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Bericht über die 17. Produktion des Schultheaters „Spot on“ BU: Szenenausschnitt der Premierenvorstelung - Foto: Köncke

Von Manfred Köncke

Eine deutsche Komödie aus dem Jahr 1806 mit Anspielungen auf die heutige Zeit: Die Theatergruppe "Spot on" des Christophorus-Gymnasiums hat ihre 17. Produktion – "Der zerbrochene Krug" von Heinrich von Kleist – auf die Bühne gebracht.

Altensteig. Ein Gefäß ist in die Brüche gegangen. Für Marthe Rull steht der Täter fest: Ruprecht, der Verlobte ihrer Tocher Eve. Bei einem heimlichen Besuch in ihrer Kammer müsse es passiert sein. Am nächsten Morgen erscheint sie mit den Beteiligten vor dem Kadi und hofft, dass Dorfrichter Adam kurzen Prozess macht.

Für den hätte es nicht schlimmer kommen können. Gerichtsrat Walter, bekannt für sein hartes Durchgreifen, hat sich angekündigt um zu überprüfen, ob es bei der Rechtsprechung in Huisum bei Utrecht korrekt zugeht. Und was muss er sehen? Zwei Beulen zieren den glatten Schädel des Dorfrichters, Schrammen im Gesicht, die Hose zerrissen und die Perücke fehlt. Adam will die Verhandlung schnell hinter sich bringen und beschuldigt kurzerhand Ruprecht.

Eve bricht ihr anfängliches Schweigen

Der aber wehrt sich. Ein anderer sei aus der Kammer geflohen, er habe dem Unbekannten die Türklinke auf den Kopf gehauen. Als Frau Brigitte mit einer Perücke erscheint, die sie unter dem Fenster der Jungfer gefunden hat, zieht sich die Schlinge für Adam langsam zu. Eve bricht ihr anfängliches Schweigen. Der Dorfrichter habe sie in der fraglichen Nacht gefügig machen wollen. Auf der Flucht vor ihrem gehörnten Bräutigam sei besagter Krug zerbrochen. Der Überführte stürmt in Panik aus dem Verhandlungssaal.

14 Schauspieler – von der Klasse sieben bis zum Abiturientenjahrgang – haben unter der Leitung des regieerfahrenen Englisch- und Französischlehrers Joachim Krüger ein Schuljahr lang jeden Freitagnachmittag mit Verve geprobt. Schauplatz der Aufführungen ist das Foyer des Gymnasiums. Weil sich das Geschehen auf der Ebene oberhalb von drei Stufen abspielt, hatten alle Zuschauer freie Sicht. Auch wenn Josef Carl Grund die Textfassung mit aktuellen Bezügen und coolen Sprüchen anreicherte, blieb das Versmaß des Kleistschen Originals erhalten.

Das Ensemble setzte sich nachhaltig in Szene, war textsicher, die Aussprache sauber und gut betont, die Rollen passend besetzt. An erster Stelle zu nennen: Michael Schaible als trickreicher und durchtriebener, einen Meineid nach dem anderen schwörender Dorfrichter Adam, der mit durchdringender Stimme versuchte, seine Angst vor der Wahrheit zu verdecken.

Hochgesteckte Erwartungen erfüllt

Simon Daum spielte einen korrekten Gerichtsrat Walter mit Bravour, Vita Wolf verlieh der kämpferischen Frau Martha Rull markante und glaubhafte Züge, Miriam Jung gab die eingeschüchterte Tochter Eve, Jan Felix Stöffler nahm man die Wut des aufgebrachten Verlobten Ruprecht ab, auch wenn seinem Vater Veit (Jim von Woellwarth) Zweifel gekommen waren.

Spöttisch und bissig gebärdete sich Susanne Stehle als Schreiber Licht, liebreizend und keck Kay Taylor und Vera Gall als Mägde des Dorfrichters. Den Prolog sprachen Thea Buhlmann und Elisa Zhang, die zusammen mit Johanna Stickel und Hannah-Malin Berkowitz in Hotpants und Sonnenbrille als Vertreterinnen der Neuzeit die Bühne stürmte und die verharrenden Personen der eigentlichen Handlung mit Sprüchen wie "Muss der Dorfrichter zur Strafe ins Dschungelcamp?" karikierten.

Die Premierenvorstellung erfüllte hochgesteckte Erwartungen. Langanhaltender Beifall der Zuschauer galt sowohl einer durchweg überzeugenden Theatergruppe als auch dem zum Schluss auf die Bühne geholten, akribisch arbeitenden Regisseur Joachim Krüger. Einbezogen durften sich die für Ton und Beleuchtung zuständigen Dominik Lämmle und Felix Mattersberger fühlen.

Das Stück wird erneut am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr und am morgigen Freitag um 20 Uhr im Foyer des Christophorus-Gymnasiums aufgeführt.