Sängerin Verena Nübel setzte dem Bigband-Sound die Krone auf. Foto: Schwarzwälder-Bote

Musiksommer bringt Bigband-Sound nach Altensteig

Von Maria Kosowska-Németh

Altensteig. Am fünften Festivaltag verließ der Altensteiger Musiksommer 2015 wieder einmal die geschlossenen Konzerträume und verweilte eine Stunde lang im Stadtgarten, wo die heimische Jazz-Formation Down Town Bigband Altensteig eine Matinee unter freiem Himmel gab.

Die Down Town Bigband ist ein mit dem Musiksommer zeitlich gekoppeltes Projekt-Jazzensemble, in dem die Workshop-Teilnehmern der Musikschule und der Stadtkapelle ihre jüngst erworbenen Fertigkeiten unter Beweis stellen. Nach dem ersten Erfolg vor einem Jahr formierten sich Christian Mück, Hans Bader, Felix und Gregor Mattersberger, Tobias Steeb (Trompeten), Georg Seeger, Nicole Walz, Josef Stritt, Jan Lachhein, Michael Tiede (Saxofone), Lukas Renz, Gottfried Luz, Lutz Hermann, Moritz von Woellwarth (Posaunen), Joannes Spyrka (Klavier) Georg Bomhard (Bass) und Jonathan Schmitt (Schlagzeug) erneut zu einer Jazzgruppe.

Von Freitagabend bis Samstagnachmittag bezwang die Mannschaft unter Leitung des Musiksommer-Dozenten Tobias Becker die völlig unbekannten Stücke, und in kürzester Zeit stellten sie ein ambitioniertes und kurzweiliges Programm zusammen.

Das Ergebnis ließ sich hören, der rassige Blechsound mit mehreren gelungenen Soli hallte durch den Stadtgarten und lockte weitere Neugierige an. "Super gemacht", lobte Becker nicht nur die Gesamtleistung der Down Town Band, welche das Publikum ausgiebig mit Applaus honorierte, sondern auch die vorzügliche Zusammenarbeit während der Vorbereitungsphase. Wer weiß, wer schließlich mehr Spaß am Konzert hatte – die entspannten Zuhörer oder zufrieden lächelnde Musiker und ihr Meister.

Nach diesem überaus geglückten Vormittag erwartete das Publikum abends im Bürgerhaussaal ein musikalisches Erlebnis von noch größerem Format: Tobias Becker und seine Bigband stellten ihre höchst professionelle Auffassung von Jazzmusik vor. Weil die feste Truppe des erst 30-jährigen Pianisten, Komponisten und Arrangeurs Becker seit sieben Jahren ihrem Chef treu bleibt, passt er seine Kompositionen den individuellen Vorzügen der 17 Extraklasse-Instrumentalisten an und überlässt ihnen genügend Freiraum für die Verwirklichung und Gestaltung seiner Ideen.

Wie tief die Musik der Tobias Becker Bigband formell im Klassischen verwurzelt ist, bewies die grandiose, von nostalgisch bis äußerst expressiv ausgelegte Suite in vier Sätzen. In stilistischer Hinsicht zeichnete sich die Musik durch eine halbwegs experimentelle Vorliebe für riskante Rhythmus-Manöver und kühne Harmonie-Abgründe ab.

Eine facettenreiche Fülle von Einfällen und Assoziationen brachte die vom Instinkt geleitete Performance zutage, sie erzeugte in Verbindung mit uneingeschränkter Virtuosität eine hochemotionale Spannung. Obendrein überragte Sängerin Verena Nübel in temperamentvollen Songs den mächtigen Sound der Brassinstrumente mit ihrer offenen, hochwertigen, von natürlicher Vitalität gezeichneten Stimme.

Noch bevor das famose Konzert im Applausregen zu Ende ging, brachte ein bayrischer Zuhörer seine Eindrücke deftig auf den Punkt: "Saugut!"