Die Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund ist derzeit ein gewichtiges Thema an der Althengstetter Gemeinschaftsschule. Foto: Archiv

Neue Aufgabe gilt als Herzenssache: Gemeinschaftsschule unternimmt große Anstrengungen bei Sprachförderung.

Althengstett - An der Althengstetter Gemeinschaftsschule wird der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen in den Kreis Calw als Chance gesehen. "Wir geben alles, damit Kinder und Jugendliche, die hierher kommen und mit ihren Familien ein neues Leben beginnen wollen, sich bei uns wohl fühlen und optimal gefördert werden", sagt Konrektorin Elke Ruf.

Rund 25 Schüler mit Migrationshintergrund werden derzeit in fünf verschiedenen Leistungsgruppen unterrichtet. Insgesamt gibt es zwei der Grundschul- und drei der Sekundarstufe. In jeder sitzen maximal fünf Kinder. Die Sprachförderklasse besuchen Kinder und Jugendliche aus Syrien, Rumänien, dem Kosovo, aus Albanien und Italien. "Ob das Asylbewerber sind oder nicht, spielt keine Rolle. Allen kommt die gleiche Unterstützung zu", erklärt Ruf. Über die Gemeinschaftsschule könnten die Flüchtlinge alles erreichen. "Einige von ihnen sind in Mathematik auf Gymnasialniveau", berichtet sie. Ziel sei für alle zumindest ein guter Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife. Mit das Wichtigste sei, den Kindern eine Perspektive zu geben.

Bevor es mit dem Unterricht losgehen konnte, musste viel Vorarbeit geleistet werden. Die Sprachkenntnisse jedes einzelnen Kindes wurden getestet. Keine, wenige oder gute Kenntnisse entschieden darüber, in welcher Leistungsgruppe der jeweilige Schüler unterrichtet wird. "Das ist eine zusätzliche Herausforderung für das Lehrerkollegium. Unterstützt werden wir dabei vom Staatlichen Schulamt mit Fortbildungen", berichtet die Konrektorin.

Arbeitskreis Asyleine wichtige Stütze

Eine wichtige Stütze in Sachen Sprachförderung ist der Althengstetter Arbeitskreis Asyl. Vier Frauen üben jeweils sechs Stunden pro Woche mit den Schülern das Sprechen, Lesen und Schreiben der deutschen Sprache in einem separaten Raum im Schulgebäude. Dafür muss noch mehr spezielles Unterrichtsmaterial gesichtet und besorgt werden, wobei die Pädagogen auch selbst kreativ werden. "Die Klassenlehrerin hat sich eine ganze Nacht lang hingesetzt und Karten gebastelt, mit denen das Lernen spielerisch ablaufen kann", berichtet Ruf.

Begeistert sind die stellvertretende Schulleiterin und ihre Kollegen vom Leistungswillen der ausländischen Jungen und Mädchen: "Sie sind allesamt motiviert und sehr respektvoll uns und ihren Mitschülern gegenüber. Diese Kinder wollen etwas leisten". Auch deren Eltern würden sich teils sehr engagiert einbringen und sich bei Bedarf als Dolmetscher anbieten.

In den Neuzugängen sehen Ruf und ihre Kollegen einen großen Gewinn für alle Schüler: "Indem sie Menschen aus ganz anderen Kulturen und deren Schicksal kennenlernen, erweitern sie ihren Horizont". Nicht zuletzt seien die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ein großes Potenzial für den Arbeitsmarkt. Die Hilfe bei der Berufswahl und das Aufzeigen von Wegen in die Berufswelt spielen seit jeher eine große Rolle an der Althengstetter Schule. Jetzt setzt die Einrichtung noch eins drauf und nimmt am Projekt "Kooperative Berufsorientierung", kurz "KOOBO", teil. Dafür gibt es Geld aus dem Europäischen Sozialfonds und aus Mitteln der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. Zielgruppe sind Schüler ab der fünften Jahrgangsstufe. Sie sollen ein eigenes Projekt planen und umsetzen, bei dem sie mit einem oder mehreren Kooperationspartnern wie Firmen sowie Handwerksbetrieben zusammenarbeiten. Dabei lernen die Jungen und Mädchen Berufe und deren Anforderungen in der Praxis kennen. "Bei uns heißt das Projekt Schulbank. Diese werden die Jungen und Mädchen gemeinsam mit einem Lackierer und Schreiner herstellen", sagt Ruf.

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Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter, die als Flüchtlinge in Baden-Württemberg ankommen, sollen so schnell wie möglich beschult werden. "Die Schulpflicht besteht für alle Kinder und Jugendlichen, die im Land Baden-Württemberg ihren Wohnsitz, ihren gewöhnlichen Aufenthalt oder ihre Ausbildungs- oder Arbeitsstätte haben", heißt es in einer Mitteilung des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe. Die Schulpflicht beginnt sechs Monate nach dem Zuzug aus dem Ausland und besteht bis zur Erfüllung einer eventuellen Ausreisepflicht.

Im Regierungsbezirk Karlsruhe werden derzeit 5600 Kinder und Jugendliche in knapp 400 Vorbereitungsklassen (VKL) unterrichtet. Dabei achten die Schulämter bei der Wahl der Standorte, soweit möglich, auf die Nähe zu Gemeinschaftsunterkünften. Im kommenden Schuljahr wird die Zahl der Standorte weiter ausgebaut. Für Jugendliche über 16 Jahren gibt es darüber hinaus in 65 VABO-Klassen Vorqualifizierungsmöglichkeiten für das Arbeits- und Berufsleben. Auch diese Zahl wird 2015/16 laut RP auf voraussichtlich 100 Klassen ausgebaut.

Unterstützung der Lehrkräfte gibt es sowohl auf Ebene der Schulämter als auch auf Ebene des RP mit Fortbildungs- und Beratungsangeboten.