Die Nachwuchsmusiker wurden mit begeistertem Applaus belohnt. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Altensteiger Musiksommer bietet Nachwuchskünstlern und etablierten Musikern gleichermaßen eine Bühne

Von Maria Kosowska-Németh Altensteig. Gegen Ende des Altensteiger Musiksommers fand im Bürgerhaus das "Heimspiel" statt, ein Ausnahme-Konzert mit ausgeprägter lokaler Note. Die Organisatoren Christoph Oldenkotte und Moritz von Woellwarth luden junge Künstler ein, die aus Altensteig stammen oder mit der Stadt besonders verbunden sind. Auf diese Weise wurde eine direkte Brücke zwischen den jüngsten Teilnehmer und den bereits etablierten auswärtigen Musiker aufgebaut. Den ersten Teil des in drei Recitals geteilten Konzerts bestritten die Sänger Glenn Daly und Rebecca Theurer, nach der Pause traten Manuel Nonnenmann und Philipp Rivinius im Cello-und-Klavier-Duo auf.

Daly ist noch ein Altensteiger Nestling, wurde gerade in die Abiturklasse am Christophorus Gymnasium versetzt und vor kurzem mit einem zweiten Preis im "„Jugend-musiziert"-Bundeswettbewerb ausgezeichnet. In der Bachschen Arie ein wenig zurückhaltend, entpuppte sich der Bassbariton jedoch bald als ein viel versprechender Nachwuchs-Musiker. Zu seinen Stärken gehören die bemerkenswert reine Intonation, ein warmes, flauschiges Timbre (welches besonders in "Das Knie" von Graener zur Geltung kam) und die szenische Überzeugungskraft ("5000 Taler" von Lortzing). Die Blumen der Anerkennung bekam jedoch nicht er, sondern seine herausragende Klavierbegleiterin Susanne Schuler-Meybier. Unter tobendem Applaus hatte ihr Mann Eberhard, Dalys Stimmbildner, die Gesamtleistung der beiden kavaliersmäßig honoriert.

Nicht weniger herzlich begrüßte das Publikum die bereits künstlerisch flügge Rebecca Theurer. Sie verfügt über eine gut geschliffene, dramatisch-helle Sopranstimme mit Koloratur-Potenzial. Kräftig und kühn in Höhenlagen, versah Theurer ihre Antonia-Arie von Offenbach mit emotionaler Kraft und dichtem Vibrato gleichermaßen intensiv wie den "Todesgesang" aus "Turandot" von Puccini. In der Pamina-Arie setzte sie auf suggestiven Musikausdruck, in den Brahms’schen Liedern auf breite Phrasierung und agogische Feinheiten.

Der Mitstreiter ihres Erfolgs war Phillip Rivinius, ein bemerkenswerter Pianist und Kammermusiker. Seit einem Jahr arbeitet er zusammen mit dem gleichaltrigen Cellisten Manuel Nonnenmann. Auf der Altensteiger Bühne bewiesen sie in einem beachtlichen Programm ihre starke musikalische Ader.

Technisch und musikalisch gesehen war die Eingangs –Sonate von Schostakowitsch ein "Hammer" für die jungen Interpreten. Trotzdem meisterten sie mehr als löblich sowohl die Übergänge von Ruhe zur Dramatik als alle penibel ausgearbeiteten harmonischen und agogischen Wendungen. Ständig im Blickkontakt, interpretierten sie nachfolgend eine wahre Konzert-Rarität: drei Miniaturen von Nadia Boulanger, die sie mit einem technischen Feuerwerk-Finale abschlossen.

Nach dieser Hürde erschienen die Fantasiestücke von Schumann wie eine nicht von romantischen Ausbrüchen befreite Entspannung. Dennoch: In der gesamten Produktion hätte man sich noch das "gewisse Etwas" gewünscht, eine Wärme des wohlklingenden piano als ein Ausdruck der Reife und Erfahrung. Dafür haben die noch so jungen Künstler aber genügend Musikpotenzial und Zeit.

Ihre Dvorak -Zugabe beendete das "Heimspiel", in dem alle Künstler viele wunderbare Volltreffer in die Publikums-Richtung abgegeben haben. Ein Eigentor lieferten die Zuhörer selbst – den überflüssigen Zwischenbeifall.