Ein außergewöhnliches Konzert spielte das Quintett "Spark" im Altensteiger Bürgersaal. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Quintett "Spark" bringt rätselhaftes Wandelkonzert auf die Bühne

Von Maria Kosowska-Németh

Altensteig. Am vergangenen Sonntag gastierte auf der Altensteiger Bürgersaal-Bühne das klassische Quintett "Spark", englisch für Funke. Sein Programm-Motto "Songs in other Words – Mendelssohn Reloaded" kündigte im Vorfeld eine Neuauflage der Romantik an, die Konzertbesucher erlebten aber mit dem rätselhaften Wandel-Quintett mehr als nur einen faszinierenden Musikabend.

Seit 2007 arbeiten Andrea Ritter (Blockflöten), Daniel Koschitzki (Blockflöten, Melodica), Stefan Glaus (Violine, Viola), Victor Plumettaz (Cello) und Mischa Cheung (Klavier) zusammen und bereits für ihr Debüt-Album "Downtown Illusions" erhielten sie 2011 den ECHO Klassik-Preis in der Kategorie "Musik ohne Grenzen".

Das Altensteiger Konzert enthielt zum Teil mehrere Titel aus ihrer zweiten CD "Folk Tunes". Sie bildeten eine fantastisch grenzenlose Mischung aus Geistesblitzen der Stile, Genres und Epochen von Renaissance bis in die Gegenwart.

Die Kunst der Überraschung, der Täuschung, der musikalisch-assoziativer Illusion stand im Fokus des Events. Im Kern klassisch, nach außen jedoch eigenwillig und unbändig, jonglierten die jungen Interpreten geradezu manipulatorisch mit Motiven, Instrumenten und somit auch mit den Publikumsemotionen, indem sie sie mit profunder Musikkenntnis eine ganze Fülle der Ideen von Komponisten wie Gabriel Fauré, Chiel Meijering, Kamran Ince oder Johannes Motschmann den eindrucksvollen Metamorphosen unterzogen.

Die romantischen Klavierminiaturen "Lieder ohne Worte" von Felix Mendelssohn-Bartholdy bekamen durch das Prisma der neukompositorischen Wandlung einen unbekannten, beinahe extravaganten Tiefgang. Die eingängige Mondschein-Poetik des altenglischen Liebesliedes "Greensleeves" mündete in eine feurige Gigue, im ebenfalls tänzerisch-besessen "Kahden Kauppa" vom Finnen Jonne Valtonen entlud sich eine wahre Temperamentladung der Spark-Gruppe. Zeitweise war es schwierig, dem schwindelig schnell laufenden, im ständigen Umbruch der Rhythmen, Klangfarben und Motiven perfekten Technik-Karussell nachzukommen.

Neben Originalkompositionen spielte das Quintett einige von Spark-Mitbegründer Koschitzki konzipierten Arrangements von ausgeprägter improvisatorischer Leichtigkeit. Seinen kongenialen Partnern hatte Koschitzki die einzelnen Stimmen mit großer Kenntnis ihrer musikalischen Vorlieben auf den Leib geschrieben: Für Ritter und sich selbst technische Flöten-Akrobatik neben einigen gruselig-düsteren Sondereffekten, für Streicher Victor Plumettaz und Stefan Glaus elementar wütende Akkorde zwischen breit fließenden Kantilenen, schließlich anspruchsvolle Soli für Cheung, der im monumentalem Klavier-Intermezzo aus "Aprés un rêve" von Gabriel Fauré in Lisztscher Manier am Flügel brillierte.

Das "Spark"-Quintett stellt eine musikalische Ausnahmeerscheinung dar, und seine Musik passt glücklicherweise in keine Definitionsschublade. Frei von Regeln einer bestimmten Richtung und perfekt im interpretatorischen Ausdruck agierte die unberechenbare Band(e) zwei Stunden lang in ihrer eigenen, frei geschaffenen Dimension.

Kopfschüttelnd über die Wirkung ihrer emotionalen Kraft und überwältigenden Virtuosität applaudierte das Publikum lange noch über die zweite Zugabe hinaus.