauen unsere eigenen Autos aus Metall", berichten die findigen Tüftler und der Pädagoge. Einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass der größte Rennbahnimporteur Deutschlands mit Sitz in Darmstadt auf das Projekt aufmerksam wurde. Dieser will die zweispurigen Holzbahnen der jungen Tüftler in sein Programm aufnehmen. Unterstützung bekommt die AG dabei von einer Althengstetter Schreinerei.

Auch wenn sie nicht unter den Preisträgern sein sollten, sind die Konstrukteure stolz darauf, so weit gekommen zu sein. Ihre Erfindung wollen sie, ob mit oder ohne Auszeichnung, bekannter machen. "Wir planen ein 24-Stunden-Rennen auf einer Vier-Spur-Bahn in der Aula", sagt Bönisch. Bis Dienstag gilt aber erst einmal für alle, die das Projekt schon kennen: Daumen drücken!

Baden-Württemberg hat viele Stärken. Die vielleicht größte ist in den Köpfen der Baden-Württemberger zu Hause: Erfindergeist, Kreativität und Tüftelleidenschaft. Trotz ihrer Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft erfahren Erfinder aber häufig keine große Anerkennung. Seit 2001 werden helle Köpfe deshalb mit einer Auszeichnung bedacht: Dem Artur Fischer Erfinderpreis (AFE) Baden-Württemberg.

Alle zwei Jahre wird die von Artur Fischer und der Baden-Württemberg Stiftung gestellte und mit mehr als 36 000 Euro dotierte Auszeichnung verliehen. Prämiert werden Ideen privater Erfinder und im Rahmen des Schülerwettbewerbs die Projekte von Schulklassen, AGs und einzelnen Schülern, die innovativ sowie von gesellschaftlichem Nutzen sind. Neben der Anerkennung, die den Tüftlern zuteil wird, bietet der Wettbewerb ein Forum zum Austausch zwischen Erfindern und Unternehmen. Gesucht werden die cleversten Lösungsideen von Problemen oder ungelösten Aufgaben.

Über die Vergabe der Preise entscheidet eine Jury. Bei den Erfindungen der Schüler steht insbesondere Kreativität, Teamgeist sowie der Nutzen der Erfindung im Mittelpunkt der Bewertung.