Foto: DLR/ Chekalin

In 40. 000 Fuß Höhe Sterne beobachten. Für Ottenbronnerin Hildrun Bäzner-Zehender geht Traum in Erfüllung.

Althengstett-Ottenbronn - In 40 000 Fuß Höhe Sterne beobachten: Dieser große Traum ging für die Ottenbronnerin Hildrun Bäzner-Zehender in Erfüllung. Und das in einem Flugzeug mit riesigem Loch im Bauch, in dem andere nur ungern abheben würden.

Schon als Kind ließ sich Bäzner-Zehender von der Astronomie begeistern. Ihr Lehrer war es, der in der Arbeitsgemeinschaft Astronomie ihre Leidenschaft für Himmelskörper weckte. "Damals stand die erste Mondlandung an, und seit damals hat mein Interesse nicht mehr nachgelassen", sagt die heute 64-Jährige im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

In Kinderuni und Bergwerk engagiert

Die gebürtige Neuenbürgerin hat Physik und Mathematik in Tübingen studiert. Sie war Lehrerin am Kepler-Gymnasium in Leonberg, am Kepler-Gymnasium in Weil der Stadt und am Hermann Hesse-Gymnasium in Calw. Sie gibt Astronomiekurse in Schulen sowie Volkshochschulen und ist Vorstandsmitglied der Kepler-Gesellschaft. Sehr beliebt und schnell ausgebucht sind ihre Führungen für Kinder in der Kepler-Sternwarte in Weil der Stadt. Die Ottenbronnerin ist zudem Partnerlehrerin des Hauses der Astronomie in Heidelberg und des Deutschen SOFIA-Instituts (DSI) der Universität Stuttgart. Die Pädagogin engagiert sich außerdem als Vorstandsmitglied bei der Kinderuni Weil der Stadt und leitet Führungen im Bergwerk Neuenbürg.

"Mir kommen die Wege, auf denen die Menschen zur Erkenntnis der himmlischen Dinge gelangen, fast ebenso bewunderungswürdig vor, wie die Natur der Dinge selber", schrieb Johannes Kepler einst in seinem Buch Astronomia Nova (1609). SOFIA, das Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie, beschreitet einen solchen Weg. Bäzner-Zehender bekam die einmalige Chance, bei zwei rund zehnstündigen Flügen quasi aus der ersten Reihe mitzuerleben, wie astronomische Forschung heute abläuft und welche Technik dafür eingesetzt wird. Die Nasa, die Universität Stuttgart und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, kurz DLR, ermöglichen Lehrern und Mitarbeitern von Sternwarten, diese Flüge an Bord von SOFIA zu absolvieren.

"Einige Woche davor gab es ein Vorbereitungstreffen", erzählt Bäzner-Zehender. Dann reiste sie ins kalifornische Palmdale zum Armstrong Flight Research Center, nördlich von Los Angeles gelegen. Begonnen hat das Abenteuer mit einer Führung, einem Sicherheitstraining und dem Mission Briefing. Die Gäste aus Deutschland fühlten sich schnell als Teilnehmer einer Forschungsmission. Schließlich ging es an Bord, und das Flugzeug rollte auf die Startbahn, um in Richtung Hawaii abzuheben.

Erst, wenn die Maschine über dem Wasserdampf der Atmosphäre fliegt, können die wissenschaftlichen Beobachtungen beginnen. Liegt sie darunter, wird die Infrarotbeobachtung gestört. Ist die nötige Flughöhe erreicht, öffnet sich eine Luke im hinteren Teil des Flugzeuges. Als Plattform für das in Deutschland hergestellte Teleskop mit einem Primärspiegel von 2,7 Meter Durchmesser dient eine umgebaute Boeing 747 SP. Die Maschine ist gespickt mit ausgefeilter Technik, die astronomische Beobachtungen von einem Flugzeug aus ermöglicht. "Wir hatten kaltes, stürmisches Wetter. Die Luke vor dem Teleskop, die einem gigantischen Loch gleicht, musste mehrfach geschlossen werden", berichtet die leidenschaftliche Astronomin.

Kartierung des Sternbilds Orion

Schwerpunkte der nächtlichen Beobachtungsflüge mit dem deutschen Instrument "upGREAT" waren unter anderem, die Zeitskala von Sternentstehungen genauer zu untersuchen oder ein großes Gebiet im Sternbild Orion zu kartieren. Die "Gast-Wissenschaftler" durften den Forschern über die Schulter schauen und Messungen an den Instrumenten auf Bildschirmen mitverfolgen. "Ich bin immer noch ganz fasziniert von der Technik und wie alles bis ins kleinste Detail organisiert werden muss, damit die Mission gelingt", so die Ottenbronnerin.

Bäzner-Zehender war eine von vier Pädagogen bundesweit, die direkten Kontakt zu Wissenschaftlern, Piloten und Ingenieuren bekamen. Sie sollten mit der Teilnahme am Flug dazu inspiriert werden, ihre Begeisterung an Kinder und Jugendliche weiterzugeben. Als Lehrerin arbeitet die Ottenbronnerin zwar nicht mehr, das Erlebte wird sie aber in den kommenden Wochen und Monaten bei Vorträgen, in Kindergärten und an die Jugendgruppe der Kepler-Sternwarte in Weil der Stadt weitergeben.