Der Andrang überraschte die Veranstalter: Rund 200 Neugierige waren zur Auftaktveranstaltung des Altensteiger Arbeitskreises Asyl ins Bürgerhaus gekommen. Foto: Köncke

Ehrenamtliche sollen bei Integration in den Alltag helfen. Auftakt mit rund 200 Besuchern. Ziel sind unterschiedliche Arbeitskreise.

Altensteig - Am Ortsrand von Altensteig wird im Sommer eine Gemeinschaftsunterkunft für 200 Flüchtlinge gebaut. Damit diese sich nicht ausgegrenzt fühlen, sondern in das Leben der Stadt integriert werden, sind ehrenamtliche Helfer erwünscht. Zur Auftaktveranstaltung fanden sich mehr als 200 Interessierte im Bürgerhaus ein.

Mit solch einem Andrang "haben wir nicht gerechnet", zeigte sich Bürgermeister Gerhard Feeß überrascht und hocherfreut. Kurz ging er auf die durch Kriege und Armut ausgelöste, weltweite Flucht von mehr als 50 Millionen Menschen ein – die zur Folge habe, dass davon auch Altensteig als drittgrößte Stadt im Landkreis Calw betroffen ist. Weil es "kein Ereignis ist, das vorübergeht" müsse man sich auf die dauerhafte Unterbringung von Flüchtlingen einstellen. Um sie beim Neuanfang zu begleiten und zu unterstützen, sei man auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Ziel der Zusammenkunft im Bürgerhaus solle sein, unterschiedliche Arbeitskreise zu bilden, beispielsweise zur Mithilfe beim Erlernen der deutschen Sprache, bei Behördengängen, Einladungen zu ortsansässigen Vereinen und bei der Kleiderkammer.

Dieser Thematik habe sich bereits der Internationale Arbeitskreis Altensteig (INKA) angenommen, als die ersten der momentan 37 Flüchtlinge in Altensteig angekommen seien, erklärte INKA-Vorsitzender Jürgen Bodamer. Und fügte hinzu: "Aber alleine können wir das nicht stemmen." Wichtig sei, dass konkrete Hilfsangebote von Ehrenamtlichen vorlägen, wenn die ersten Asylbewerber in der Sammelunterkunft eintreffen.

Thomas Bräuning, Hauptamtsleiter der Stadt, schilderte die aktuelle Situation. Im Juni 2015 habe Baden-Württemberg 10 600 Flüchtlinge aufgenommen, im September seien es bereits 25.800 gewesen – Tendenz steigend. Bräuning geht davon aus, dass Altensteig bis zum Jahresende 137 Asylbewerber zugewiesen bekommt.

Bernhard Utters stellte sich schon früh der Aufgabe, Flüchtlingen in ihrer neuen Umgebung zu helfen. In Nagold und Calw habe man Sprachkurse angeboten, allerdings sei die Nachfrage gering gewesen – "oder es kam überhaupt niemand". Bei der Arbeitsplatzsuche habe man bisher nur zwei Bewerber vermitteln können. "Spricht er deutsch, und was hat er gelernt?" sei die erste Frage des Arbeitgebers gewesen. Deshalb brauche man Ehrenamtliche, die "neugierig, motiviert und frustrationsresistent sind". Den Besuchern der Informationsveranstaltung rief der pensionierte Allgemeinmediziner zu: "Niemand muss alles können, um tätig zu werden." Manchmal genüge es schon, Kicker zum Training bei Fußballvereinen einzuladen oder mit Flüchtlingskindern zu spielen.

Heike Thomas vom Landratsamt Calw sprach sich für eine sinnvolle Koordination der Unterstützungsmaßnahmen aus. Gerlinde Unger vom Diakonieverband kann sich vorstellen, dass in einem "Café Asyl" schnell Kontakte geknüpft werden.

Nach einer kurzen Aussprache wurden im Bürgersaal Bistrotische aufgestellt und Unterschriftslisten ausgelegt, in die man sich eintragen – und damit die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit dokumentieren – konnte. Geplant ist, dass sich Kleingruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten bilden, im Januar 2016 ein ersten Fazit gezogen und im Plenum weitere Schritte besprochen werden.