Der Neuhengstetter Nils Pross erfüllte sich einen besonderen Jugendtraum und schnitzte eine lebensgroße Hengstetter Glammhoaga-Hex. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Holzbildhauer Nils Pross schnitzt Glammhoaga-Hex

Sie sind als Urfigur der Althengstetter Narrenzunft weit bekannt und tragen nach Ansicht der humorvollen Hästräger die typischen Eigenschaften der Althengstetter Urbevölkerung in ihren Gesichtszügen.

Althengstett-Neuhengstett. Nämlich große Augen für Neugierde sowie grimmiger Mund und große Zähne für Geiz und Eigensinn. Dies alles hat der Neuhengstetter Holzbildhauer Nils Pross jetzt in seiner selbst geschnitzten Glammhoaga-Hex’ zum Ausdruck gebracht.

Wer im Waldenserort durch den Kreuzweg geht, bleibt beim Haus der Familie Pross unwillkürlich stehen. Der Spaziergänger sieht eine große Fasnetskulptur aus hellem, haltbaren Beton. "Das ist eine Glammhoaga-Hex’ der Narrenzunft Althengstett", erläutert der junge Schnitzkünstler. Nils Pross ist der Schöpfer dieses ungewöhnlichen Werkes. Schon als Kind hätten die geheimnisvollen Hästräger immer einen ganz besonderen Eindruck auf ihn gemacht, verrät er. "Ich wollte auch irgendwann einmal als Hexe in einem Verein mitlaufen", unterstreicht der junge Mann. Seine Berufsausbildung brachte es nun mit sich, dass er eine fast lebensgroße Glammhoaga-Hex schnitzte.

Nach dem Abitur habe er nicht direkt wieder die Schulbank drücken wollen, so der 21-Jährige. Er sah sich um und fand eine Ausbildung mit stark künstlerischen Elementen, bei der er auch die Chance haben würde, sich den Traum der Herstellung einer urigen, schaurig-schönen Fasnetshexe zu erfüllen. "Ich absolvierte eine Ausbildung in Berchtesgaden an der Berufsfachschule für Holzschnitzerei und Schreinerei des Berchtesgadener Landes", erzählt der Neuhengstetter.

Gesellenstück erfordert sehr viel Arbeit

Die mehrjährige Ausbildung war vielseitig und brachte den kunstinteressierten jungen Mann entscheidend weiter. Da war es zudem ein besonderer Glücksfall für ihn, dass er als Gesellenstück eine Hengstetter Glammhoaga-Hex gestalten durfte. Im Gespräch mit unserer Zeitung beschreibt Nils den mühsamen Weg vom Zeichnen über die Erstellung des 1:10-Modells aus selbst härtender Modelliermasse.

Es folgten ein 1:1-Modell und die Herstellung einer sogenannten Negativform. "Diese Abbildung der Figur aus Gips habe ich dann mit Stampfbeton und lackierten Vierkanteisen ausbetoniert und wieder zusammengeführt", erläutert der ambitionierte Künstler. Nachdem der Beton abgehärtet war, musste er die Gipsform von der Figur schlagen – und die Hexe aus Beton stand nun fertig da.

Damit war der Holzschnitzerlehrling jedoch noch lange nicht am Ziel. Es folgte das eigentliche Schnitzen der Figur aus Holz. "Als Stamm habe ich mir eine Eiche bei einem Holzhändler in Österreich besorgt", so Pross. Zuerst arbeitete er aus dem Holz mit der Motorsäge die rohen Strukturen heraus. Dann folgte die Feinarbeit mit Klüpfel und Schnitzeisen. Der junge Mann schätzt, dass er mehr als 1000 Stunden für diese Arbeit investieren musste.

Aber es hat sich gelohnt, sein großer Traum ist in Erfüllung gegangen. "Leider steht die Figur bisher noch zu Hause in meiner Garage. Mein Plan ist, den noch fehlenden Besen anzufügen und die Plastik dem bekannten schwäbisch-alemannischen Fastnachtsmuseum ›Narrenschopf‹ in Bad Dürrheim als Leihgabe anzubieten", kündigt Pross an. Die originelle Vorarbeit aus Beton wird jedoch auf Dauer im Garten seiner Eltern stehen bleiben und sicher noch so manchen Passanten erfreuen.