Peter Weber mit einer "Zwischenstufe" des von ihm entwickelten Steuerelements des neuen Zeiss-Mikroskops. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit dem Zeiss-Digitalmikroskop "Smartzoom 5" revolutioniert ID Weber die Qualitätskontrolle und erhält den "reddot-Award"

Von Axel H. Kunert

Altensteig-Überberg. "Ja, wir sind das größte Designbüro am Ort", lacht Peter Weber, Eigentümer der Design-Agentur ID Weber. Bezogen auf Altensteig-Überberg – wohl auch das einzige. Aber in der Branche kennen spätestens jetzt alle diese Top-Adresse für Hightech-Design. Denn ID Weber hat mit einem von ihm entwickelten digitalen Mikroskop für die Firma Zeiss den renommierten reddot-Design-Award gewonnen.

"Für mich ist der Nordschwarzwald der ideale Standort für mein Büro", sagt der gebürtige Essener Weber. Seit 1987 ist der gelernte Fotograf in Altensteig – natürlich kam er als Mitarbeiter der ehemaligen Agentur von Hartmut Esslinger ("frog design") hierher. Bei Esslinger machte Weber "eine sensationelle Karriere", wie er selbst findet. Stieg in 23 Jahren dort zum Studioleiter auf. Als Esslinger dann komplett aus seiner eigenen Agentur ausstiegt, fand Weber, es sei auch für ihn Zeit, sich etwas Neues, Eigenes aufzubauen; natürlich im Nordschwarzwald. "Hier gibt es viele hochklassige Spezialunternehmen, auf die ich im Muster- und Modellbau zurückgreifen kann." Erstklassiges Tüftler-Knowhow, wie es auch in dem jetzt preisgekrönten Zeiss-Mikroskop steckt.

Denn Industriedesign – das ist heute sehr, sehr viel mehr als nur tolle Zeichnungen von tollen Produkten. Weber und sein Büro sind weltweit führend bei der Entwicklung von Laboreinrichtungen und -ausstattungen. "Wir sind da quasi die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Produktentwicklung." Soll heißen: All das, was Forscher an neuen technologischen Entwicklungen veröffentlichen, muss ein Industriedesigner wie Weber "funktional und effizient" in eine Geräte-Ergonomie umsetzen. Im Bezug auf das neue, in seiner Art bahnbrechende Mikroskop "Smartzoom 5" von Zeiss meint das: "Wir mussten im Prinzip die Idee des Mikroskops in allen seinen Bestandteil komplett neu erfinden."

Über zwei Jahre hat das gedauert. "Anfangs haben wir alle konventionellen Mikroskope auf dem Markt durchgetestet und analysiert – und Funktionalität, Ergonomie und Qualität bewertet nach Schwächen und Stärken." Dann hat sich Weber mit seinem für dieses Projekt eigens zusammengestellten Team angeschaut, wer in welchen Bereichen die neue Mikroskop-Technik künftig anwenden würde. Und welche Anforderungen hier – voraussichtlich – in den kommenden Jahren erfüllt werden müssten. Und das auf einem weltweiten Markt, in dem "eine 1,55 Meter große Asiatin mit kleinen Händen das Gerät genauso gut und sicher bedienen können muss wie der 2,04 Meter große Däne."

Webers Stärke dabei: Bei der Entwicklung des tatsächlichen Produkt-Designs ist er sehr eng vernetzt mit dem Werkzeugbau, um in seinen Entwurf einfließen zu lassen, was dort möglichst effizient umgesetzt werden kann. Denn: "Nicht alles, was designtechnisch möglich ist, ist auch sinnvoll." Gesucht wird, was in einer angemessenen Zeit auch gut und effektiv in der Produktion realisierbar ist. Webers zweite Stärke mit seinem Team: "Wir haben auch die gesamte Steuertechnik und die Schnittstellen für das neue Mikroskop programmiert." Und das immer mit Blick auf die späteren Anwender. Denn die sitzen vor allem in der Qualitätssicherung von Unternehmen, testen mit dem neuen Mikroskop zum Beispiel Werkstoffoberflächen. Und das mit dem bahnbrechenden Zeiss-Gerät erstmals komplett digital und automatisiert.

"Das Mikroskop erkennt selbstständig, wie etwas sein sollte. Und löst Eskalationsketten aus, wenn etwas nicht so ist wie es sein sollte. Damit es wieder wird, wie es sein sollte." Genau das sei der "Quantensprung", der mit dem neuen Mikroskop in der Branche gelungen sei – automatisierte Arbeitsabläufe in der Qualitätssicherung.

Altensteiger Expertisemacht Zeisszum Technologie-Führer

Damit sei Zeiss mit einem Schlag einmal mehr zum Technologie-Führer in der Branche avanciert – mit echter Experten-Hilfe aus Altensteig. Denn die nun mögliche Automatisierung in der Qualitätsprüfung und -sicherung mit Hilfe des neuen Mikroskops sei derzeit beispiellos. Und eben deshalb auch der Grund, warum die Jury vom reddot-Award den Preis für dieses echte Meisterwerk nach Altensteig vergab.