Beim Handwerkerhof in Altensteig hatten Ritter und Landsknecht ihre Lagerey im Schlossgarten aufgeschlagen. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Handwerkerhof bietet vielfältigen Einblick in früheres Leben / Gewürze repräsentierten einst den Reichtum

Von Doris Sannert

Altensteig. "Hört Ihr Leut‘ und lasst Euch sagen…" – mit diesen Worten hieß der Türmer die vielen Besucher beim Handwerkerhof in Altensteig willkommen. Zwei Tage lang konnten sich diese im und ums Schloss alte Handwerkskunst und fast vergessene Handarbeitstechniken ansehen.

Ob Deicheln bohren, Hufeisen schmieden, Blumen binden, Filzen, Spinnen, Quilten, Schnaps brennen oder Papier schöpfen: Die Auswahl, welche die mehr als 30 Ausstellern zeigten, war immens. Am Sonntag war der Andrang der Besucher groß, was Museumsleiterin Birgitta Dieterle und ihr Team freute. Denn am Samstag hätten es ruhig ein paar mehr sein dürfen.

Vor allem die Vorträge der mittelalterlichen Gruppe "Regnum Salici" kamen gut an. Von ihr erfuhren die Gäste, wie die Menschen zur Zeit der Salierkaiser von 1024 bis 1125 geredet, was sie gekocht und gegessen haben. Denn Ritter und Adelige liebten die Völlerei und zeigten ihren Reichtum auch an der ritterlichen Tafel – je mehr Gewürze die Speisen verfeinerten, desto reicher und angesehener war der Ritter.

Gezeigt wurde auch, wie aus Hanf Fäden gewonnen, wie sie gewoben und wie Kleidung davon genäht wurde. In der mittelalterlichen Schreibstube erfuhren die Besucher alles über die verschiedenen Arbeitsabläufe und die filigranen Techniken von Buchmalerei und Radierung.

Mittelalterlich ging es auch im Schlossgarten zu, wo ein Baumeister in historischer Tracht detailliert über die Sanierung der gesamten Schlossanlage vor mehr als 30 Jahren informierte und wo Landsknecht und Ritter ihre Lagerey aufgeschlagen hatten und den Besuchern Waffen, Kettenhemd und alles, was vornehme Adelsleute sonst noch von einem einfachen Bauern unterschied, zeigten.

Doch auch spätere Handwerkskunst wurde gezeigt und vorgeführt. Beim Deichelbohren, beim Behauen eines hölzernen Balkens und beim Maskenschnitzen flogen die Späne.

Schuhe wurden vor den Augen der Gäste repariert, Glas wurde zu kleinen Kunstwerken geblasen, Bleiglasfenster und Mosaike entstanden. Es gab Hüte aus Holz zu kaufen wie auch Schmuck aus Holz, Steinen, Perlen oder feinem Faden. Dazu gab es Honigspezialitäten, duftende Kräuter, bunte Blumenkränze, selbstgemachte Liköre und Schnäpse, Kerzen in allen Farben, Töpfer- und Lederwaren, Zinn- und Porzellanfiguren und kunstvoll gestaltete Patchworkdecken und Quilts. Beim Schärfen eines Messers mit Muskelkraft durften die Besucher selbst Hand anlegen wie auch beim Papierschöpfen, bei Origami und in der Druckwerkstatt wo vor allem die Kinder ihren Spaß hatten.

An beiden Tagen sorgten die Mitarbeiter des Heimat- und Geschichtsvereins um ihren Vorsitzenden Stephan Henßler für die Bewirtung der zahlreichen Gäste.