Auf die Qualitätskontrolle von Michael Strecker (sitzend) wollen Andrea Perschke und Thomas Diesch nicht verzichten. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Lila Logistik sowie Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten GmbH arbeiten erfolgreich zusammen

Von Steffi Stocker

Althengstett/Calw. Akribisch überprüfen Michael Strecker und Kurt Linder Inhalt sowie Kennzeichnung des Zubehörs für beispielsweise medizinische Geräte. Seit beinahe 17 Jahren unterziehen sie Lieferbestandteile bei Lila Logistik der Qualitätskontrolle.

Auf den ersten Blick eine Selbstverständlichkeit in der gewerblichen Kommissionierung. Allerdings sind die beiden Mitarbeiter die ausführenden Pioniere der Kooperation zwischen dem Logistikunternehmen in Althengstett sowie der Gemeinnützigen Werk- und Wohnstätten (GWW) GmbH in Calw.

Denn als Partner für Lösungen im Bereich Logistik für Beschaffung, Transport oder auch Produktion richtete der Althengstetter Anbieter mit heute 80 Mitarbeitern von Anfang an so genannte Außenarbeitsplätze für Menschen mit Behinderung ein. "Nach einer dreimonatigen Testphase haben wir daraus ein festes Arrangement werden lassen", berichtet Thomas Diesch, Leiter des Lila Logistik Standortes in der Gäugemeinde.

Noch bevor sich dort 1998 die Niederlassung des Unternehmens ansiedelte, hatte er bereits Erfahrungen mit einer solchen Zusammenarbeit gemacht. "In unserer Branche bestehen Anforderungen für Mitarbeiter, die kleine Handarbeiten sorgfältig durchführen", verweist Diesch auf die Bedeutung verlässlicher Komponenten in der gewerblichen Kommissionierung – trotz aller Technologie.

Und während die Politik Inklusion zunehmend thematisiert, praktizieren die Beteiligten diese Teilhabe am Berufsleben beinahe selbstverständlich. "Das Handicap wird zur Nebensache", resümiert deshalb auch Andrea Perschke. Die GWW-Regionalleiterin verweist auf eine gewinnbringende Situation beider Seiten. Beispielsweise würde die Stärke der GWW bei der Bearbeitung von S-Klasse-Scheiben seitens Daimler genutzt. "Für die Lagerung und Logistik können wir auf die Kompetenz von Lila Logistik zurückgreifen", beschreibt sie, wie beide Unternehmen ihre jeweiligen Stärken zum Vorteil für die Kunden nutzen.

Gleichzeitig entstünden für Menschen mit Behinderungen realistische Arbeitssituationen, die auf den ersten Markt vorbereiten. Und so wurde die vor vier Jahren mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnete Kooperation vor zwei Jahren zwischen LL und GWW vertraglich festgezurrt.

"Inzwischen nutzt die IHK uns als Vorzeigeprojekt für Inklusion", erzählt Diesch zudem von der neuen Ausbildungsmöglichkeit von Fachlageristen im Haus. Den Spaß an dieser Arbeit bringt unter anderem Carsten Liebelt zum Ausdruck, der im September die Ausbildung begann. "Davor habe ich schon ein Praktikum hier gemacht", berichtete der junge Mann aus der GWW. "Dabei darf man die Arbeitgeber nicht allein lassen", unterstreicht Perschke die psychosoziale Betreuung seitens der GWW auf Basis einer offenen und ehrlichen Kommunikation.

Und auch die Auszubildenden von Lila Logistik profitieren von der Kooperation. "In jedem Lehrjahr absolvieren sie ein Sozialpraktikum", unterstreicht Diesch das Ansinnen, den Berufsstartern einen erweiterten Blick für die Gesellschaft zu vermitteln. Inzwischen ist daraus eine Freundschaft gewachsen, die sich nicht nur im gemeinsamen Fußballturnier bemerkbar macht.