Der Felsendom in Jerusalem war nur eine der historischen Stätten, die die Altensteiger Sänger bei ihrer Israel-Reise besichtigten. Foto: Hobler

Altensteiger Vokalensemble absolviert Auftritte am See Genezareth und im Westjordanland.

Altensteig - 44 Sängerinnen und Sänger des Altensteiger Vokalensembles verbrachten die Karwoche auf den Spuren Jesu Christi in Israel. Sie gaben Konzerte – bei einem Gottesdienst oder spontan unterwegs an historischen Stätten.

Es war die letzte Reise des Altensteiger Vokalensembles mit seinem Leiter Wolfgang Weible.

Am Karfreitag-Abend saßen sie im großen Kreis am Strand von Tel Aviv. Chorleiter Wolfgang Weible hatte sich im Sand auf den Rücken fallen lassen, von der einen Seite rauschte das Meer, von der anderen Autoverkehr. Die Choristen sangen Gospels, "Goodnight, Sweetheart" oder sogar Whiteacres schwieriges Stück "Sleep" auswendig. Das war nicht abgesprochen oder anberaumt, sondern einfach eine spontane Feier zum Ende einer großartigen Reise.

Sie hatte am 8. April in Netanja begonnen, über Nazareth ins palästinensische Beit Jala und nach Bethlehem geführt, dann nach Jerusalem und Tel Aviv. Aufstehen um halb sieben, in den Bus steigen um acht, damit die Zeit reichte, um alles Wichtige anzusehen: Akko, die mittelalterliche Kreuzritterburg, Cäsarea, die Hafenstadt des von Rom eingesetzten Königs Herodes, oder Masada, seine Höhenfestung mit fantastischem Blick auf das Tote Meer.

Botanikunterricht ist in der Reise inbegriffen

Reiseleiterin Ronit führte sachkundig durch die Ruinen – wie sie überhaupt alles erklärte, woran der Bus vorbei rauschte, klug und pädagogisch: "Was für Bäume blühen da links?" Antwort unisono: "Mango!" Dieser Wortwechsel wurde zu einem der Running Gags der Reise. Schön albern kann es zugehen in einer Gruppe, die im Alter von zwölf bis 70 reicht, aber eine gemeinsame Erfahrung teilt: das Singen und Reisen mit der Christophorus-Kantorei.

Zu den spontanen Auftritten wie in der Brotvermehrungskirche oder in der Synagogenruine von Christi Wohnort Kapernaum gesellte sich immer reichlich Publikum. Das erste "richtige" Konzert jedoch fand statt in der Kirche der Seligpreisungen hoch über dem See Genezareth vor zwei Franziskanerinnen, vier Rucksacktouris und einer jungen Mutter mit Baby. Aber welch ein Erlebnis: Der achteckige Bau des Architekten Antonio Barluzzi erwies sich als zu klein, als dass sich ein Chor darin hätte aufstellen können, zu hallig, um Sopran, Alt, Tenor, Bass in Blöcken zu gruppieren. So reihten sich die Choristen in gemischten Stimmlagen an der Wand entlang – unter den Füßen Mosaikböden in römischen Mustern, über sich eine golden ausgekleidete Kuppel. Die von Susanne Schuler-Meybier und Elisabeth Rauser gespielten Flötenduette füllten die Kirche – eine Orgel hätte es nicht besser gekonnt.

Beim nächsten Konzert in der St.-Gabriel-Kirche über Nazareth rechnete niemand mit Publikum. Aber während der Chor noch probte, hatte sich Emma, die 13-jährige Tochter eines Tenorsängers, mutig vor eine neu eingetroffene indische Reisegruppe gestellt und sie auf Englisch zum Zuhören eingeladen. Es gab Standing Ovations – auch von den arabischen Gästen, für abendländische Kirchenmusik im Morgenland.

Zum Pessach-Fest ist Jerusalem regelrecht überfüllt

Das Ensemble besuchte die Taufstelle Jesu, Qumran, den Fundort der Schriftrollen mit den ältesten bekannten Bibeltexten, die Geburtskirche in Bethlehem und natürlich Jerusalem mit all seinen Sehenswürdigkeiten – zu Pessach, vor Ostern, eine fast beängstigend überfüllte Stadt. Wie anders waren die Fahrten durchs israelische Land: Beete voller Löwenmäulchen, Bougainvilleen, Plantagen von Zitrusfrüchten, mit Netzen überhängte Bananenstauden, gen Süden Wüste, Kakteen, Steine, und der Jordan nur noch ein Rinnsal. Die Gruppe badete im See Genezareth und im Toten Meer, um sich anschließend in Diskussionen über Ökologie und Politik zu verlieren.

Schweigend und mitgenommen verließ sie Yad Vashem, die Gedenkstätte für die Holocaust-Opfer. Auf dem Golan, dem syrischen, israelisch besetzten Gebiet im Norden berichteten die Blauhelmsoldaten, wie sich syrische Oppositionelle unter ihren Augen im Niemandsland für neue Gefechte aufstellten. Große Nachdenklichkeit lösten auch die hohen Mauern aus, die im Raum Bethlehem die palästinensischen Autonomiegebiete von Israel abriegeln.

Der Chor blieb drei Nächte lang im Hotel der palästinensischen Schule Thalita Kumi in Bet Jala. Dorthin, ins Westjordanland, wird Chorleiter Wolfgang Weible mit Ehefrau Kirsten kommenden Herbst ziehen.

Ensemble besucht künftige Wirkungsstätte seines Dirigenten

Die Einrichtung des Berliner Missionswerks zählt zu den deutschen Auslandsschulen des Auswärtigen Amts und führt vom Kindergarten bis zum Internationalen Abitur. Viele der Kinder sind Muslime, auch Mädchen werden schulisch und beruflich gefördert. Natürlich gab es – als Feier zum Beginn der Osterferien – ein Konzert in der Aula. Und von dort aus wurde ein Kontakt geknüpft, der alle Beteiligten sehr beeindruckte: Das Edward-Said-Konservatorium arbeitet seit 1990 daran, möglichst viele Kinder im zerrissenen Palästina musikalisch auszubilden. Es betreibt mehrere Musikschulen, unterhält Orchester und verschiedene Ensembles, die auch auf Reisen gehen.

Die Besucher hörte Jugendliche virtuos auf den traditionellen Lauten Oud und Saz oder der arabischen Zither spielen – und sang "Wenn alle Brünnlein fließen" als Gegengabe. Die Erlebnisse in Israel und Palästina werden in den Köpfen lange nachschwingen. Aber wer weiß, ob nicht auch die Beziehung zu den beiden Schulen weiter wächst.

Konzert-Info

Das Altensteiger Vokalensemble singt am Sonntag, 23. April, ab 17 Uhr in der evangelischen Stadtkirche Altensteig noch einmal das Tourneeprogramm "Frieden hören" mit Werken von Hessenberg, Nystedt, Pearsall und anderen.