Mit ungewöhnlichen Gedankengängen geht Miss Marple auf Spurensuche. Foto: Rennig Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleines Theater: Agatha Christies "Ein angekündigter Mord" überzeugt durch gute schauspielerische Leistung

Von Barbara Rennig

Alles scheint seinen Gang zu gehen im Kurörtchen Chipping Cleghorn und auf "Little Paddocks", wo Dame Letitia Blacklock mit ihrer Entourage lebt – bis ausgerechnet an einem Freitag, den 13., in der Morgenzeitung ein Mord im Herrenhaus annonciert wird.

Altensteig. Der Roman "Ein angekündigter Mord" von Altmeisterin Agatha Christie diente als Vorlage für die Bühnenversion, die das Kleine Theater Altensteig unter der Regie von Sabine Bethge nun mit Schwung und köstlichen Seitenhieben auf die britische Lebensart in der Städtischen Musikschule Altensteig präsentierte. Die Schauspieler waren in Bestform, und das Premierenpublikum ging zwei Stunden lang hingerissen mit.

Trotz der Mordankündigung im Stück will Letitia (Letty) Blacklock – von Astrid Kreutz so extravagant wie rätselhaft verkörpert – am Abend Gäste empfangen, und Hausmädchen Mitzi muss ihr berühmtes Gulasch und Canapés vorbereiten. Britta Erhard in der Rolle einer Exil-Ungarin, die von einer Karriere in Hollywood träumt, arriviert mit ihrem perfekt durchgehaltenen Akzent und exaltierten Gesten geradezu zum Publikumsliebling.

Zur Gesellschaft im Herrenhaus gehören Lettys etwas vertrottelt wirkende Jugendfreundin Bunny (bravourös verkörpert von Friderun de Jong), Neffe Patrick (Martin Peukert als bequemer Student), die kecke Julia (Kirsten Fuchs) und Philippa (Maité Passow). Schließlich stößt noch Edmund Swettenham, ein geschniegelter Möchtegern-Schriftsteller (Sven Gebhard) hinzu.

Schlag 18.30 Uhr starren alle wie gebannt auf die Wanduhr – und in der Tat scheint sich Unheilvolles anzubahnen: Das Licht fällt aus, die Tür wird aufgerissen, eine Taschenlampe flackert, eine fremde Stimme zwingt die Anwesenden: "Hände hoch!", dann fallen Schüsse.

Miss Marple löst den Fall

Wie gut, dass Miss Marple ebenso "zufällig" anwesend ist, um die Leiche zu untersuchen, die mitten im Salon liegt. Es handelt sich angeblich um Rudi Scherz, einen Schweizer Hotelangestellten und Kleinkriminellen, der Dame Letty erst vor kurzem zu erpressen versuchte.

Tina Steigner mimt eine hinreißend kesse Miss Marple mit Schirm, Charme und Handtäschchen, die ihrem etwas schwerfälligen Kollegen Inspector Craddock (Joachim Krüger, very British in Trenchcoat und karierter Mütze) nicht nur mit ungewöhnlichen Gedankengängen, sondern vor allem mit Knuffen in Arme und Schultern zusetzt.

Die Spur führt in vielen scheinbar verknoteten Fäden in die Vergangenheit Lettys und ihrer angeblich verstorbenen Schwester Lotty, zu einem ominösen Testament und ebenso geheimnisvollen Briefen – bis noch ein Tod die Hausgesellschaft aufschreckt: Bunny bricht an ihrem Geburtstag zusammen und ist nicht mehr zu retten. War die Ursache ihres Todes der reichlich genossene Sherry, ein Stück Geburtstagstorte oder das Aspirin, das sie sich wegen anhaltender Kopfschmerzen einverleibt hatte? Rätsel über Rätsel.

Während Miss Marple auf Spurensuche eine geheime Tür entdeckt und mit Craddock gemeinsam tüftelt, gewinnt die Handlung weiter an Dynamik, immer neue Anhaltspunkte, verwirrende Fährten, falsche Identitäten tun sich auf, ehe sich im großen Showdown alles entwirrt.

Die schwungvolle Inszenierung in einem von Peter Henßler für die kleine Spielfläche geschickt mit gestalteten Bühnenbild ist eine grandiose Ensembleleistung, die das begeisterte Premierenpublikum mit reichem Beifall quittierte.

Weitere Informationen: Freitag, 29.April, und Samstag, 30. April, 20 Uhr; Sonntag, 1. Mai, 18 Uhr; Freitag, 6. Mai, und Samstag, 7. Mai, um 20 Uhr; Sonntag, 8. Mai, um 18 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Farbenhandlung Erhard, Bahnhofstraße 34, Altensteig, Telefon 07453/8181