Für ihre Darbietungen erhielten die Musiker in Altensteig ovationsartigen Applaus. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Meisterkonzert: Musiker des SWR-Symphonieorchesters führen in Altensteig drei Brahms-Trios auf

Altensteig. Mit dem "Brahms-Projekt", einer Idee der Musiker des Stuttgarter SWR-Symphonieorchesters, fanden die Altensteiger Meisterkonzert nach der Sommerpause ihre Fortsetzung. Hiroko Atsumi (Klavier), Stefan Bornscheuer (Violine), Ulrike Hofmann (Cello), Dirk Altmann (Klarinette) und Wolfgang Wipfler (Horn) führten im Bürgersaal zum ersten Mal die drei unterschiedlich besetzte Trios von Johannes Brahms nacheinander auf. Es gelang ihnen, für das untypische Programm eine stattliche Zuhörerschar zu gewinnen und zu begeistern.

Ein Gemurmel der Anerkennung ging bereits nach dem Horntrio op.40 durch die Reihen. Der nachfolgende Beifall galt den Künstlern Wipfler/Bornscheuer/Atsumi und ihrer kontrastreichen, von Ausdruckstiefe und Farbenvielfalt geprägten Interpretation. Während die altitalienische Violine mit edel-satter Kantilene der klanglichen Schönheit und naturgemäßen Überlegenheit des Horns mit Freude entgegnete, hielt das Klavier eine gewisse (auch dynamische) Distanz gegenüber seinen Partnern, wodurch sich die zu erwartende Spannungskraft nicht immer optimal entfaltete und der Grundriss des Werkes eher in Pastelltönen erschien.

Der enorm breiten Gefühlsskala des Klarinettentrios op.114 begegneten Altmann, Hofmann und Atsumi mit dieser Art künstlerischer Souveränität, die unter die Haut geht und den Atem stocken lässt. Jeder Ton bekam ein Eigengewicht, jede von den mit feinen Zäsuren abgesteckten Phrasen drückte ihren Sinn und Bedeutung aus, die Musik floss ungebremst, strahlte Eleganz und gelegentlich auch Wiener Charme aus. Trotz unterschiedlicher Klangfarbe bildeten der warme und zugleich kräftige Cellogesang und die virtuose Beweglichkeit der Klarinette in Verbindung mit subtilem Klavieranschlag eine facettenreiche, opulente Melange.

Im Klaviertrio op. 101 in klassischer Besetzung (Violine, Cello, Klavier) zeigten sich Bornscheuer, Hofmann und Atsumi als ein organisch geschlossenes, spielfreudiges und einfallsreiches Ensemble. Mit authentischer Leidenschaft, die mittlerweile auch die technisch zuverlässige Pianistin übermannte, verfolgten sie die klare, von Dramatik und romantischen Gefühlsausbrüchen, aber auch von Verspieltheit und Jovialität gezeichnete interpretatorische Linie. Durch nahtlose agogische Übergänge, ausgeprägte Dynamik und exzellente Tongebung erhielt die Brahms’sche Musik eine suggestive und authentische Ausdruckskraft.

Ein monografisches Konzert kann sowohl für die Musiker als auch für das Publikum zu einer Herausforderung – oder gar zu einer Geduldsprobe – werden. Dem war nicht so, in Altensteig wurden die Künstler ovationsartig aufgenommen und mehrmals auf die Bühne zurückgerufen. Nach der Sommerpause brauchten die Konzertbesucher eben einen musikalischen Impuls und sie bekamen einen überraschend attraktiven Startschuss in die zweite Saisonhälfte.