Ausstellung: Beitrag zum Reformationsjubiläum / Luther abwechselnd der Verherrlichung sowie Instrumentalisierung ausgesetzt

Was herauskommt, wenn in einer Kirchengemeinde kreativ und Hand in Hand gearbeitet wird, können Besucher ab dem morgigen Sonntag in Ottenbronn bewundern: eine Ausstellung mit Luther-Bildern aus sechs Jahrhunderten.

Althengstett-Ottenbronn. Dabei handelt es sich um eine zur Verfügung gestellte Wanderausstellung des Verbands kirchlicher Archive der Evangelischen Kirche in Deutschland. Es ist den engagierten Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde Neuhengstett-Ottenbronn und Pfarrer Klaus Dietrich Wachlin zu verdanken, dass die 40 Porträts des Reformators auf 15 aufrollbaren Bildwänden innerhalb der württembergischen Landeskirche als allererstes im Gäu zu sehen sind. Denn gleich zu Beginn dieses Jahres hatte man sich darum bemüht.

Ein Koordinationsteam der Erwachsenenbildung unter der Leitung von Angelika Holzäpfel bereitet für Neuhengstett und Ottenbronn sämtliche Aktivitäten zum Reformationsjubiläum 2017 vor. Unter der Regie von Inge Schäfer konnte die Schau nach Ottenbronn geholt werden. Sie war es auch, die die 15 Roll-ups in Stuttgart abholte und mit tatkräftiger Unterstützung weiterer Gemeindeglieder die Schau im Gebäude aufbaute.

Ergänzende Exponate

Draußen am Kirchturm waren am Donnerstagvormittag drei weitere Helfer zugange. Sie bauten ein Gerüst auf, um das hochformatige Transparent zur Ausstellung am Kirchturm befestigen zu können.

Ergänzende Exponate – Luther als Playmobilfigur, Briefmarken, weitere Bilder und Material zu Reformation, dem Reformator und verschiedenen früheren Reformationsjubiläen – machen die Ausstellung umso beachtenswerter. Die Statue "Blauer Luther" von dem Künstler Ottmar Hörl oder der kleine Museumsshop fallen im Eingangsbereich sofort ins Auge. Dort gibt es das Begleitbuch zur Ausstellung, Sticker oder Postkarten mit Luther-Zitaten wie "Furcht tut nichts Gutes. Darum muss man frei und mutig in allen Dingen sein und feststehen".

Die Schau wird in allen 20 evangelischen Landeskirchen präsentiert. Sie will aufzeigen, wie der Reformator Martin Luther (1483-1546) als zentrales Gesicht der Reformation abgebildet wurde und wie sich die Darstellungen im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Der Betrachter bekommt die unterschiedlichsten Porträts zu sehen – mal ist Luther nachdenklich, mal in einer kämpferischen Pose.

Luther gehört zu den am häufigsten dargestellten Personen der deutschen und der Weltgeschichte. Darstellungen des Reformators findet man heute im öffentlichen, kirchlichen und häuslichen Raum. Die Grundtypen fast aller Abbildungen gehen auf die Reformationszeit zurück und verbinden sich mit der Werkstatt des älteren sowie jüngeren Lucas Cranach. Die Menschen der vergangenen sechs Jahrhunderte schufen sich ihr jeweils eigenes Luther-Bild. In der Schau wird deutlich, dass der Reformator mal verherrlicht, mal instrumentalisiert wurde – je nach dem Leitbild einer gerade geltenden Denk- und Glaubensrichtung. "Das Lutherbild jeder Zeit ist so auch Spiegel der jeweiligen geistigen, geistlichen und politischen Situation", heißt es im Flyer zur Schau. Die Ausstellungsbesucher werden in die Bildsprache vergangener Jahrhunderte eintauchen und zum Beispiel erfahren, was es zu bedeuten hat, wenn in einer Luther-Darstellung ein Schwan zu sehen ist.

Lebendige Konturen

"500 Jahre nach der Reformation ist es an der Zeit, Martin Luther in seinem leidenschaftlichen Ringen um die christliche Wahrheit neu zu begegnen. Seine bohrenden Fragen nach dem Zustand der Welt und der Kirche, sein kritischer Umgang mit der Tradition, seine Zuversicht im Hier und Jetzt geben dem Lutherbild sehr lebendige Konturen. Die Dynamik seiner Persönlichkeit hat vergangene Zukunft mitgestaltet und kann noch heute zu gesellschaftlichem Engagement ermuntern", heißt es von Seiten der Evangelischen Landeskirche zur Ausstellung.

Besondere Kekse

Die Ausstellung wird mit dem morgigen Gottesdienst eröffnet (siehe "Info"). Danach ist ausreichend Zeit, sich die einzelnen Abbildungen und Erläuterungen anzuschauen. Passend zum Thema wird Inge Schäfer selbst gebackene "Luther-Kekse" an die Besucher verteilen.