An der Althengstetter Industriestraße entsteht ein neues Wohngebäude, in dem künftig deutsche und Flüchtlingsfamilien gemeinsam wohnen sollen. Die Gemeindeverwaltung will verhindern, dass sich dort ein Ghetto bildet. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Gemeinde Althengstett muss ausreichend Wohnraum auch für anerkannte Flüchtlinge schaffen

Der Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland hat nachgelassen, und die Zuweisungszahlen an die Kommunen sind gesunken. In Althengstett will man vorausschauend planen, was bestehende und neue Unterkünfte für diese Menschen betrifft.

Althengstett. Insbesondere zu den größeren Unterkünften und deren weiterer Nutzung hat sich die Verwaltung Gedanken gemacht, weil die Zahl der für dieses Jahr angekündigten Flüchtlinge inzwischen eine ganz andere ist. Zwischen Pfingsten und den Sommerferien hatte das Landratsamt angekündigt, dass Althengstett bis zum Jahresende bis zu weitere 70 Personen aufnehmen muss. Anfang September hieß es vonseiten der Behörde, dass in diesem Jahr nicht mehr mit der Zuteilung an die Kommunen gerechnet werde. Die zu erwartende Zahl für 2017 sei gering. Sollte es dennoch zu großen Veränderungen kommen, will die Gäugemeinde gut gerüstet sein.

Rückkehr erwünscht

Nur noch wenige der Bewohner, die im Althengstetter Forsthaus gemeldet sind, übernachten dort täglich. Mehrere von ihnen wollen in ihr Heimatland Indien zurückkehren, was bislang jedoch an den Anforderungen der dortigen Behörden scheiterte. Wenn deren Wunsch entsprochen wird, möchte die Gäugemeinde die übrigen Bewohner in einer kleineren Wohnung unterbringen.

An der Althengstetter Industriestraße wurde vor Kurzem mit dem Bau eines neuen Gebäudes begonnen, das voraussichtlich bis zum nächsten Frühjahr fertiggestellt sein wird. Dort sollen künftig Flüchtlingsfamilien leben, was nach Angaben der Gemeindeverwaltung bereits so mit dem Landratsamt abgesprochen ist.

"Wir bezeichnen das neue Haus bewusst nicht als Flüchtlingsheim, sondern als Wohngebäude. Dort soll kein Ghetto entstehen", sagte der Althengstetter Hauptamtsleiter Friedrich Maier-Nagel, bei dem administrativ die Fäden für die Flüchtlingsunterbringung zusammenlaufen, im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. In dem neuem Gebäude sollen auch deutschen Familien untergebracht werden. Die Belegung mit alleinstehenden Flüchtlingen ist laut Verwaltung nicht geplant.

Das Neuhengstetter Gebäude Waldenserstraße 68 neben der Gärtnerei wird derzeit mit Flüchtlingen aus Unterkünften belegt, die zur Schule gehen oder arbeiten. Für die Bewohner ist das eine Vorstufe zur ersten eigenen Wohnung. Unverändert bleibt die Nutzung des ehemaligen "Rössle" in der Waldensergemeinde. Der Verkaufsraum der ehemaligen Metzgerei wird umgebaut, damit er vom Arbeitskreis Asyl genutzt werden kann.

Weitere Reserve

Eine weitere Reserve für Familienzuzug wird im alten Ottenbronner Rathaus geschaffen. Das Archiv wird verlagert, und anschließend werden die einstigen Verwaltungsräume zu einer Wohnung umgebaut.

Circa zehn syrische Flüchtlinge halten sich zurzeit regelmäßig zum Übernachten in der Unterkunft im Tannweg auf. Wenn im kommenden Jahr alleinstehende Flüchtlinge aufgenommen werden müssen, sollen dort nur Personen aus dem dortigen Kulturkreis untergebracht werden.

Bauplätze geplant

Die Gemeindeverwaltung will das Grundstück mittelfristig in Parzellen aufteilen und an Bauwillige verkaufen.

"Eine große Aufgabe kommt erst noch", äußerte sich Maier-Nagel. Wenn das Anerkennungsverfahren durch sei und die Menschen dauerhaft bleiben dürften, bräuchten sie eine eigene bezahlbare Wohnung. Dafür müssten ausreichend Kapazitäten auf dem freien Wohnungsmarkt geschaffen werden.