Prost! Mit acht unterschiedlichen Sorten durften die Gäste bei der Bierprobe bei Getränke Bossenmaier anstoßen. Beatrix Bossenmaier-Theurer (rechts) hatte dazu die Biersommelière und Braumeisterin Irina Zimmermann eingeladen. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Teilnehmer der Verkostung probieren acht unterschiedliche Gerstensäfte  / Sommelière würzt Wissen mit Anekdoten

Von Doris Sannert

Altensteig. Ob hell oder dunkel, unter- oder obergärig, schlank oder vollmundig, nach Hopfen und Malz duftend oder mit einem Hauch von Ananas und Grapefruit – Bier ist nicht gleich Bier. Acht verschiedene Variationen bekamen die Gäste bei Getränke Bossenmaier serviert.

Beatrix Bossenmaier-Theurer ist Weinsommelière. Nach einer Weinprobe unter ihrer Regie lud sie nun alle Liebhaber des Gerstensafts zur Bierprobe ein. Als Fachfrau hatte sie die Biersommelière und Braumeisterin Irina Zimmermann nach Altensteig geholt. Sie ließ die Gäste nicht nur an ihrem umfangreichen Wissen über die Braukunst teilhaben. Die Expertin wusste auch viele interessante Details über die Geschichte des Bieres.

Wie bei einer Weinprobe hatte sie auch für die Bierprobe mehrere, gänzlich unterschiedliche Sorten ausgesucht. Acht Biere von acht kleineren und mittelständischen Brauereien wurden gereicht – als erstes ein Appetit anregendes Pils, fein im Geschmack, klar in der Farbe und leicht bitter im Nachgeschmack.

Malzig schmeckte danach das "Augustiner". Und als das leicht trübe, mächtige Kellerbier an die Reihe kam, stiegen im Glas besonders viele Sauerstoffbläschen zur Schaumkrone auf. Noch dunkler, kastanienbraun wie ein Malzbier, stand das Schwarzbier im Glas.

Etwa 180 Brauereien gibt es derzeit noch in Baden-Württemberg, 1300 sind es in ganz Deutschland – Tendenz sinkend. Die meisten, ziemlich genau 70 Prozent, befinden sich in der Hand großer Konzerne. Der Rest, wusste Irina Zimmermann, kämpft ums Überleben. Nicht zuletzt wegen des deutschen Reinheitsgebots, das seit dem 23. April 1516 Gültigkeit hat und demzufolge nur vier Stoffe im Bier enthalten sein dürfen: Hopfen, Malz, Hefe und Wasser.

Im Mittelalter war Bier ein Alltagsgetränk. Es wurde praktisch in jedem Haushalt hergestellt. Um es aromatischer zu machen, mischten die Frauen Kräuter bei. Nicht selten hatten diese eine halluzinogene Wirkung, und ab und an war auch ein giftiges Kräutlein darunter.

Heute werden in allen Ländern Zusatzstoffe beigemischt – außer eben in Deutschland. In den USA, so die Fachfrau, kommt Mais ins Bier, in Belgien sei es üblich, Erdbeeren, Kirschen oder Himbeeren beizumischen.

Dass es auch deutsche Biere gibt, die dem Reinheitsgebot entsprechen und dennoch einen fruchtigen Beigeschmack haben, das lernten die Gäste bei der Bierprobe spätestens, als sie das vollmundige "Schneider Weisse" kosten durften, das leicht nach Ananas und reifer Banane riecht und einen süß-sauren Nachgeschmack hat. Orange in der Farbe ist das deutsche "Pale Ale" nach englischem Vorbild. Es riecht nach Grapefruit und schmeckt auch so. Nach Obst und Trockenfrüchten riecht auch das edle, karamellfarbene "Barbara-Bock", das Irina Zimmermann als passendes Getränk zu Vanilleeis empfiehlt.

Doch wie kann es sein, dass deutsche Biere so vielfältig im Geschmack sind, wo doch keinerlei Zusatzstoffe beigemischt werden dürfen? Das fragten sich auch die Gäste und bekamen prompt eine Antwort: durch immer neue Züchtungen von Aromahopfen wie Citra und Cascade.

Zum Abschluss gab es etwas ganz Besonderes: ein Ambrosius-Bier, stilecht im gläsernen Bierkelch gereicht.

Ohne das neu erworbene Wissen in einem Quiz abzufragen, ließ die Braumeisterin ihre Gäste nicht ziehen. Für Abwechslung sorgte auch ein Aroma-Schnüffel-Spiel. Allen Bierliebhabern gab sie noch einen guten Rat mit auf den Weg: Kleine Brauereien bevorzugen, besondere Sorten probieren und die Vielfalt des Bieres zelebrieren!