Schwester Margot beantwortete den Fünft- und Sechstklässlern Fragen, die nach ihrem Vortrag noch offen waren. Foto: Leibold Foto: Schwarzwälder-Bote

Franziskanerin aus Reute berichtet Schülern über Arbeit in Indonesien

Altensteig. Ein Junge hat eine tiefe Fleischwunde, die er sich bei der Ernte mit einem scharfen Messer zugezogen hat. Es bleibt ihm, nach anfänglichen Rettungsversuchen, keine andere Wahl, als sich auf den Weg in die Polyklinik der Franziskanerinnen zu machen. Das Problem ist nur: Die Klinik befindet sich weit entfernt auf einer anderen Insel des riesigen Staats Indonesien. Er setzt sich in ein Boot und wird von seinen Angehörigen mittels Muskelkraft zur mehrere Stunden entfernten Insel gebracht, wo ihm eine Krankenschwester – denn einen Arzt gibt es nicht – die Wunde fachmännisch vernäht und verbindet.

Das war eine der vielen Geschichten, die Schwester Margot, Franziskanerin aus dem Kloster Reute bei Bad Waldsee, den fast 200 Fünft- und Sechstklässlern des Christophorus-Gymnasiums Altensteig erzählte. Zwischen der Schule und dem Kloster besteht seit vielen Jahren eine Verbindung, da ein Teil des jährlichen Tombolaerlöses vor Weihnachten der Arbeit der Schwestern in Indonesien zufließt. Lothar Leibold, Lehrer in Altensteig, hat vor 24 Jahren die Hilfsaktion mit einer fünften Klasse ins Leben gerufen. Seither wurden fast 50 000 Euro für Waisenkinder in Indien (evangelische Gemeinde Nethanja) und Indonesien gesammelt.

Zwischen Schuleund Kloster bestehteine Verbindung

Schwester Margot hielt ihren Vortrag vor den Schülern der fünften und sechsten Jahrgangsstufe, denn ihrem Sammeleifer ist es zu verdanken, dass die Aktion mit den vielen Preisen aus Altensteig und Umgebung überhaupt stattfinden kann. Sie sollten nun erfahren, was mit dem Erlös geschieht.

Die Schwesternkongregation aus Oberschwaben ist vor 50 Jahren nach Indonesien aufgebrochen, um sich dort um verlassene Kinder, Waisen und Jugendliche zu kümmern. 90 Schwestern arbeiten heute auf fünf Inseln (Sumatra, Nias, Tello, Java und Flores) in 16 Stationen. Sie betreuen Kinderdörfer, Schulen, Ausbildungsstätten und mehrere Polykliniken. Ziel ist, Kinder und Heranwachsende so lange zu betreuen, bis sie selbstständig ihr Leben führen können.

Schwester Margot kennt viele Einzelschicksale, da sie selbst immer wiederzu Visitationen vor Ort ist. Da ist Paul, dessen Mutter bei der Geburt starb und dessen Gewicht nur 1800 Gramm betrug – eigentlich war er nicht lebensfähig, aber durch den Einsatz einer Schwester, die ihn alle vier Stunden rund um die Uhr mit Milch versorgt hat, konnte er sich zu einem lebensfähigen Jungen entwickeln. Der Vater hat ihn nach Monaten wieder abgeholt, als Dank gab es für die Ersatzmutter ein Huhn.

Neben all den unglaublichen Geschichten aus einem fernen und doch so nahen Land mit 230 Millionen Einwohnern, zeigte die Schwester auch herrliche Landschaftsaufnahmen, in denen immer wieder das Meer in vielfältigen Farben gezeichnet ist. Mit den Worten "Gott in der leidenden Menschheit zu dienen" beendete Schwester Margot, ihren Vortrag, den die Schüler mit viel Applaus honorierten.