Mit ihrem Auftritt im Bürgerhaus setzten die Stuttgarter Holzbläsersolisten gleich zu Beginn der Altensteiger Meisterkonzerte-Reihe ein Ausrufezeichen. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Stuttgarter Holzbläsersolisten beeindrucken von Anfang an

Von Maria Kosowska-Németh

Altensteig. Mit einem hochkarätigen Gastsspiel eröffneten die Stuttgarter Holzbläsersolisten Andreas Vogel (Oboe), Tomoko Hermann (Klarinette), Ulrich Hermann (Fagott), Susanne Wichmann (Horn) und Andreas Dürr (Klavier) die neueste Auflage der Altensteiger Meisterkonzerte-Reihe. Der Abend gestaltete sich von Beginn an überaus interessant. Im Fokus des vielfältigen Programms stand das Mozart’sche Meisterstück Klavierquintett Es-Dur.

Diesem Werk widmete sich der geniale Komponist mit einer für ihn ungewöhnlicher Sorgfalt – statt wie üblich die fertige Partitur quasi im Nu zu entwerfen, skizzierte er die Stimmen im sogenannten Particell, wobei er die einzelnen Parts den hervorragenden Solobläsern des Kaisers Joseph II. zugedacht hatte. Ihm war bewusst, dass diese Musik Kraft emotioneller und künstlerischer Einmaligkeit eine besondere Stellung in seinem Schaffen einnehmen wird. Vor allem aber empfand Mozart sein Meisterwerk als den kompositorischen Höhepunkt (im Alter von 28 Jahren) und persönliche Bestätigung zugleich, als "das beste, was ich noch in meinem Leben geschrieben habe".

Eine besondere Rolle fiel demPianisten zu

Von den ersten Akkorden an beeindruckten die Stuttgarter Interpreten durch die Transparenz und Homogenität der orchestral wirkenden Faktur und durch akkurate Ausgewogenheit und Gleichberechtigung der einzelnen Stimmen. In der unaufdringlichen Virtuosität widerspiegelte sich die wunderbare, kontrapunktische Melodieführung des ergreifend schönen Larghetto, und die meisterhafte Kadenz des letzten Satzes – eine wahre technisch-musikalische Herausforderung – erwies sich als eine koloristisch einheitlich und technisch präzise Meisterleistung.

Eine besondere Rolle fiel in diesem Konzert dem Pianisten Andreas Dürr zu. Zwar treten die Stuttgarter Holzbläsersolisten gewöhnlich in wechselnder Besetzung auf, doch nur ein Vollblut-Profi kann kurzfristig den Klavierpart des gesamten Abends übernehmen, besonders dann, wenn das Programm ambitionierte kammermusikalische Werke umfasst.

Ständig wachsam, technisch zuverlässig und doch diskret wirkend, bestätigte Dürr seine pianistische Vorzüge zusammen mit Ulrich Hermann in der Sonate für Fagott und Klavier von Camille Saint-Saëns. Französische Galanterie von erlesener Klangqualität und ein betörender Fagott-Gesang ohne gekünstelte Exaltation gaben einen Vorgeschmack auf das nachfolgende, um die Klarinettenstimme von Tomoko Hermann bereicherte Trio Pathétique von Michail Glinka.

Wieder einmal erwies sich Dürr hier als beispielhaftes Anpassungstalent und musikalisches Verbindungsglied zwischen zwei Blasinstrumenten. Seine Fähigkeiten baute er dann besonders eindrucksvoll im Trio für Oboe, Fagott und Klavier von Francis Poulenc aus.

Dessen Faible für mozart’sche Leichtigkeit und seine geistige Affinität mit dem großen Klassiker drückte sich wie in einer Spiegelreihe-Perspektive voller funkelnder Motive, Esprit und Vitalität aus. Mit dem perlend leichten Klang bis in die höchsten Lagen, mal mit inniger Leidenschaft, mal mit subkutaner Dramatik, veredelte Andreas Vogel die großzügig geführten Oboe-Kantilenen. An dem Schein-Wettbewerb der agogischen Präzision, musikalischer Geistesblitze und Lebensfreude-Ausbrüchen fanden auch seine kongenialen Partner Hermann und Dürr ihre musikalische Erfüllung.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die meisten Musiker Improvisationskünstler sind. Ein Konzert besteht aus flüchtigen Eindrücken, lebt von seiner Einmaligkeit und hinterlässt meistens bleibende Spuren. Wenn das Publikum unentwegt applaudiert – wie jetzt im Bürgerhaus – bedeutet das einen Erfolg der künstlerischen Mission.