Rahel Schaible (von links), Fiona und Benedikt Stritt begeisterten die rund 200 Zuhörer mit ihren Stimmen. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Musical-Melodien im Schlossgarten

Von Maria Kososwska-Németh

Altensteig. Nun ist die im wahrsten Sinne des Wortes heißeste Phase des Kulturjahres zu Ende: der Altensteiger Musiksommer 2015 hat sich von seinen Gästen verabschiedet. Christoph Oldenkotte (Kulturamt) und Moritz von Woellwarth (Musikschule) können jetzt tief Luft holen, bevor sie die vierte Festival-Auflage in Angriff nehmen.

Eine kurze Verschnaufpause genehmigten sich die beiden aber schon vor dem großen Finale, als sich der Musiksommer im Schlossgarten von seiner vergnüglichen Seite zeigte. Rund 200 Besucher machten es sich gemütlich auf den Amphitheaterstufen, auf Bierbänken oder mitgebrachten Klappstühlen und genossen "Melodien für Millionen" im Kleinformat.

Der Moderator Heinrich Lipps versprach im Namen der Altensteiger Stadtkapelle einen Abend voller Musicalhits und führte das Publikum in die, wie er sagte, "Welt aus Träumen und Fantasien". Eine passable Bezeichnung für ein Programm, in dem sich neben der halbrealen "West Side Story" (Musik: Leonard Bernstein) und "Sound of Musik" (Richard Rodgers) überwiegend Märchen und Legenden wie "König der Löwen" (Elton John, Tom Rice), "Joseph" und "Jesus Christ Superstar" (Sir Andrew Lloyd Webber) einfanden. Den Titelreigen ergänzten "Oklahoma!" (Richard Rodgers), "Phantom der Oper" (Webber) und "Tanz der Vampire" (Jim Steinman).

So ein Riesenprogramm war für die Stadtkapelle schon ein harter Brocken, ohne weiteres knackte sie jedoch sowohl das bekannte "America" als eine ganze Reihe der instrumentalen Musical-Medleys. Stadtmusikdirektor Josef Stritt forderte seine Mannschaft durch präzise Anweisungen zu akkurater Disziplin auf, und bald klatschte das ganze Amphitheater im Takt der schwungvollen Musik.

Später lief die stramme Formation auf tiefere Gewässer aus und debütierte als Begleiter der Gesangssolisten. Unter ihnen hat nur Benedikt Stritt den professionellen Sängerweg eingeschlagen, Rahel Schaible und Fiona Stritt treten nur gelegentlich auf, dennoch mit großen Erfolgen.

Abgesehen von ruhigen Ausschnitten aus "Joseph" erwies sich Stritt als guter Showman und Spaßvogel von geschmeidiger Tenorstimme. Für jeden Auftritt hatte er ein neues, dem Songinhalt angepasstes Kostüm an. In kleinen Szenen von "My Fair Lady" (Frederick Loewe) brillierte seine Schwester Fiona (Sopran) mit den leichtfüßigen Weisen "Es grünt so grün" und "Ich hätt getanzt heut’ Nacht". Zeitweise sang Papa Josef mit und schwang im Walzertakt das Bein, während Mama Angelika im Orchester Fagott spielte und Benedikt dirigierte – nur als kleines Beispiel des familiären Musikpotenzials in Altensteig.

Den Zuhörern gefiel auch die sehr die zarte Sopranstimme von Rahel Schaible in Songs aus "Jesus Christus Superstar" und "Joseph". Im finalen Duett "Totale Finsternis" mit Stritt zog sie die ganze Publikumsaufmerksamkeit auf sich in der Rolle des singenden Vampiropfers.

Finster wurde auch der Himmel, dunkle Wolken verhießen nichts Gutes. Dennoch wollte der Schlussapplaus kein Ende nehmen, und auch ein Regenguss hätte das Enthusiasmusfeuer nicht so schnell löschen können. Letztendlich gab sich das Publikum aber mit einer ABBA- Zugabe aus dem Musical "Mamma mia" doch zufrieden.