Matthias Schriefl hatte mit den Musikern der Stadtkapelle ein unkonventionelles Programm vorbereitet. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Musiksommer: Kreisverband verleiht Josef Stritt die Dirigentennadel in Gold mit Diamanten / Publikum verlangt zwei Zugaben

Eine echte Gaudi von bayerischem Flair bescherte den Zuhörern das Konzert mit der Altensteiger Stadtkapelle und dem Gast des Musiksommer-Festivals Matthias Schriefl.

Altensteig. Die Musiker stellten ein teilweise im unkonventionellen Stil zwischen Jazz und Folk gehaltenes, zweistündiges Programm vor, das sie in Rahmen eines Workshops in kürzester Zeit mit dem Vollblut-Jazzmann Schriefl einstudierten.

An diesem Konzertabend im Schlossgarten bekam das Publikum unvergleichbar mehr Musik als Sommer zu spüren. Die Zuhörer packten sich dick ein, da nach Sonnenuntergang die Lufttemperatur im Schlossgarten deutlich absackte, und auch die Musiker mussten sich "warm anziehen", um den sprudelnden Ideen ihres Mentors und Anführers technisch und stilistisch folgen zu können.

Schriefl ist ein erwachsenes Wunderkind aus Bayern. Mit elf Jahren Bundessieger von Jugend musiziert, mit 15 Mitglied des Bundesjazzorchesters, hat er mit 17 schon eine eigene Band gegründet und nahm auch die erste CD auf. Im Laufe seiner Musikkarriere spielte der Jazztrompeter, Multiinstrumentalist, Komponist und Bandleader bereits mit den besten europäischen Ensembles. Sein unruhiger Geist hechelt ständig nach neuen Ideen und Erfahrungen, und diesen mit Esprit gewürzten Drang bekamen sowohl die Altensteiger Musiker als auch das Publikum deutlich mit.

Vor jedem Programmpunkt besprach Schriefl ("privat" – wie er sagte), die letzten Einzelheiten mit Instrumentalisten, überließ dann das Dirigat dem Kapell-Chef Josef Stritt und begab sich auf die Suche nach neuen Klang-Experimenten. Für seine fantastischen Soli wechselte er in Windeseile von Trompete zu Flügelhorn, Tuba, Eufonium oder zu dem gut über drei Meter langen, "aus glücklichen Bäumen" hergestellten und "aus Bayern importierten" Alphorn, das nur die Naturtöne "bio bis vegan" von sich gebe.

Schriefl bekannte sich gerne und humorvoll zu seinen Allgäuer Wurzeln, wo er auch Inspirationen für seine Musik ("Am Schnack ar Bichl", "Der Voralberger Problembär" oder "Drhoi, z’Mara-Roi") herleitet. So spritzig und geistreich die Sprüche waren, so überschritten seine Virtuosität und Farbenreichtum die gewöhnlichen Möglichkeiten der Instrumente und klangen atemberaubend und unwirklich – "abseits von Gut und Böse", wie sich Musiker Tobias Steeb frei nach Nietzsche äußerte.

Und doch blieben die Altensteiger Musiker nicht ganz im Schatten ihres Gastes, sie zeigten sich gegenüber dem neuen Repertoire und neuen Bedingungen aufgeschlossen und gewachsen – sowohl in "Watermelon Man" (Herbie Hancock), "Ice Cream" (Johnson Moll) als auch in "Caravan". Sie spielten unter beiden Dirigenten nicht nur ausgelassen und lebensfroh, sondern intonierten auf Geheiß von Schriefl auch zwei Songs, und für diese Gesangseinlagen regnete es Beifall wie aus Kübeln.

Während des kurzen offiziellen Teils erhielt der Stadt- und Kreismusikdirektor Josef Stritt aus den Händen des Parlamentarischen Staatssekretärs und Vorsitzenden des Calwer Blasmusik-Kreisverbandes Hans-Joachim Fuchtel die Dirigentennadel in Gold mit Diamanten für seine 35-jährige Tätigkeit, und auch der Altensteiger Bürgermeister Gerhard Feeß gratulierte dem Kapellmeister. Jeweils eine Ehrennadel in Bronze bekamen Tamara Kretschmann und Jennifer Kirchhoff für zehnjährige Mitgliedschaft in der Stadtkapelle.

Trotz Kühle verlangten die Besucher nach mehr und erst nach der zweiten Zugabe verließen sie in Champagner-Laune das Amphitheater.