Eine Virtuosin an der Gitarre: Heike Matthiesen Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Heike Matthiesen gestaltet mit Mozartvariationen den Auftakt der Altensteiger Meisterkonzerte

Von Maria Kosowska-Németh Altensteig. Die Neuauflage der Altensteiger Meisterkonzerte im Bürgersaal eröffnete Heike Matthiesen, eine Virtuosin der deutschen Gitarren-Elite. Sie erfreute das Publikum mit ihrem einzigartigen Programm "Mozartvariationen", welches auch ein Ständchen für den großen Komponisten zu dessen 258. Geburtstag darstellte.Eine einsame Frauenfigur auf der Bühne und eine reiche Klangfülle prägten das Konzertbild, das solistische Instrument zog magnetisch die Zuhöreraufmerksamkeit an. Matthiesen verkürzte bewusst die räumliche Distanz, knüpfte aus dem Stegreif den Kontakt zu ihren Gästen, und auf ihre natürliche, offene Weise fügte sie zu jedem Programmpunkt einige Erläuterungsworte hinzu.

Ihr Programm-Anliegen war es, der Gitarre ihr anhaftendes Flamenco- oder folkloristisches Image zeitweise zu entziehen und einige fingerbrecherische Kompositionen der führenden Gitarrenvirtuosen aus vergangenen Zeiten vorzustellen, indem sie das umfangreiche technische Instrumentpotenzial in ihren eigenen Musikstil einbaute.

Mozart selbst hatte kein einziges Stück explizit für Gitarre geschrieben, seiner melodiösen Arien aus der "Zauberflöte" und "Don Juan" bedienten sich aber der Spanier Fernando Sor und Österreicher J.K. Mertz in seinen Variationen und Fantasien. Auch der Deutsche Joseph Kreutzer komponierte für Gitarre, darunter die Bearbeitung eines Themas aus "Entführung aus dem Serail".

Matthiesen spielte – ihrem Naturell entsprechend – mit soviel Anmut und Zartheit, dass die atemberaubende Virtuosität einen schwebenden, unwirklichen und federleichten Charakter annahm. Die Diskantstimme rankte sich um die verflochtenen Akkordengriffe oder sie blitzte in schnellen Passagen und in Flageoletten-Tönen auf, die Oktavläufe verstärkten die Illusion des Legatospiels, welches aufgrund der Spezifik der Gitarre sehr schwierig ist. Die Klangfarbe veränderte sich je nach Musikcharakter und sie schwankte in einem delikaten Mix zwischen Gitarre-, Laute- und Harfenklängen.

In völliger Konzentration und auf den musikalischen Ausdruck bedacht, gab die Gitarristin den Mozartschen Themen viel Zeitraum und einen breiten, auf dem Phrasenaufbau ruhenden Atem, daher muteten die bekannten klassischen Arien ein wenig romantisch an. Die Romantik pur klang deutlich in dem für Gitarre heikel transkribierten Schubertschen "Ständchen" und in dem mit dezentem Vibrato gezupften "Regentropfen-Präludium" von Chopin, bei dem die Künstlerin die transparente, aber technisch anspruchsvolle Faktur mit unterschwelliger Leidenschaft bereicherte.

Die Solistin war vom enthusiastischen Empfang in Altensteig authentisch angetan und als sie mehrmals auf die Bühne aufgerufen wurde, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, einen allbekannten Gitarrenklassiker, die "Erinnerung an Alhambra" vom Katalane Francisco Tarrega, vorzutragen. Das von der wehmütigen Melodie auf dem meisterhaft dichten Tremolo-Hintergrund begeisterte Publikum bekam obendrein als Abschiedsgeschenk noch ein kleines süßes Musikkonfekt von Mozart.