Die Bauarbeiten am dreistöckigen Neubau der Bruderhaus Diakonie in Altensteig haben im Juni begonnen. Die Grundsteinlegung ist für Ende September geplant und die Fertigstellung im Herbst nächsten Jahres. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Bruderhaus: Einer von drei Neubauten für Behinderte wird derzeit in Altensteig erstellt

Weil die Gebäude mit hohem Kostenaufwand saniert werden müssen, hat sich die Bruderhaus Diakonie mit Sitz in Reutlingen entschlossen, nach 150 Jahren ihre Behinderteneinrichtung in Seewald-Schernbach aufzugeben und durch drei Neubauten an unterschiedlichen Standorten zu ersetzen. Einer liegt in Altensteig.

Altensteig. Auf dem früheren Parkplatz in der Bahnhofstraße – zwischen Malerbetrieb Erhard und Touristikbüro Katz – kann man seit Juni fleißige Handwerker bei der Arbeit beobachten. Auf dem Grundstück entsteht ein Neubau mit drei Stockwerken, in denen jeweils acht Menschen mit geistiger Behinderung in Einzelzimmern und eigener Nasszelle wohnen. Ergänzt wird die Wohnstätte durch eine gemeinsame Küche und Aufenthaltsräume.

Die Behinderten werden in der Bahnhofstraße nicht nur leben, sondern – soweit möglich – tagsüber beschäftigt. Wie am jetzigen Standort werden einfache, manuelle Tätigkeiten ausgeübt.

Mit den Gemeinnützigen Werkstätten in Nagold will man laut Auskunft der Heimleitung eng zusammenarbeiten. Außer Appartements und Gemeinschaftsräumen wird im Neubau ein Förder- und Betreuungsbereich mit 16 Plätzen ausgewiesen. Dort werden solche Hausbewohner angeleitet, die nicht mehr in der Lage sind, in einer Werkstatt für Behinderte zu arbeiten. Dieses Angebot steht übrigens auch anderen Menschen aus dem Kreis Calw mit einer geistigen Behinderung offen, wird von zuständiger Seite versichert.

Geplant hat den Neubau in Altensteig das ortsansässige Architekturbüro Dorner und Partner. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort habe man sich von dem Gedanken leiten lassen, Menschen mit Behinderung nicht in abgelegenen Heimen auf der grünen Wiese unterzubringen, sondern "möglichst zentrumsnah", ist dem Vorstand der Bruderhaus Diakonie, Günter Braun, wichtig. In diesem Zusammenhang verweist er auf Bestimmungen der 2009 deutschlandweit in Kraft getretenen UN-Behindertenrechtskonvention.

Bürgermeister Gerhard Feeß informierte, man habe gemeinsam mit dem Bauherr viele zentrumsnah gelegene Flächen in Augenschein genommen und sich letztlich für den Standort in der Bahnhofstraße entschieden. Dass dadurch Parkplätze wegfallen, ist für den Rathauschef angesichts der großen Zahl von Stellflächen in der Kernstadt nicht gravierend.

Zwei Gründe sind für die Bruderhaus Diakonie maßgebend, dass sie die Wohnplätze verlagern. Die Gebäude in Schernbach seien "in die Jahre gekommen" und notwendige Sanierungsmaßnahmen "außerordentlich teuer". Außerdem seien Doppelzimmer laut Heimmindestbauverordhnung ab 2018 nicht mehr zulässig. Staatliche Fördermittel bekäme die Bruderhaus Diakonie nur noch, wenn sichergestellt sei, dass Behinderte am öffentlichen Leben teilnehmen könnten. Und das sei in Schernbach aufgrund der Lage nicht der Fall.

Außer in Altensteig werden noch in Freudenstadt und Horb Bauten für jeweils 24 Behinderte erstellt. Die Baukosten in Altensteig belaufen sich auf rund 3,9 Millionen Euro. Gerechnet wird mit einem Landeszuschuss von 1,3 Millionen. Die "Aktion Mensch" beteiligt sich mit 110 000 Euro