Der Chor mit den Solisten Veronica Kluge und Carlos Kluge beim "Halleluja" Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

"Reif für die Insel": Projektchor und Liederkranz entführen beim Herbstkonzert in fremde Kulturen

Reif sind sie beide: der Projektchor für das bevorstehende Abenteuer in Südamerika und der Liederkranz virtuell "für die Insel". Beim gemeinsamen Herbstkonzert im Altensteiger Bürgersaal nahmen sie 120 Zuhörer mit auf eine Reise durch ferne Länder und Kulturen.

Altensteig. Das Morgenlicht in Irland, tropischen Strände auf Kuba, die Hymne der Zulu, das russische Vater unser, der Frauenheld Colàs, der Musiker Habanero, der noch einmal ein bestimmtes Lied spielen soll, die schönen Frauen der Osterinsel: Dirigentin Verònica Kluge hatte beim Repertoire einen weiten Bogen gespannt, melancholische und fröhliche, schwungvolle und langsame Titel ausgesucht und einen bunten Melodienstrauß geflochten. Die gebürtige Argentinierin reist in einigen Wochen mit 26 Sängerinnen und Sänger vom Kniebis-Nagold-Chorverband nach Peru. Geplant sind mehrere Auftritte. Ein Teil des Tourneeprogramms wurde im Bürgersaal zu Gehör gebracht.

In 20 Proben hatte der Liederkranz auf das Herbstkonzert hingearbeitet. Bereits früher eingeübte Stücke wurden aufgefrischt und neue Titel konzentriert einstudiert. Auffällig war, dass sie nicht mehr auswendig, sondern mit Notenblatt gesungen wurden und der gemischte Chor kleiner geworden ist. Zum öffentlichen Auftritt hatte man deshalb Beatrix Bossenmaier-Theurer (Alt) vom Altensteiger Vokalensemble und Albrecht Joos (Tenor), dem früheren Mitglied der Christophorus-Kantorei, als Verstärkung "ausgeliehen". Nicht so Klavierbegleiter Thomas Früchtl, er gehört, wenn man so sagen will, inzwischen zum festen Bestand.

Nach dem vom Gastgeber intonierten Hinweis "Mit Musik geht alles besser" und dem Versprechen von Schlagersänger Peter Rubin "Wir zwei fahren irgendwohin, wo ich ganz allein mit dir bin" waren drei wunderschöne Weisen aus Irland, der getragenen "Irischen Segen", das stimmungsvollen "Morgenlicht" und der Aufforderung "Zieh ich in die Welt" (Solistin: Sabrina Klaiss, Tochter der Liederkranzvorsitzenden Claudia Klaiss) ein erster Höhepunkt. Beeindruckend kraftvoll war auch das anschließende Solo von Carlos Kluge im weltberühmten Song von Frank Sinatra "New York, New York". Der Sohn von Verònica Kluge sollte im Laufe des Konzertabends als Tenor noch einige Male glänzen.

Sangeslust nicht nur hör,- sondern auch fühlbar

"Spiel noch einmal für mich, Habanero": Beim eingängigen, von Catarina Valente zum Welthit avancierten Calypso war dem gemischten Chor die Sangeslust nicht nur hör-, sondern auch äußerlich spürbar anzumerken. Die Begeisterung sollte bei den nachfolgenden Titeln über den spanischen Frauenheld "Colàs", der nicht treu sein kann und der Anbetung von Margherita im inbrünstigen Liebeslied "Las Mananitas" nicht nachlassen.

Der an diesem Abend dezimierte Projektchor scheint für die Reise nach Peru gut gerüstet. Besonders das Negro-Spiritual "Ride the chariot" über das Leid der Schwarzen Bevölkerung von Amerika, das südafrikanische "Siyahamba" in der Sprache der Zulu ("Wir gehen in Gottes Licht") und der Song über eine Indianerin, die darüber klagt, dass sie ausgeraubt wurde ("Huincahonal") hinterließen einen nachhaltigen Eindruck.

Heftig beklatscht wurde auch das auf deutsch und russisch dynamisch gesungene, als "sprachliches Experiment" angekündigte "Tebje pajom" aus der Zeit der Romantik – mit dem Liederkranz auf der Empore und dem Projektchor auf der Bühne. Beim "Calypso", einem Satz von Alfons Scheirle, wurde das Publikum mit eingebunden – die Bässe auf der einen, die Tenöre auf der anderen Seite des Saals.

Mit der bekannten Titelmelodie "Goodbye, My Love, Goodbye" aus dem Erfolgsfilm "Dornenvögel" verabschiedete sich der Liederkranz nach einer reifen Gesamtleistung vom eigenen Programm, um die Reihen des Projektchors aufzufüllen bei der Wiedergabe des sehnsuchtsvollen alpenländischen Klassikers von Hubert von Goisern: "Weit, weit weg von Dir". Das zweistündige Herbstkonzert endete mit einer Zugabe, dem ergreifenden "Halleluja" mit den Solisten Verònica und Carlos Kluge und dem erwünschten Mitsummen der Zuhörer.