Abschied vom Stadtbaumeister nach 33 Jahren (von links): die Fraktionsvorsitzenden Hans Doll (CDU), Werner Koch (FBV), Ursula Utters (SPD), Bürgermeister Gerhard Feeß, Irmgard und Hermann Unsöld, FWV-Fraktionsvorsitzender Dieter Renz und Spielbergs Ortsvorsteher Karl Heinz Dressle. Foto: Buchner Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadträte und Verwaltung bedenken den scheidenden Stadtbaumeister Hermann Unsöld mit viel Lob und Applaus

Von Matthias Buchner

Altensteig. Ein letztes Mal nahm Hermann Unsöld am Ratstisch Platz. Der Altensteiger Gemeinderat verabschiedete den langjährigen Tiefbauamtsleiter und Stadtbaumeister mit der bronzenen Bürgermedaille, Geschenken und langem Applaus in den Ruhestand.

Der Sentimentalität sonst eher unverdächtig, zeigte sich der scheidende Stadtbaumeister dann doch "etwas überwältigt ob des vielen Lobs, das ich einfach so stehen lassen möchte". Als er vor 33 Jahren den Posten des Altensteiger Tiefbauamtsleiters antrat, sei vieles anders gewesen, sagte Hermann Unsöld und erinnerte an "paradiesische Zustände" mit Förderquoten von 65 bis 95 Prozent – "und die haben wir auch ausgenutzt".

In Zukunft, so prognostizierte Unsöld, werde wohl mehr Augenmerk auf der Erhaltung des Geschaffenen liegen, auch wenn Stadtverwaltung und Gemeinderat mit der Neugestaltung der Innenstadt ein großes und lohnendes Projekt vor sich hätten. Unsöld erinnerte aber auch an "eine Sternstunde des Gemeinderats", die er während seiner 33-jährigen Amtszeit erleben durfte: Als das Gremium den Verkauf der Altensteiger Wasserversorgung an einen privaten Investor ablehnte.

"Die Teilorte warendas Salz in der Suppe"

Sein Dank galt Bürgermeister Gerhard Feeß "für die lange Leine", dem Gemeinderat "für das Vertrauen", den Altensteiger Bürgern sowie den Ortschaftsräten und -vorstehern, denn "die Teilorte waren das Salz in der Suppe, ohne die wäre es mir langweilig geworden". Besonders dankte Unsöld seinen Mitarbeitern im Tiefbauamt ("Die Dienstbesprechungen werde ich vermissen") und im Bauhof ("Ich bin dankbar, dass es dort während meiner Amtszeit keine gravierenden Unfälle gab"). In Anlehnung an Joseph Freiherr von Eichendorffs Gedicht "Wünschelrute" wünschte der Stadtbaumeister Gemeinderat und Verwaltung, "oft das Zauberwort zu treffen".

Bürgermeister Gerhard Feeß begann seine Laudatio mit einer Aufzählung: "Querdenker, Visionär, Ingenieur, Künstler, Baumeister, Ästhet, Philosoph, Stadtbaumeister...", bevor er kurz auf Hermann Unsölds Werdegang von der Ausbildung zum Vermessungstechniker zum Altensteiger Stadtbaumeister einging. "Dass Sie von der Vermessungstechnik zum Bauingenieurwesen wechselten, ist nur folgerichtig – Sie sind keiner, der erfasst und verwaltet, sondern einer, der gestaltet", sagte Feeß und attestierte dem angehenden Ruheständler, "auf frische, bestechende und manchmal anstrengende Art anders – positiv anders" gewesen zu sein.

Auch wenn während Unsölds Amtszeit rund 120 Millionen Euro in den Tiefbausektor investiert wurden, wollte Feeß nur drei Projekte hervorheben: den Bau des Klärwerks, die Ortsentlastungsstraße und die Ortsdurchfahrt Überberg. Außerdem bescheinigte Feeß Unsöld, Bürgerbeteiligung gelebt zu haben, bevor der Begriff in aller Munde war: "Da holen wir alle zusammen an einen Tisch", sei stets die Maxime des Stadtbaumeisters gewesen.

Der Stadtbaumeisterwar "positiv anders"

Ganz nebenbei habe Hermann Unsöld der Stadt Altensteig auch ein künstlerisches Profil gegeben – mit Bürgeraktionen wie "900 Jahre – 900 Köpfe", der Bauzauninitiative, dem Skulpturenpfad und den kommunenübergreifenden Kunstleitpfosten zur Landesgartenschau in Nagold.

Zum Abschied überreichte der Bürgermeister Unsöld die Bürgermedaille der Stadt Altensteig in Bronze. Von seinen Mitarbeitern hatte der Stadtbaumeister bereits alle Tiefbauamtsberichte der vergangenen 33 Jahre zu einem Buch gebunden bekommen.

Für den Gemeinderat wartete Bürgermeister-Stellvertreter Uwe Seeger mit einer Menge Zahlen auf: In 33 Jahren habe Hermann Unsöld acht Legislaturperioden des Gemeinderats, drei Bürgermeister und 90 Stadträte erlebt und im Gemeinderat ohne seine Ausschüsse 2650 öffentliche und 2150 nichtöffentliche Tagesordnungspunkte abgehandelt. Namens des Gemeinderats übergab Seeger Hermann Unsöld ein mit Altensteiger Talern prall gefülltes Säckchen und einen Buntsandsteinbrocken, aus dem sich der Beschenkte selbst ein Präsent nach seinem Gusto bildhauern soll.

Für die FBV-Fraktion meldete sich deren Sprecher Werner Koch extra zu Wort. Er dankte Unsöld dafür, dass dieser sein Fachwissen uneingeschränkt "für unser Altensteig" zur Verfügung gestellt und seine Dienstzeit mehrfach verlängert habe. Er bedachte den Stadtbaumeister mit einem Gutschein für drei Übernachtungen in einem Hotel im Schwarzwald. Als Sprecher der Ortschaftsräte und -vorsteher attestierte Karl Heinz Dressle Unsöld, er habe "das Maximale für die Teilorte herausgeholt" und überreichte einen Reisegutschein.

Schließlich gab es keinen Vorwand mehr, das Unausweichliche aufzuschieben: Stadträte und Verwaltung erhoben sich von ihren Sitzen und verabschiedeten Hermann Unsöld mit lange währendem Applaus.