Kunsttherapeutin Susanne Jung (hinten, Mitte) und einige ihrer Schützllinge stellen im Altensteiger Rathaus aus. Die mehr als 20 Bilder entstanden im Rahmen der Maltherapie des Altensteiger Jugenddorfs und sind bis Ende Juli zu sehen. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Jugendliche aus den Altensteiger Jugenddorf-Wohngruppen stellen im Rathaus aus

Von Manfred Köncke

Altensteig. Eine Handvoll Jugendlicher aus den Wohngruppen des Altensteiger Jugenddorfs stellen bis Ende Juni mehr als 20 Bilder im Erdgeschoss des Altensteiger Rathauses aus.

Bei der Vernissage erfuhren die Betrachter nicht nur einiges über die Technik – größtenteils Acryl auf Leinwand – sondern wie persönliche Lebenserfahrungen, Gefühle und Träume in Bildern "verarbeitet" werden. Die 16- bis 21-jährigen Aussteller haben durchweg mit seelischen Problemen zu kämpfen, die sich in Zwangshandlungen und Persönlichkeitsstörungen äußern können.

Typisch ist für Altensteigs Kulturamtsleiter Christoph Oldenkotte das Bild von Natascha: Unter dem übermächtigen Panzer einer Schildkröte schaut ein unsicher und ängstlich blickender Kopf hervor. Die Ausdruckskraft hätte ihn "erreicht und bewegt". Aufgefallen sei ihm auf der anderen Seite aber auch, welchen Optimismus die gemalten Frauengestalten ausstrahlen, welche Wirkung lichtdurchflutete Landschaften ausüben, wie harmonisch Gemeinschaftsarbeiten aufeinander abgestimmt seien.

Standortleiterin Stefanie Sajko ging in ihrer Ansprache näher auf die Arbeit des Altensteiger Jugenddorfs ein, in dem seit 60 Jahren getreu dem Motto "Niemand darf verloren gehen" pädagogische Arbeit und Betreuung auf vielen Gebieten geleistet werde. Zum Beispiel in den Wohngruppen "Hoffnungsland", in denen Jugendliche mit seelischen Problemen leben. Eine Art von "Überlebensstrategie" und Heilung sei die Maltherapie, die von Diplom-Kunsttherapeutin Susanne Jung als offenes Angebot im Jugenddorf geleitet wird. Für die gebürtige Ludwigsburgerin wird durch den spielerische Umgang mit Farben und Formen "die Kreativität und das Selbstvertrauen gestärkt".

Lisa ist 20 Jahre alt. Sie stammt aus Pforzheim und leidet nach eigener Aussage unter Depressionen und Aggressionen. Im Jugenddorf Altensteig wird sie therapiert und begleitet. Sie strahlt Optimismus aus. Nicht nur, weil sie bei der Ausstellungseröffnung drei der vier von ihr gemalten Bilder verkauft, sondern sich zur CJD-Abendrealschule in Altensteig angemeldet hat, um nach einer abgebrochenen Ausbildung zur Friseurin "etwas anderes" machen zu können. Die Vernissage wurde musikalisch von der sechsköpfigen CJD-Band – bestehend aus vier Sängerinnen und zwei Instrumentalisten (Gitarre und Cajon) – umrahmt. Nachzutragen bleibt, dass Susanne Jung im ersten Stock des Altensteiger Rathauses selbst mit einigen Bildern vertreten ist.