Landrat Helmut Riegger (rechts) überreichte Landesverkehrsminister Winfried Hermann gestern die erste (Frei-)Fahrkarte für die Hermann-Hesse-Bahn. Foto: Fritsch

"Historischer Tag" für Landrat: Landesverkehrsminister Hermann sagt 25 Millionen Euro Förderung zu. Mit Kommentar.

Kreis Calw - Das ist der Durchbruch für die Hermann-Hesse-Bahn und damit für den Anschluss des Kreises Calw ans Stuttgarter S-Bahn-Netz: Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat gestern eine Förderung des Projekts in Höhe von 25 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Für Landrat Helmut Riegger "ein historischer Tag".Was Hermann am alten Althengstetter Bahnhof unter dem Beifall einer prominenten Festversammlung verkündete, ist zwar noch kein offiziell genehmigter Förderantrag, sondern nur eine Absichtserklärung, aber bislang habe der Landesverkehrminister "immer Wort gehalten", meinte der Landrat. Das gelte auch für den SPD-Fraktionschef im Landtag, Claus Schmiedel, der sich mehrfach vor Ort und vor allem hinter den Kulissen für dieses Projekt stark gemacht hatte.

Für Landesverkehrsminister Hermann ist diese geplante Reaktivierung der Schwarzwaldbahn ein "herausragendes Projekt mit Leuchtturmcharakter", weil hier der Anspruch der grün-roten Landesregierung, "den ländlichen Raum nicht hängen zu lassen", beispielhaft umgesetzt werde.

"Wenn schon, dann richtig und mit der Technologie der Zukunft"

Vor zwei Jahren hatte der Calwer Kreischef Riegger den Grünen Minister zu einer Radtour entlang der Strecke eingeladen. Die Tour zeitigte Wirkung: "Seither verfolgt mich das Projekt", meinte Hermann. Riegger blieb – nachdem der Bund eine Subventionierung der Bahnreaktivierung abgelehnt hatte – hartnäckig an dem Thema dran und wandte sich dem Land als potenziellen Förderer zu. Er führte Ministerpräsident Kretschmann genauso an die alte Bahntrasse wie Hermann und zuletzt Schmiedel.

Mit Erfolg: Mit der gestrigen Förderzusage sieht sich Helmut Riegger in seinen Bemühungen, seinen ländlichen Landkreis zu stärken und einer Abwanderung der Bevölkerung entgegenzuwirken, bestätigt: Ab jetzt stünden die Signale für diese bedeutende Infrastrukturmaßnahme auf Grün. Baldmöglichst soll mit dem Bau und damit für den Anschluss an die S 6 und an die S 60 begonnen werden.

Der Verkehrsminister machte bei dieser Gelegenheit keinen Hehl daraus, dass ihm eine elektrifizierte Hesse-Bahn lieber ist als eine mit Diesel betriebene: "Wenn schon, dann richtig und mit der Technologie der Zukunft".

Mancher Kreisrat hörte das mit gemischten Gefühlen. Denn maximal 25 Millionen Euro bringt das Land ein bei einer Investitionssumme von höchstens 50 Millionen Euro. Was drüber liegt, müssen sich abermals Kreis und Anrainergemeinden teilen. Und die von Hermann gewünschte Elektrovariante wäre fast neun Millionen Euro teurer (57 Millionen) als die eigentlich vom Kreis bevorzugte Diesel-Variante (48,3 Mio). Aber das ging im allgemeinen Freudentaumel und gegenseitigen Schulterklopfen unter.

Michael Lindner, Chef von Börlind, fasste angesichts der Tatsache, dass es immer schwieriger sei, Mitarbeiter im ländlichen Raum zu finden, seine Erleichterung über dieses wichtige Etappenziel so zusammen: "Ich bin heilfroh, dass es geklappt hat. Uns von der Industrie tut’s gut."

Kommentar: Respekt

Von Roland Buckenmaier

Das macht ihm so schnell keiner nach. Landrat Helmut Riegger hat binnen vier Jahren das geschafft, woran seine Vorgänger sich mehr als zwei Jahrzehnte lang vergeblich abmühten: Mit welcher Beharrlichkeit und grenzenlosem Optimismus er die Hermann-Hesse-Bahn aufs Gleis gesetzt hat, nötigt großen Respekt ab. Die Förderzusage des Landes ist der Durchbruch – und nie war er so wertvoll wie heute. Für die kränkelnde Kreisstadt Calw ist diese Anbindung ans Stuttgarter S-Bahn-Netz wie ein Bypass zur rechten Zeit. Aber machen wir uns nichts vor: Die Wiederinbetriebnahme der Schwarzwaldbahn mag für unseren Kreis ein Meilenstein sein, doch die größere Herausforderung wartet noch auf Helmut Riegger. Die Lösung der Klinikfrage wird weit schwieriger werden – auch weil das Heer aus Gegnern und Bedenkenträgern ungleich größer ist als bei der S-Bahn.